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Liebelei
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Ein wohltätiger Herzschlag, wohltätig für Milada und
zugetan ist, ihr ganzes Zeben opfern? Ist das wahrschein.
lich Milada soll die Verlobte Retlaffs verden oder bleiven,
kater.
für den Zuschauer, dem weitexe psychologische und and re
Sorgen erspart bleiben. Mit der Bühnenwirkung seines
der, wie sie weiß, die Schwester ihres Jugendgeliebten zum
kanz Ulbrich. —
Versuches kann Herr Ulrich trotzdem zufrieden sein; ei
Selbstmord getrieben? Nun. Milada rächt sich sozusagen
an Retlaff: sie schenkt dem Dichter ihre volle Gunst, weigert
großer Lorbeerkranz und ein Beifall, der ihm gestattete, drei¬
sich aber, seine Frau zu werden; sie würde ihm nur hinderlich
mal zu erscheinen, sind Lohn, der reichlich lohnet. Im Ernste:
errn D
franz
„Milada“ steht an Wert Dichtung „Du gleichst dem Geist“
sein auf der Bahn des Ruhmes, sie, die an einem schweren
pielzeit als
Herzleiden krankt.
sehr weit nach; letztere# auch später entstanden. — Ger
er Art Hoff¬
spielt wurde mit Lust und Liebe. Eine leidenschaftlich er¬
er in dem
Da sitzt nun der Glückliche und Ahnungslose abends
regte und zärtliche, im Anzuge etwas überlavene Milada war
soll und mit
nach seinem Erfolge im Restaurant und plaudert mit dem
Frl. Ella Hartmann; ein liebenswürdiger Poet Herr Dr.
taktigen Schau¬
Leutnant darüber. Sein Freund, der junge Arzt Miladas,
Drach. Den gewissenlosen Retlaff spielte Herr Gerlach
Seite seiner
kommt und beruhigt ihn zunächst über deren Befinden (sie
charakteristisch bestimmt. Herr Lehmann als Arzt
da
18
realistisch
ist nach der Vorstellung in Ohnmacht gefallen); er überbringt
Herr Adami als Oberregisseur sind ganz blasse Lückenbüßer,
einz
auch den seltsamen Wunsch der Künsilerin, der Dichter möge
der Leutnant taugt auch nicht viel.
r hat
sofort abreisen, ohne nach Gründen zu forschen.
dem
Milada kann ihm ja nicht sagen, daß der abwesende
Es folgte die hier gut bekannte „Liebelei“ von
erin der
Retlaff plötzlich angekommen ist. Sie will den Geliebten
Schnitzler. Frl. Käte Busch entwickelte als Christine trotz
t ihr von
vor einem Zusammentreffen mit Retlaff bewahren; sie weiß,
dichter vor
besserer Momente nicht die der Rolle notwendige Sentimen¬
jener fahndet auf den Verführer seiner Schwester, um ihn
erisc
#
talität und Innigkeit. Daß Christine in den Tod läuft,
zur Rechenschaft zu ziehen. Treffen sich beide, so muß einer
isse
glaubt man nach dem nicht genügend motivierenden Spiel im
von ihnen fallen. Darum eilt sie, trotz ihrer hochgradigen
der Aufführung
Schlußakt nicht. Das echte Wiener süße Mädel“ mit all
Herzbeschwerden, nach Mitternacht selbst noch in das Re¬
Leiden¬
seinem Leichtsinn und seiner Vergnügungssucht war da¬
staurant, fleht ihren Bruder unter der schon besprochenen
gegen Frl. Gisa Dorn (Mizi). Die männlich
„goldene
Enthüllung ihres Opfers für ihn an, eine Begegnung Lieds
Jugend“ Wiens in ihrer rücksichtslosen Selbs
t vertrat
mit Retlaff zu verhindern, und hat auch den Geliebten durch
Herr Heinz Perino. Bei ihm trat der Cynis
s dieser
r= f ihre Zärtlichkeiten schon zur Abreise bewogen. Da tritt
Gestalt mehr hervor, während früher Herr Widmann die
äda Retlaff ein, den Lied übrigens dem Aeußern
blasierte Liebenswürdigkeit mehr betonte. Herr Lucas als
eine Unwahr¬
auch
hon nach noch nicht kennt,
Fritz ließ es an Gefühl nicht mangeln; bei löblichem Be¬
doch scheinlichkeit, wenn auch möglich. Retlaff ist seit
streben, den wirklichkeitstreuen Ton zu treffen, lief noch
drei Tagen in der Stadt, die Eifersucht auf den
Bruber
mancherlei hohl Pathetisches mit unter. Ein wundervoller
Dichter und ein verräterischer Brief Lieds an Milada hat
kannt
alter Papa und Musikus ist Herr Ebert eine überzeugende
ihn bereits über deren Vergeben aufgeklärt. Er stellt nun
te. Den
alte Klatschbase voll neugieriger Teilnahme Frau Klinder.
Lied zur Rede, Lied erfährt erst jetzt, daß Milada Braut
sich W
ilada
Herr Weiß stellte mit bestem Erfolge den gekränkten Ehe¬
dadurch
ist, ein Duell ist unvermeidlich. Aber Retlaff ist, wie Milada
mann dar. —
Die „Liebelei“ ist jetzt auch als Oper zu
ehrloses Ver¬
weiß, ein nie fehlender Schütze; als er sich jetzt zum Gehen
genießen; die lyrischen gefühlvollen Partien konnten einen
aber
ill uns
Komponisten wohl zu diesem Stoff verlocken###
wendet mit den Worten: „Erwarten Sie morgen meine
Opfer
Sekundanten!“, da verliert Milada jede Ueberlegung und
Es scheint übrigens, als würde zu viel Abwechslung im
ß der
finde
verrät selber, was sie doch verschwiegen wis¬
Spielplan geboten. Die Vertiefung und Ausgestaltung leidet
twissen
klaffs
sen wollte: „Laß ihn nicht gehen, Heinz! Er hat Deine
darunter. Warum wird nicht lieber manches Gute wieder¬
Schwester in den Tod getrieben; es ist Retlaff, der
hig erträgt, und
holt? Der „Dornenweg“, in dem Frau Rieger=Mark
Gnade der Ver¬
Verführer Deiner Schwester!“ Sofort stürzt sich Lied auf
die Mutter so erschütternd spielte, ist bisher nicht wiederholt
so minderwer¬
den Feind, Milada wirft sich zwischen beide; ein Herzschlag
worden. Auch Apels Traumstück könnte gut noch eine Wie¬
in Milada, die tötet sie. Während sich die Gegner um die Tote bemühen, derholung vertragen.
Jugendfreunde fällt der Vorhang.
Dr. Richard Lamel.