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Liebelei
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Tolkszeilung, Wien
P.
O
enen leerntentennenenenenen¬
1 Sein Nachfolger Hans Gregor getraute sich ssagt, er könne sich den Weg ins Burgtheater, letzten Worte sprach, da
ganze Burgtheater für se
nicht recht, mit dem leichten Genre zu
ersparen.
gewonnen. Das ganze —
„Geben Sie mir das Stück gleich,“ sagte der
kommen und führte lieber eine Idee aus, die
iDienerfientermacte
Direktor, „denn ich fahr' heut' noch nach Fürstin Metternich, der
schon Gustav Mahler in die Tat hatte umsetzen
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Wolter und der benachbar
Berlin und wer' es im Coupé lesen.“
wollen: Oskar Straus zu beauftragen, für das
So haben denn seit gestern alle Wiener
Stück sollte aber trotzdem
Operntheater ein Tanzpoem zu schreiben.
Tags darauf telegraphiert Dr. Burckhard
Bühnen den Wettstreit um das Publikum
der nachhaltigsten Erfolge
Also wurde für das Singspiel „Der tapfere
dem Dichter, er habe das Stück angenommen,
aufgenommen, die Saison hat also begonnen.
entwickeln.
Kassian“ das Ballett „Die Prinzessin von
es gefalle ihm außerordentlich! Gleich nach
Es wird wohl ein harter Kampf werden. Eine
Tragant“ eingetauscht, das noch im November
seiner Rückkehr besprachen beide Herren die
der interessantesten Neuheiten, die uns vom
1912 zur Erstaufführung kam und noch heute
Besetzung. Sofort zeigte sich eine Gegen¬
Ob die Christine der mi
Raimendtheater angekündigt wird, ist
zu den meistgegebenen alten Balletten der
bowegung aus dem Personal. Einige be¬
„Liebelei“ auch in der
Artur
ein klässisches Wiener Stück,
Staatsoper zählt.
sich
rühmte Damen und Herren getrauten
Raimundtheaters in den
Liebelei“, von Oskar
nicht, die ihnen zugeteilten Rollen an¬
*
der vielen Librettisten, di
Stickirs in Müsik gesetzt.
zunehmen. Baumeister zum Beispiel konnte sich
noch nicht gewiß. Nicht ei
Es mag manche Verehrer des Dichters
mit dem alten Vorstadtmusikus Weiring nicht
Das wienerische Dram „Liebelei“, ein un¬
„Liebelei“ heißen wird. I
geben, denen dies Gespann nicht ganz gefällt:
zerstörbares Dokument der Wiener Gesell= befreunden Da sprang Sonnenthal ein, und
Monaten in Paris die
Einerseits der Wiener Poet, der auch in Höhen
zwar mit Begeisterung. Er wollte nicht nur
schen Prosaaufführung de
schaft aus der Jahrhundertwende, ist heute in
schwebt, wenn seine Gebanken in Grinzing
den alten Violinisten aus der Josefstadt
Da stand als Titel der de
der ganzen Welt durch viele Aufführungen
weilen, anderseits der weltberühmte
geben, sondern übernahm auch die Spiel¬
geradezu volkstümlich geworden. Als es 1895
„Liebelei“, und darunt
Operettenkomponist Oskar Straus, der Mann
leitung.
„Un film parlant frança
von Burckhard im Burgtheater zum ersten¬
der sieghaften Finali und Filmschlager. Den¬
Zu den heftigsten Gegnern der Auf¬
arbeiter hatte also sovi
mal gegeben wurde, galt dies als eine
wie sehr hat Schnitzler den Musiker
noch —
führung zählte Charlotte Wolter. Sie und die
geradezu revolutionäre Tat dieses hofrätlichen
###ischen Dichter, den T
Straus geliebt! Er fühlte sich ihm verwandt
Fürstin Metternich waren nicht nur im Ab¬
weil er — nicht übersetz
Revolutionärs. Abgesehen von dem in den
— durch die wienerische Note.
scheu vor der Figur des alten Vorstadtmusikers
Schnitzler das Wort „Li#
Augen der konservativen Aristokratie höchst
Den Einakter „Der tapfere Kassian“ hat
einig, sondern auch in ihrem Haß gegen
bedenklichen Milieu des Stückes war es das
deutsche Sprache erfunden
Artur Schnitzler aus der eigenen Prosa für die
Burckhard. Die Tragödin Wolter, oder
erstemal, daß man auf der klassischen Bühne
Selbstverständlich hat
Komposition durch Straus zurechtgerichtet.
richtiger gesagt, die Gräfin Sullivan=Wolter,
ehrwürdigen
Habsburger=Dynastie
der
S
Straus in seiner Musik
behauptete nämlich voll Entrüstung, der
Ich selbst habe damals die Erstaufführung wienerisch zu sprechen wagte! Damals — man
vermieden. Ein sozusagen
dieses Werkes für eine literarisch=musikalische
Vater Weiring gehöre nicht ins Burgtheater,
staunt — hatte es überhaupt noch nie ein
Direktor Dr. Hock hat
sondern tauge einzig als Geschäftsführer für
Akademie veranstaltet. Das sind jetzt schon Dialektstück im Burgtheater gegeben! Ueber¬
„Gegenteil einer Operett
zweiundzwanzig Jahre. Bi der Generalprobe
ein Nachtcafé! Diese Ansicht verkündete sie
haupt — so meinte die Fürstin Metternich und
hat unter anderm eine
saß ich neben Artur Schnieler, der wohl nicht
sogar in einem Interview. Selbstverständlich
ihr ganzer, für die Hofbühnen so gewichtiger
schrieen, selbstverständli
leitete. Burckhard gegen das Burgtheater¬
selbst die Regie führte, aber in seiner
Kreis — gehören Dialektstücke in die Josef¬
Walzern, über finen, di
mitglied Wolter keine Disziplinaruntersuchung
temperamentvoll=liebenswürdigen Art man¬
stadt! Aber zum großen Verdruß der Fürstin
Das Originalhrama be
ein, obgleich der Fall kraß genug war! Eine
cherlei wienerisch=sinnige Anregungen gab.
