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Text
Liebelei
5. Lrensias box 10/1
„#10
Spaterhin beldielten edem Leinner Kontungen eine Besse¬
bereits gemerdet, zum
per Mai 71.—, Mais per Mei 35.—.
Chicago, 11. Oktober. (Orig.=Telegr.) Weizen pers rung; vornehmlich Kredit= und Staatsbahn=Aktien begegneten
wurde, wird nach Lin
I einiger Nachfrage.
Dezember 60⅞. Mais per Mai 1896 29.—.
unen
KeseteRc PRTR
dungen, einem Selh
I Mann, der zum Rendezvons mit seiner eigenen Frau Mama eilt, das
Schluß, und dabei do
kann man wohl nicht im Dumas= und Sudermann=Styl spielen; das
Einer nach, innerhall#
grenzt noch an den Aeschylus.
Feuilleton.
heit! ... Das Ehep
Aber der König Philipp läßt sich so spielen, denn der ist von
„Dritte“ heißt Ludwi
Haus auch ein Mann vom Ende unseres Jahrhunderts. Er sieht aus
vor Beginn des Stüch
wie ein Czar von Spanien, Angst erfüllt die Luft, in der er lebt, er
Burgtheater.
Liebe zu Anna, wie
traut nicht einmal Weib und Kind. Er ist ein belasteter Organismus
(Herr Mitterwurzer als König Philipp. — „Rechte der
entnimmt. „Ich liebe
mit verbrauchten Nerven, und wenn man will, kann man ihm etwas
„Liebelei“, von Arthur
Seele", von Giuseppe Giacos
könnte nun ungefähr
wie Größenwahn und Verfolgungswahn nachweisen. Das ist so recht
Schnitzler.)
Jener Todte steht nu
ein Patient für Herrn Mitterwurzer, und so hat er ihn auch gespielt.
Wien, 10. Oktober.
Geliebte. Andere A
Nicht als Wütherich, sondern als kranken Allmächtigen. Nicht als
L. H—1. Diese Woche ist das Burgtheater mit gleichen Füßen
Frührt unzart an
halsstarrigen Systemprotzen, sondern als Nervenleidenden mit allen
mitten in das Spieljahr hineingesprungen. Erfolge mit klassischen
#ter, und seine
seinen Erregungs= und Abspannungszuständen. Dazwischen lichte,
und unklassischen Dingen sink sofort davongetragen, man kann mit
Anna schleudert ihn
sozusagen gesunde Augenblicke, von einer unnachahmlichen Königlichkeit
sich zufrieden sein. Das eigentliche Ereigniß knüpft sich freilich an
habe ihn geliebt!
des Wesens. Wie der Künstler sich auf einem Throne gehabt, wie er
den Namen Mitterwurzer. Dieser siegreichste deutsche
tief unter der ihren st
mit Unterthanen verkehrt, wie er einen Posa mit fast väterlicher Kritik
Schauspieler der Gegenwart arbeitet jetzt, so könnte man sagen, an
Nun aber, da er auf
anhört, das sind angeborene Dinge; Herr Mitterwurzer hat
der Modernisirung des klassischen Repertoires. Von seiner Seite her
Rechte ihrer Seele.
eigentlich seinen Beruf verfehlt, er hätte Monarch werden
geht das am leichtesten, weil er meist die Charakterrollen spielt. Nicht
die Thür. Mit Won
sollen. Und dieselbe vornehme Dämpfung, derselbe gedämpfte
jene schonungsvollen Liebhaber und pathetischen Helden, die in ihrer
zweifelten allein ...
Hofton durchdringt sogar noch manche leidenschaftliche Szenen.
stylistischen Gradgewachsenheit mit dem Kopfe bis in die Wolken
Pikanterie des alten
So die Eifersuchtsszenen mit der Königin, wo kaum ein lautes
ragen, sondern die mancherlei geistreichen oder närrischen,
gischer Seiltanz auf
Wort fällt, obgleich der König sogar Hand an sie legt. Da ist er
angestochenen und angekränkelten Naturen, kurz die eigentlich
Rechte der Seele? 2
außer sich, aber Alles erstickt gleich wieder in krampfhaften, lähmungs¬
„Interessanten“, die launischen Kometen=Charaktere. Diese sind zu
nicht auch ihre Seele
artigen Erscheinungen. Ueberhaupt ist König Philipp gewiß niemals
jeder Zeit das gewesen, was man heute „modern“ zu nennen pflegt,
das alte, ewige Unre
in leiserem Tone und mit weniger Geberde gespielt worden. Der
ein Gemisch von Neurastheniker und Halluzinirtem, mit drei Worten
Paul hat keinen Sin
Lewinsky'sche ist ihm gegenüber ein energischer Willensmensch, der noch 1
gesagt: fin de siecle. Hamlet, Richard, auch Lady Macbeth, gibt es
er als Steuer eintrei
nie einen Migränstift gesehen hat. Als moderne pathologische Studie
etwas Moderneres? Der große Nervendichter Shakespeare könnte
sitzen, was von Rech
ist Mitterwurzer's Philipp eine Meisterleistung, wie man schon lange
noch Ibsen so Manches lehren. Die deutsche Bühne macht jetzt große
Dutzendseele, Anna #
keine gesehen. Unstreitig fällt sie eben deshalb aus dem intensiven
Anstrengungen, ihre Klassiker mit der neuesten Aesthetik in Einklang
Aber darum Zwein
Schillerton des Dramas, da das Uebrige nicht ähnlich gespielt
zu bringen. Warum nicht? Jedes Jahrzehnt hat sie nach seinem.
