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perament. Sie kommt den Abend über kaum von der Szene und
wurde zurückgerufen, so oft sie ging. Frl. Komäromi
(Jeanette) war ihre würdige Partnerin und mußte sich gleichfalls zu
Repetitionen verstehen. Zwei Einlagen, die sie sang (aus einer
Messager'schen alten Operette und Carmela von Curtis) machten Effekt.
Herr Tollagi (Müller) trug die Kosten des Heiterkeits=Erfolges. Erwar
komisch, ohne sich viel um den Charakter seiner Rolle zu scheeren, und
hatte die Lacher für sich. Sehr hübsch sangen Frau Bärdi und
Herr Mihälyi im zweiten Akte. Herr Solymosi (Timoleon)
fand sich mit der wenig dankbaren Aufgabe, die ihm zugewiesen war,
sehr tüchtig ab. In kleineren Rollen bewährten Frau Csatai, die
Herren Kassai und Ujväri ihre Zuverlässigkeit. Am Diri¬
gentenpulte saß Herr Konti. Das allein verbürgte die Hälfte des
Erfolges, und es erscheint geradezu unbegreiflich, daß das Volkstheater
in der Zukunft auf den besten Dirigenten, den es jemals gehabt, ver¬
—ser.
zichten will.
Im Vigßinhäz setzte heute die Wiener Burg¬
theater=Gesellschaft ihr Gastspier mit konstantem
Erfolge fort. Sehr interessant ist die Vorführung deutscher Novitäten,
die hier gänzlich unbekannt waren und unsere Vorstellungen von der
benachbarten Produktion bedeutend korrigiren und erweitern. Heute
wurden wir mit einem sehr begabten jungen Wiener Autor, Arthur
Schnitzler, bekannt, dessen dreiaktiges Schauspiel: „Liebeleien“
alle Aufmerksamkeit verdient. Schnitzler hat sich eine Einfachheit und
Reinheit des Styls angeeignet, wie sie nur wenigen deutschen Schrift¬
stellern eigen ist. Endlich reden die Menschen wieder einmal, wie
Menschen, jeder gemäß seinem Stande, seinem Berufe, nuch seinen
gewohnten Gedankenkreisen. Und dabei ist der Dialog keineswegs hohl
und leer, sondern durchaus markig, man spricht von Liebe, Ehebruch,
Pflichten, Lebenszwecken, Musik, Theater, die großen Verhältnisse der
Gesellschaft werden mit geschickten Lichtern gestreift. Dagegen werden
keine Sermone gehalten, kein faisches Pathos, keine Redeblumen ver¬
schwendet. Dabei ist der Wiener Volkston brillant getroffen. Eir.
Dichter mit einem solchen Dialog gehört schon zu den bedeutenderen
Persönlichkeiten der deutschen Literatur. Schnitzler gehört zur
abgeklärten Schule der Naturalisten und wetteifert mit Sudermann
und Hauptmann in der Diktion. Ebenso abgeklärt ist auch die
dramatische Ferm Schnitzler's, er verschmäht jeden falschen Effekt
und bemüht sich, das Leben zu schildern, wie es ist, ohne seinen Stoff
durch pikante Zusätze zu verderben. Er stellt in den „Liebeleien“ eine
alte Geschichte dar, aber sie wirkt wie neu. Zwei Wiener Kavaliere
genießen ihr Leben in der charmantesten, liebenswürdigsten Weise,
indem sie mit zwei Vorstadtschönen einen, allerdings nicht für ewige
Dauer berechneten Bund flechten. Theodor ist der Vernünftigere von
Beiden, er lebt auf das heiterste dem Augenblicke, ohne sich in
Komplikationen einzulassen. Seine Erkorene, mit ihrem frischen
Wiener Blute, paßt ganz zu ihm. Ganz anders ist Fritz, er schleppt
die Kette einer Liaison in der guten Gesellschaft mit sich und kann
darum zu keiner rechten Freude mit seinem lieben, reizenden Kinde.
der Tochter eines Vorstadtmusikanten, gelangen. Mit wunderbarer
Einfachheit und Richtigkeit werden die Konsequenzen aus der
falschen Situation Fritzens gezogen. Sein Verhältniß mit
der vornehmen Frau wird verrathen und er fällt im
Duell mit dem betrogenen Gatten. Während der erste Akt vie heitere
Seite der Vorstadtliebeleien in meisterhafter Weise zeigt, behandeln die
beiden letzten Aufzüge in der stimmungsvollsten Art das Erwachen
und rasche Entfalten der echtesten, wahrsten, heftigsten Liebesleiden¬
schaft in dem einfachen Mädchen Christine, das mit jedem Worte, jeder
Thräue, jedem Aufschrei immer mehr Sympathien uns abringt. Das
holde Kind Christine hätte das wahre Lebensglück Fritzens begründen
können, welches dieser einem galanten Abenteuer opferte und dadurch
auch Christinens Dasein vernichtete.
Die Darstellung war eine vortreffliche und brachte
manche Ueberraschungen. Fräulein Kallina war von reizendem
Naturalismus als fesches Wiener Modistenmädchen. Fräulein
Medelsky war von einer unerwarteten Innigkeit und Gluth
der Empfindungen, blieb dabei immer einfach und natürlich und
steigerte ihre Heldin bis ins Hochsentimentale hinauf, so daß in den
letzten Szenen kein Auge im Anditorium thränenteer blieb. Einen
wohlthuenden Humor brachte Herr Zeska in die Vorstellung, Herr
mann charakterisirte den Alten, Herr Gimnig den Ehegatten
seyr richtig, doch waren Beide um einen Grad zu pathetisch. Gut
vervollständigte Frau Röckel das Ensemble. Herr Franker
(Fritz) wurde vom hiesigen Publikum als alter Bekannter sympathisch
Besangenheit nicht ablegen konnte.
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