Faksimile

Text

Liebelei
5. Liezsiel box 10/3
„ ablehnr.
Teschlec!
rem
Standpunkt gegenüber dem Verlangen der Zulassung
stitut errichten, in welchem nicht nur die
Matiné an.
vor¬
von Frauen zum akademischen Studium zu begründen.
h. Die Alten Herren der Heidelberger
Wissenschaften gelehrt werden und das betrieben
sitik
Wolle man den Frauen die Universitäten erschließen,
wird, was wir unter dem eigentlichen Universitäts¬
Saxoborussen feierten gestern ihr Jahresfest. Es
kien
so müßte man ihnen auch den Besuch der höheren! studium zu verstehen pflegen, sondern auch in all
waren mehr als hundert Theilnehmer, von denen
gar Schulen freigeben. Da es aber nicht angängig sei, den Künsten und Beschäftigungen Unterricht er¬
der Minister des Königlichen Hauses, von Wedel,
nen daß auf diesen Jünglinge und Jungfrauen gleich= theilt werden soll, deren Ausübung gebil¬
der mecklenburgische Gesandte, von Oertzen, Graf
den! zeitig unterrichtet würden, so müsse man für Sachsen! deten Frauen zugänglich ist. Des Weiteren soll! Bassewitz=Kläden, Graf Dohna=Kotzenau, Landes¬
ohr¬
Rohre in Holland hergestellt wurden, und es
die verfänglicheren Stellen des Schauspiels nicht
armen Wesen das Herz. Dieses schlichte Ereigniß
ben,
besteht kein Zweifel, daß Werthstücke so außer¬
auf einen vulgären Ton herabstimmte, sondern dem
hat Herr Schnitzler geschickt erdacht, ihm in
ofer¬
gewöhnlicher Art nur auf Bestellung gefertigt
Ganzen sowohl im Aeußern wie im Vortrage
seinem Höhepunkte sogar etwas von Er¬
worden sind. Wer hat sie bestellt? Unwillkür¬
Zurückhaltung gab; damit war auch jene gedämpfte
habenheit und der Seelengröße eines wahr¬
ab;
lich denkt man an den Großen Kurfürsten,
Ehe wir
haft liebenden Mädchens verliehen.
gewitterschwüle Stimmung erzielt, die der Autor zu
der
der kurz vor 1643 in Holland gewesen war und der
erregen bezweckte.
jedoch zur Erkenntniß dieser Größe gelangen,
jeben
vor allen Fürsten seiner Zeit das regste Interesse
müssen wir uns durch zablreiche Stabien der
Frau Agnes Sormla spielte das junge, in
ung,
für das Geschützwesen zeigte, der es vielfach ver¬
ärgsten Qualen durcharbeiten. Auf drei un¬
ihrem Liebesleben so bitter getäuschte Mädchen. Die
Die
änderte und verbesserte. Die Stücke könnten somit
endlich lange Akte dehnt sich
die
Zu¬
Künstlerin leistete hierbei Großartiges. Die ver¬
unkt
1 in Holland in Auftrag gegeben und bei der Ueber¬
spitzung des Konfliktes aus, und mit einer Art
haltene Unruhe, das innige Lieben, ein stetes
möge
führung nach Deutschland dem Hamburger Rheder
1 Bangen und Sehnen um den fernen Geliebten — dies
Wonne schiebt und drängt der Antor seine Figuren
Ver¬
gegen die oben genannte Summe die er dem Senat
Alles war ebenso vollwerthig wie wahr die Ver¬
in Situationen, die fast alle auf ein kommendes
unst¬
schuldete, abgenommen worden sein. Bis auf die
zweiflung über den Tod Desjenigen, der mit echter
Ereigniß vorbereiten sollen. Es durchzieht das
Lehr¬
Thatsache der Pfändung bleibt dies indeß vorläufig
Stück wie ein lästiger, den Athem hemmenden Qualm,
Liebe frevelhaft tändelte. Ein sehr großer Theil
bilder
Hypothese. Hoffentlich werden sich in den Ham¬
des lebhaften Beifalls, welcher dem Antor gespendet
etwas von jener bedrückenden Atmosphäre, in der
teten
burger Akten sichere Nachrichten finden. Die neue
wurde, gebührte Frau Sorma. Frau Gisela
einzelne der Ibsenschen Werke gehalten sind, und
affen
Zierde des Zenghauses erregte in hohem Grade das
Schneider und Herr Jarno gaben sich für ein
die von diesem Autor gebraucht wursse, um in dem
iten;
Interesse des Kaisers. Sie ist aus der Sammlung
sideles Paar her, das die Liebelei von einer
Zuhörer das Gefühl zu erwecken, als müsse schon in
ermo¬
hamburgischer Alterthümer von dem Zeughaus¬
der nächsten Sekunde etwas Schreckl.ches geschehen.