Seelengemahl? Es
[werden kann. Aber man wünscht sich nicht, daß diese Inkongruenz
Geschmack gespielt, d. h. wenn es einen Geschmack hatte. Der jetzige
gesonnen, aber allerd
nicht begangen worden wäre, denn man hat wenigstens etwas Neues
hat allerdings etwas von der Nüchternheit der Krankenstube. Statt
den Zweiseelenverhäl
erlebt. Die Kritik spiegelt dieses Für und Wider getreulich wider, so
Personenverzeichniß könnte auf den Theaterzetteln stehen: Patienten¬
außerordentlich. Fra
daß der Künstler jetzt gleichzeitig in der Hölle brät und im siebenten
liste. Das Interesse der Zuschauer formulirt sich unwillkürlich so:
Reinheit, daß der Ga
Himmel Hosiannah singen hilft. Mir selbst, der ihm die allerbeste
was fehlt Diesem? was fehlt Jenem? Die Tugendhaften sind
plötzlich losbrechenden
Zensur gab, ging umgehend folgender namenlose Brief zu:
Menschen mit guten Nerven, die Lasterhaften solche mit schlechten.
blieb. Herr Hart
„Geehrter Herr. (Folgen einige Komplimente.) ... Aber ganz
Es ist ja etwas daran. Man stelle sich etwa Andreas Hofer als
ein schweres Leben h
verfehlt ist ihre Kritik über Mitterwurzer's Philipp. Da kann man
Neurastheniker vor; da wäre er kein Held und kein Märtyrer
sehen, daß man Jemandem die größten Fehler zu Gunsten auslegen
Das zweite S
geworden. Sein gesundes Nervensystem machte ihn dazu; das
kann, wenn man will. Diese Rolle Mitterwurzer's war einsach
dreiaktiges Schauspi
war die Wurzel seiner sittlichen Stärke. Diese Anschauungsweise wird
verfehlt von Anfang bis zu Ende. Zerfetzt. Ein geflickter, Lumpen¬
unseres zu früh versto
heute bis zum Sport getrieben, aber sie trifft oft das Richtige. Herr
könig. Und ich bewundere M. wie Sie im Allgemeinen. Ich konnte
ist praktischer Arzt, a
Mitterwurzer hat es dieser Tage am König Philipp im „Don Carlos“
mich kaum des Lachens erwehren, als er in einem Berliner Possen¬
tiker. Seine Novelle
bewiesen. Dieses Drama ist unter allen Schillerstücken dasjenige, das
tone sagte: aber hüten Sie sich vor der Juquisition, es sollte mir leid
viel Eindruck gemac
sich am wenigsten modernisirbar gibt. Posa und Prosa, das will sich
thun 2c. Und so war Alles unmöglich, bis auf die Audienzszene, in
Deutschen Volkstheat
in diesem Sinne absolut nicht reimen. Die herrliche Verstiegenheit der
der die Armada behandelt wird. Das war herrlich. Da ich Künstler
erregt. Schnitzler ist h
jungen Leute, die in diesem Stücke den alten Herren das Leben sauer
1 bin, bleibe anonym.“
französische Phrase,
machen, ihr polizeiwidriger Schwung, ihr lebensgefährliches Pathos,
„Märchen“ führte sie
Auch der gestrige Novitätenabend hatte seinen äußeren. Erfolg
sie hören einfach auf, wenn man sie auf den heutigen Sprechton und
belei“ gibt sie sich mit
und sogar sein künstlerisches I.neresse. Man gab zwei nagelnene
die englisch unbewegte Salonhaltung herunterschraubt. Eher könnte
uniengbar Poet; die
Schauspiele. Das einaktige: „Rechte der Seele“ von dem hoch¬
man noch die „Jungfrau von Orleans“ auf ihr trockenes Gerüst
nicht machen. Das
begabten Mailänder Schriftsteller Giuseppe Giacosa wühltes
zusammenstreichen, wobei ihr Visionäres wie ein Fall von Charcot's
Lebemännerei. Fritz
das Publikum ordentlich auf. Es ist auf den Kopf gestellte Psycho¬
Klinik stehen bliebe. Hypnotische Séance; Medium: Frl. Johanna
Leute“ und treiben
logie der kühnsten Art, und nichtsdestoweniger voll Wahrheit, denn
von Arc. Ich versichere, es ginge ganz gut. Mit Marquis Posa geht
der Andere hält vol
auch wer auf dem Kopfe steht, bleibt ja trotzdem ein regelrecht gefügter
das nicht, denn er schlägt mit dem Kopfe das Dach durch und Prie
Don Carlos rennt mit Vorliebe mitten durch die Wände. Ein#ger] Mensch. Es ist ein psychologisches Effektstück mit einigen starken Wen¬] galanterie, der sie sich