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Liebelei
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Sonn- u. Montagsteitung Wien
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Prozeß um die „Liebelei“-Operette
Wie wir erfahren, steht für die nächste Z#it ein sehr interessanter Theaterprozeß bevor. Die Direktion
Schnitzlers „Liebelei“ verfaßt
des Raimund=Theaters hat eine Operette, die nach Motiven von Ar
ist, mit Musik von Oskar Straus zur Erstaufführung als Weihnachtsnobikät ungenon.men.
Nun sieht sich aber das Raimund=Theater veranlaßt, aus verschiedenen Gründen von der beabsichtigten
Aufführung abzusehen. Das heißt, die Direktion wünscht verschiedene Veränderungen dieses Werkes. Die
Autoren werden nun gegen das Raimund=Theater klagbar auftreten und wollen auf dem Gerichtswege die
Aufführung des Stückes herbeiführen.
Die Operette darf im Relmundtheater nicht aufgeführt werden
Es handelt sich hiebei um eine Operette, die nach Umständen vermeiden, weil es nur eine Operette nach
Motiven der „Liebelei“ ist.
Schnitzlers berühmter „Liebelei“ geschrieben wurde. Der
Bei der Uraufführung des Werkes in Kopen¬
Einfall, Schnitzlers „Liebelei“ zu einer Overette zu ver¬
hagen stellten sich verschiedene Fehler im Aufbau des
arbeiten, stammt von Geza Herczeg, der es auch durch¬
Stückes heraus, die die Autoren zu korrigieren sich bereit
setzte, daß die Erben Artur Schnitzlers die Einwilligung
erklärten.
gaben, daß einzelne Szenen aus „Liebelei“ als Grundlage
Nun aber stößt die beabsichtigte Aufführung des
für ein Operettenbuch benützt werden. Als Autoren der
Raimund=Theaters noch auf andere Schwierigkeiten,
Operette treten Paul Knepler, Geza Herczeg, der
frühere Berliner Direktor Heinz Saltenburg und
Bei Kopschmerzen, Shwindel, Ofrenfausen,
der Librettist Dr. Beda wie der Verleger Armin Robin¬
störtem Schlaf, schlechter Laun, gereizter Stimmung greife
son auf. Oskar Straus hat zu diesem wienerischen Sujet
man sogleich zu dem altbewi hrten „Franz=Josef“=Bitter¬
die Musik komponiert.
wasser. Aerztlich bestens empfahlen.
Die wohlbekannte Handlung der „Liebelei“
da augenblicklich bekanntlich ein gesetzliches Uniform¬
wurde in eine Anzahl von Bildern zerlegt, neue
verbot österreichische Uniformen betreffend existiert
Situationen und neue Figuren kamen hinzu. Das
und die österreichische Vorkriegsuniform in diesem
Werk spielt im Wien der Vorkriegszeit, ein Bild auf
Werk eine besondere Rolle spielt.
dem Rennplatz der Freudenau, ein anderes beim
Aus allen diesen Gründen hat sich die Direktion des
Heurigen usw. usw.
Das Stück sollte im Raimund=Theater seine Wiener, Raimund=Theaters veranlaßt gesehen, einstweilen wenig¬
Premiere haben, der Titel stand noch nicht fest. Den stens von der Aufführung der „Liebelei“=Operette ab¬
Schnitzlerschen Titel „Liebelei“ wollte man unter allen zusehen.