ebenso leichtfertigen als lustigen Seite nimmt.
eider¬
direktor durch Tausch erworben worden.“
Aber das Schreckliche tritt bei Ibsen wie bei Schnitzler
Daß Beide hierbei Zurückhaltung beobachteten,
aber
wenn Beide nebeneinander genannt werden
sei ihnen rühmend zugestanden. Herr Reicher
gung
dürfen — erst ein, wenn die Nerven der Zuhörer
verlieh dem alten Vater etwas flach Gutmüthiges,
Deutsches Theater.
Der
das mildernd auf die Figur wirkte. Den
gehörig präparirt, tüchtig durchgerüttelt sind, so daß der
stets
Die Neuheit mit welcher die Direktion
Liebhaber gab Herr Rittner als Dämpfung für
entscheidende Schicksalsschlag demnach als doppelte
ig zu
des Deutschen Theaters gestern Abend vor ihrem
den seichten Charakter, eine Art Erwehren gegen
Einlösung empfunden wird. Die absichtlich auf
ingen
Publikum erschien, ein Schauspiel von dem in
lange Akte ausgedehnte Vorbereitung zu einem Er¬
die heiße Liebe des Mädchens, die dem Charakter
1 Ge¬
Wien lebenden Herrn Arthur Schnitzler, betitelt:
selber zum Vortheil wurde.
eignisse, dessen Konsegnenz lange Zeit schon offen
hier
„Liebelei“, gehört zu jener Gattung von Stücken,
Glücklich der Autor, welcher dem tonangebenden
daliegt das ist die Schattenseite des Schnitzler¬
ingen
schen Schauspieles, dem sonst ein genauer Blick für
Anditorium des Deutschen Theaters zu schmeicheln
ätten.
Verfechtung irgend einer originellen Idee, sondern
das Treiben junger lebenslustiger Männer, ein auf
versteht, denn dies verläßt die Seinen nie. Auch Herr
be¬
meist zu dem Zwecke geschaffen wurden, die
Wiener Anschauungen basirender, frischer Humor und
Schnitzler erntete großen Beifall; nach unserer An¬
ichem
Nerven der Zuhörer zu erschüttern. Nicht eine
Kenntniß der Regungen des weiblichen Herzens
sicht jedoch viel mehr als ihm zukam.
prung
grausige Schickjals=Tragödie ist es oder ein blutiges
nachzurühmen ist. Einen sehr unangenehmen
Dem Schauspiele ging das neueinstudirte
hl im
Drama, für das Herr Schnitzler seine Phantasie
„Kleistsche Lustspiel: „Der zerbrochene Krug“ vor¬
Eindruck machen jedoch die Ansichten, welche
ochen
anstrengte es spielt sich vielmehr vor uns
der Vater der Heldin kundgiebt; der Mensch
aus, das wieder undemein zündete, obwohl ihm in
einem
eine schlichte Herzensgeschichte ab, die schon
bedauert jedes Mädchen, das nicht seine
Herrn Hermann Müller ein Dorfrichter Adam
1675),
in ihrem Entstehen unschwer das Ende durchblicken
1 Jugend in Saus und Braus verlebt hat; er berent
gegeben war, der viel zu sehr auf den Possen=Effekt
läßt. Die Geschichte läuft auf den Irrthum hinaus,
es förmlich, seine Schwester, die ihm unvermählt
ienfen
spielte. Recht gut waren Fräulein Staglé (Eve)
mit
dem ein junges wehleidiges Mädchen verfällt,
zur Seite blieb, nicht auf Wege der Freude und
und die Herren Fischer (Schreiber), sowie Biens¬
mnen“.
welches annahm, von seinem Freunde wahrhaft ge¬
Ueppigkeit gebracht zu haben.: Die Figur ist ab¬
feldt (Ruprecht). Wie anders wäre jedoch der
gestrige Ahend gewesen, wenn der zusammengequälten
liebt zu sein; es war diesem jedoch nur ein flüchtiges
lange
stoßend; mankglaubt dem Manne den Schmerz über
Spiel der Gegenstand leichter Liebeleien. Das
einer
den Verlust seines zum Selbstmorde eilenden
Liebelei als erlösende Erfrischung Kleists geist¬
orden.
Kindes nicht.
Mädchen nahm für Wahrheit, was Tändelei war
sprühendes, unvergleichlich schönes Lustspiel gefolgt
ß diese und es auch nur sein sollte. Darüber brach dem! Der Regie ist es besonders zu danken daß sie wäre!
Ded