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5. LiSeSLeI box 10/4
Overst=r
men. Beide nehmen
nunm
n des Kaisers Wilhelm teil. —
Süda
Arrespondenz meldet aus dem Vatican, die türkische
des „Bolt“, Herr v. Gerlach, auf dem christlich=socialen Parteitag seine Regierung habe dem armenisch=katholischen Patriarchen Verbannung
Ch
Rede gegen die Großgrundbesitzer mit den Worten schließt: Die Christ 1 aus Konstantinopel angedroht, falls dieser die in Frankreich einge= Norwe
S


S
sie so viel Echtes und Charakteristisches, die ganze Gestalt war so ganz
eine
Kunst, Wissenschaft und Leben.
Wiener Blut der gegebenen Volksschicht, daß wir recht deutlich erkannten,
welche
die Künstlerin sei nur allzu häufig auf einen völlig falschen Platz ge¬
politis,
& [Kölner Stadttheater.] Am 10. April wurde zum ersten Mal
stellt worden. Sie ist Soubrette, Komikerin; sie aber als Salonnaive
welche
Arthur Schnitzlers Schauspiel Liebelei“ aufgeführt. Arthur Schnitzler
oder gar als Sentimentalnaive zu verwenden, wie es fast die ganze
eine le
ist praktischer Arzt in Wien. Dort und in Berlin hat das Stück mit
Spielzeit hindurch geschah, heißt sie ruiniren. Ein Hauptfehler, der sich sehr
wirken
Recht lebhaftes Interesse erregt. Es modernisirt freilich nur ein uraltes
deutlich im zweiten Acte herausstellte, war die Besetzung des „Fritz“ durch
folgte
Motiv, die Grisettentragik, thut es aber mit eigenartigem künstlerischem
Herrn Monnard. Dieser Fritz ist ein „fescher“, eleganter junger Lebe¬
durch:
Ausdruck. Christine ist die brave Tochter eines kindlich idealistischen
mann, blasirt mit semimentalen Anwandlungen. In der Liebesscene
spannt
Musikers. Anscheinend infolge des Umganges mit einer leichtfertigen
des zweiten Actes liegt der künstlerische Reis in dem Gegensatze des
lebhaft
Modistin gerät sie in ein Liebesverhältnis mit einem jungen Lebemann
schlicht bürgerlichen Mädchens und der idyllischen Umgebung zu dem
besserer Stände und hängt an dem Geliebten mit schwärmerischer Leiden¬
verwöhnten Sohne des Reichtums, dessen prächtige Wohnung man im
Maca
schaft. Dieser aber hat auch noch Beziehungen zu einer verheirateten
ersten Act gesehen hat. Herr Monnard war zu schwerfällig, zu unaristo¬
ihm m
Dame der Gesellschaft, in deren Folge er im Zweikampf fällt. Christine
kratisch und traf auch den melancholisch=empfindsamen Ton nicht mit der
von Ko
erkennt nun, welche erniedrigende Rolle sie gespielt, wie mißachtet der
richtigen Jnnigkeit. Frau Doré gab als „Christine“ die besondere Art
geworfe
bessere Teil ihrer Liebe wurde und eilt aus dem Hause dem Selbstmord
des süddeutschen Mädchens mit dem doch in jedem schlichten Worte heiße
gemeint
entgegen. So oft in der Literatur uns das Grisettenmotiv begegnet
Zärtlichkeit verratenden Wesen, die kleinbürgerliche Verlegenheit, die sich
unter si
bleibt für unsere Empfindung etwas Unbeglichenes, wir kommen nicht
hinter Humor versteckt, die sinnlich sich anschmeichelnde Gemütlichkeit in
hatte. I
zu dem vollkommenen Mitleid mit den Schmerzen der Schuld. Das
der vollendetsten Stimmung, aber Herr Monnard ging auf diesen Ton
der Ver
bringt die Atmosphäre mit sich, die eine zu starke Dosis sittlichen Leicht¬
nicht in der entsprechenden Weise ein, sonst wäre hier eine noch viel be¬
ersten 2
sinns voraussetzt. Auch bei dieser Christine werden wir das Gefühl
deutendere Wirkung erzielt worden, denn die Seene ist von ganz
Sopran
nicht los daß sie in erster Linie bei der Anknüpfung der Liebschaft, die
reizender Intimität. In der Schlußscene des letzten Actes, da Christine
geteilter
der Verfasser uns nicht vorführt, nur aus eitler Verliebtheit, aus Lust
mit folternder Angst allmählich den Tod des Geliebten erfährt und ihre
an Heimlichkeiten gehandelt habe, nicht aus unwiderstehlicher Leiden¬
weibliche Empfindung die vernichtende Schlußfolgerung zieht, bot Frau
feinfühl
schaft, die wohl erst später erwuchs. Die Modistin Mitzi wird eben ihre
Doré wieder eine jener erschütternden Leistungen der Aeußerung seelischen
Prof.
Lehrerin gewesen sein. Der Verfasser wollte auch wahrscheinlich grade
Schmerzes unter den Bedingungen sicherer Technik des naturwahren
spielte,
gewisse typische Verhältnisse unseres socialen Lebens vorführen und
Ausdrucks, über deren künstlerische Bedeutung in der letzten Frist ihres
gewähre
zeigen, wie ein solches „Mädel, das man nicht heiratet“ daran zugrunde
Hierseins nichts Besseres gesagt werden kann, als daß die Theater
glied
geht, daß es nur die Wahl hat zwischen einem öden Dasein oder ge¬
leitung ein ganz außerordentliches Glück haben muß, wenn es ihr ge¬
Auffi
fährlicher Liebschaft wenn es doch einmal einem stärkern Lebenstrieb
lingen soll, eine solche Kraft in nächster Zeit auch nur annähernd zu
mals
einem natürlichen Drang nach Bethätigung der jugendlichen Kräfte, nach
ersetzen. Herr Leyrer gab den „Theodor“ vorzüglich, nicht zum geringsten
Männ
einem Gemütsinhalt folgt. Lebenswahr freilich ist der Vorgang, und
auch in der Kennzeichnung der matten Rührseligkeit des erst übermütigen
staltet.
sogar enthält er eine sehr zum Nachdenken anregende, sehr ernste Lebens¬
Lebemannes bei der Schlußkatastrophe, einem seinen Zug des Dichters.