Pauline, die doch sonst eine so geistvolle und
drei Akten, das neue „S
Hofschauspielerin, die öffentlich gegen den
weist sieben Bilder auf. E
kluge Frau war, sollten gar bald nach der
Das war also 1912 im Carltheater. Franz
k. u. k. Direktor auftritt und eine neue, von
„Liebelei“ dialektische Herren von der Be¬
frei erfundene Vorgeschig
Schalk dirigierte — das erste und zugleich
ihm gebrachte Dichtung verspottet und be¬
denklichkeit eines Anzengruber und eines
Fritzens mit der tragisch
letztemal an jenem Pult, vor dem einst ein
schimpft.
Raimund und Nestroy auf dem Franzensring
erste Bild spielt in
Suppé gesessen und ein Offenbach und andre
einziehen und sprechen, wie ihnen der
Freudenau, wo Fritz mi
unsterbliche Diener der heiteren Muse. Der
sammenkommt, deren
damalige Kapellmeister Schalk der Hofoper
Schnabel gewachsen war.
Was man dem alten Weiring als Ver¬
Oberst) ihn dann erschieß
hatte von mir nur verlangt, ich müsse so un¬
brechen anrechnete? Daß er um die Liebelei
Wohnung Weirings, das
gefähr zwei Drittel der Pulte des Carltheater¬
Christinens mit Fritz wisse und diese dennoch
zum Schauplatz, wo Fri
orchesters mit Philharmonikern besetzen. Das
Man kann sich denken, wie hoffnungslos der
nicht (etwa wie Vater Galotti seine Emilia)
ander treffen. Erst beim
Publikum werde Ohren machen.
junge Schnitzler war, als er seine in der
töte! Aber gerade diese Haltung begründet der
das Oringinalstück Schni
Kammersänger Maikl, der Bariton
„ordinären“ Vorstadt spielende Komödie dem
Dichter gemütvoll und einwandfrei.
Die Besetzung? Die Ch
Hofbauer und die schöne Kammersängerin
Burgtheater einreichte — ein Stück, das noch
Und dann: Es hat sich doch nicht um ein
den ganz jungen Debütan
dazu als Neueinführung das „süße Wiener
Hedwig Francillo=Kauffmann sowie Herr
leichtsinniges Ding gehandelt, sondern um ein
Fräulein Karger, aus der
Mädel“ in den von Marmor und Gold
Marlhoff vom Operntheater bildeten die
hervorgegangen. Die
strotzenden Kunstpalast brachte. Eigentlich hat Mädchen von stärkstem Ernst des Herzens, von
rühmliche Besetzung. Die Aufführung hatte
tiefem Gemüt, um diese so sympathische,
Lang. Den alten Musi
sich diese „Einreichung“ absolut nicht so
einen durchaus starken Erfolg, der Kom¬
Sonnenthal, Girardi un
feierlich vollzogen: Dr. Burckhard und Doktor diese unvergeßliche Christine Weiring! Als sie
ponist und seine Darsteller wurden oft und
so rasch volkstümlich g
Schnitzler wohnten damals zufällig in einem hört, ihr Fritz sei im Duell gefallen, noch dazu
oft gerufen.
spieler Ludwig Stössel.
Hause, nämlich in der Frankgasse 1. Das für eine andre, für eine verheiratete Frau,
Uebrigens war „Der tapfere Kassian“.—
von der er sich so leicht nicht hatte lösen Mitterwurzer berühm
heißt: dort lag sozusagen die Wohn=Wohnung
auf den Theaterzettel hatte ich in Einver¬
können, da geht Christine ins Wasser.
minutenrolle des „Herrn
Burckhards. Er hatte nämlich in der
nehmen mit Schnitzler den Untemitel ge¬
einem Schauspieler gegeb
Vater Weiring sieht nur, wie sein geliebtes
Porzellangasse noch eine zweite Wohnung, die
schrieben „Ein Wiener Stück mit Musik“, nach
uniform stramm zu trag
Kind die Wohnung verzweifelt verläßt, er kann
seiner
Artur Schnitzler, Musik von Oskar Straus —er seiner besten Freundin hielt —
sich kaum bewegen, ihr nachzueilen, er ist ge= sationelle kurze Drapübe
Bibliothek! Eines Tages wollte Schnitzler auf
von Direktor Weingartner für die Hofoper an¬
wurzer als dieser „Herr

gelähmt, aber er weiß, was geschehen wird.
den Weg ins Burgtheater, sein „Liebelei“¬
genommen worden. Er war allerdings
„Sie kommt nicht wieder!“ ruft er ausmehr ins Burgtheater
während seiner kurzen Direktionszeit nicht Manuskript zu übergeben. Da trifft er im
dazugekommen, die Premiere vorzubereiten. Haustor den Direktor, der dem Schriftstellerl und sinkt zusammen. Als Sonnenthal diese Vitrine gewandert.