Verbin
wahrheit; sie gibt eben nur kein einfach klares sittliches Ergebnis, son¬
Der alte Musicus des Herrn Beck war vortrefflich in der kindlich
tung.
dern führt auf einen casuistischen Boden. Schnitzler gibt diese Lebens¬
sanften Stimmung des weltfremden Gemütsmenschen. Eine fein in der
erweckte
wahrheit ohne allzu grellen Naturalismus, nicht so grell, wie etwa
Charakteristik herausgearbeitete Leistung war die „Frau Binder“ der
(Werk 2
Sudermanns einigermaßen verwandte Familie Heinicke in der Ehre“
Frau Lanius. Daß man dem literarisch wertvollen Stücke statt eines
von der
er gibt sie mit einer überraschenden Einfachheit und Natürlichkeit der Entwick¬
feinen Einacters den Fastnachtsulk „Fräulein Witwe“ folgen ließ, kann
Mosel“
lung, ohne alle psychologische Künsteleien und docirt dabei nicht, gibt keine
nicht anders denn als Geschmacklosigkeit bezeichnet werden.
Tendenz, sondern will in echt süddeutscher Art nur empfindsam berühren, er
gegeben,
[Ueber die Verschickung nach Sibirien und den Nihilis¬
weitem
beantwortet die im Motiv gelegene Frage nicht mit irgend einer modernen
mus bis zum heutigen Regime) hielt die russische Schriftstellerin
that der
These, sondern will nur Mitleid für das arme Mädchen erzielen.
Frau Fanny Nazarew in der Lesegesellschaft zu Köln einen andert¬
der Auf
und mit diesem Erfolge der Empfindsamkeit als Dichter alle morali¬
halbstündigen Vortrag. Die Rednerin schilderte zunächst in gemeinver¬
lebende
sirende Logik beiseiteschieben. Das ist auch heute noch ein bewährtes
ständlicher und anschaulicher Weise den Transport der Verbannten sowie
N. Beck
Mittel, wenn man es versteht, die Empfindsamkeit echt, ohne geschraubtes
ihren Aufenthalt, ihre Behandlung und Verwendung in Sibirien und
dem Rh#
Pathos zu geben. So erzielte das Stück auch hier einen vollen Erfolg,
ging dann zu einer Darstellung des Nihilismus über. Der Nihilismus
Stadt V
der am Schlusse sogar eine sehr große Wärme erreichte. Gegen die Aus¬
richtete sich von Anfang an vorzugsweise gegen das Bestehende in der
hergegeb
führung sind zwar einige Bedenken geltend zu machen, ohne welche das
Religion, im Familienleben und in den socialen Verhältnissen. Jugend¬
Rheins
literarisch wertvolle Werk wohl noch seiner gewirkt haben würde. Zu¬
liche Enthusiasten, von der Bildung des Westens oberflächlich berührt,
schwungv
nächst war es ein Fehler im ersten Act, daß das leichtsinnige Pärchen
waren die Hauptträger der revolutionären Bewegung und erstrebten
theaterg
der Modistin „Mizi“ und des „Theodor“ zu geräuschvoll hervortrat und
vor allem eine Umgestaltung der Lage der Frauen und des Bauern¬
die Vers
infolge dessen das die Handlung führende Paar, Christine und Fritz,
standes. Da sie aber keine Kenntnis von den realen Verhältnissen hatten,
K. Lorsch
verblaßte. Es entstand dadurch überdies eine vom Verfasser, der nur
den russischen Bauern idealisirten und dessen Aberglauben, Vorurteile
am 19.“
ein Charakterbild geben wollte, gar nicht beabsichtigte, allzu starke hu¬
und Trägheit nicht in Rechnung brachten, so konnten ihre Bestrebungen
Freund
moristische Wirkung von zweifelhaftem Hauche. Wir betonen, daß dabei
für die Hebung der bäuerlichen Bevölkerung keinen Erfolg haben. Dann
tungsfeste
Fräulein Glümer, die die gefährliche Rolle der „Mizi“ spielte, keine
folgte die surchtbare Periode der Propaganda des Schreckens durch
veranstal
Schuld zufällt. Zwar tanzt eine Wiener Modistin viel graciöser und
Bomben und Dynamit, die in der Ermordung Alexanders II. ihren
wirft nicht so die Füße aus, auch wäre beim Eigarettenrauchen etwas
Höhepunct, aber, wie es scheint, auch ihren Abschluß gefunden hat. Von
de fiche
Vorsicht zu empfehlen, im übrigen aber gab Fräulein Glümer den
Nihilismus im engern Sinne des Wortes ist gegenwärtig in Rußland
St. Lam
leichtfertigen Vogel ganz ausgezeichnet, und namentlich in der Betonung
wenig mehr die Rede. Daß aber die revolutionären Umtriebe im
Grablegn.
der eben in ihrer Einfachheit gar nicht leichten Redewendungen brachte russischen Reiche noch nicht zum Stillstand gelangt sind, das beweist gesetzt. 2