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Liebe
K 11/
5. Snneennn
Dr. Max Goldschmidt
Bureau für Zeitungsausschnitte und Verlag
der Wissenschaftlichen Revue.
Berlin N., Auguststr. 87 part
Telephon Amt III, No. 3051.“
Ausschnitt.
deneral-Hinzeger, Frankturt a. K
16 007 M0i
Kleines Feuilleton.

* Frankfurt a. M., 15. #er.
= Schauspielhaus. In zwei gleich dankbaren, aber
im Charakter pöllig verschiedenen Rollen verabschiedete sich
gestern abend Frau Agnes Sorma vom Frankfurte#
Publikum, als Beatrice in Covalottis einaktigem Dialo
stück „Jephtas Tochter“ und als Christire in Art#
Schnitzt
s, von sonnenwarmen wienerischen Tönen üb
Schauspiel „Liebelei“.
Eine naiv=heitch
ntimental=ernste Mädchengestalt, beide mit große
iedergegeben, mit jener rührenden Weichheik
e der Halbtöne, erwachenden Geelenleids und
wilder Anklage, aber doch die tragischere Folle der Christine
ungleich überzeugender und herzbewegender als ihre
Beatrice, die sehr geschickt sich in den Rahmen der kleinen
Dichtung schmiegte, aber innerlich ialt ließ. Hier, in
„Jephtas Tochter, war Frau Sorma der Vergleich mir
Frau Rosa Retty ungünstig, die uns erst kürzlich das Lust¬
spielchen des Italieners gebracht. Denn seltsam: damals
schien es uns viel sonnenheitrer, lieblicher als diesmal;
gestern fielen uns erzwungene Unwahrscheinlichkeiten auf,
die uns früher gar nicht zum Bewußtsein gekommen. Die
liebe, erwachende Weiblichkeit des jungen Mädchens wurde
zur bewußten Klugheit des überlegenen Weibes, dem sein
Wollen spielend gelingt. Alles Tragische ihres Geschicks
war zurückgedrängt, gedämpft vor der Freude des Sieges.
Ganz anders das arme Mädchen, das in seiner Liebe zu
dem Ersten alles findet, dem sie nur eine gutmütige Laune,
eine Liebelei bedeutet. Hier wuchs die milde, herzliche
Mädchengestalt mit dem Erwachen der liebenden Seele,
mit der Tragik ihres Lebens zu ergreifender Gestaltung.
Und hier war Frau Sorma ein aufrichtigerer, wärmerer
Erfolg beschieden, als er ihrer Beatrice gespendet worden.
Hier rührte sie die Herzen mit einer reichen, ergreifenden
Kunst, die ihre schönsten Augenblicke da zu finden weiß,
wo Liebe und Leid zusammenfließen, wo die Lebensträume
des Weibes erwachen und wo Glauben und Hoffen zer¬
schellen im rauben Sturm des Lebens, der achtlos über
ehinwegbraust. Sie verstand es, das Schauspiel des
teinsinnigen Weeners, das eine goldene Ader von warmer
Empfindung durchzieht, zu heben und zu vertiefen, de¬
reichste Erfolg ihrer echten, edlen Kunst. Immer wiede
mußte sich der Vorhang heben und verschiedentlich vernahm
man den Zuruf. „Wiederkommen!“
Th. Sch.
Dr. Max Goldschmidt
Bureau für Zeitungsausschnitte und Verlag
der Wissenschaftlichen Revue.
Berlin N., Auguststr. 87 part.
Telephon Amt III, No. 3051.
Ausschnitt.
Wormeer Zeitung
oo

Theater der Modernen. Heute bringt obiges
Ensemble, welches sich in Folge der ganz vorzüglichen
Leistungen die vollste Sympathie des theaterbesuchenden Publi¬
kums erworben hat, im Kolosseum die Sensations=Novität
„Liebelei“ von Arthur Schnitzler zur Aufführung. Da das Werk
einen großartigen Gedanken in sich klägt, ist es dringend geboten,
daß ein ausverkauftes Haus die Mühe der Direktion, die
immer bestrebt ist, das Neuests zu bieten, lohnen wird.
Bureau für Zeifülgsausschhitte und-verrag
der Wissenschaftlichen Revue.
Berlin N., Auguststr. 87 part.
Telephon Amt III, No. 3051.
Ausschnitt.
Wormser Zoltung
2 1667199
Verschiedenes.
Worms, 21. Oktober.
Gastspieltheater der Modernen im Kolosseum. Es ist
h vorkommender Fehler auswärtiger
kein leider
Theatergesellschaften, daß sie über die Wünsche und Ansprüche
des hiesigen Publikums nicht genügend unterrichtet sind. Wäre
dies der Fall gewesen, dann hätte das Gastspiel der Modernen
nicht mit so großem Tamtam die „Sensations=Novität“, Arthur
Schnitzlers „Liebelei“ angepriesen, denn das Schauspie###
uns-Wormsern=schön Oorher längst bescheert gewesen. Das
Schicksal fügte es auch noch, daß am Samstag Abend eine wirk¬
liche „Sensations=Novität“ sich einstellte, die beiden Buren¬
führer, und daß sich unser Publikum bei seinen warmen
Sympathien für das Heldenvolk der Buren mehr zu diesen hin¬
gezogen fühlte, als zu der „Liebelei“ im Kolosseum, ist selbst¬
verständlich. Die Theatergesellschaft des Hrn. Direktor Hans
Trummer hat mit der Aufführung des Stückes bewiesen,
daß sie recht Gutes zu leisten in der Lage ist. Die schwärmerisch
liebende Christine, die uns Frau Trummer vorführte, war
eine wirklich mustergiltig durchgeführte Kunstleistung und auch
dio, kesche Weanerin Mitzi Schlagex
wic die Partien der Herren Hain, Schre##e
ließen nichts zu wünschen übrig. Das flotte Spiel befriedigte
das Publikum im vollen Maße; hoffentlich beweist es dies bei
der nächsten Aufführung nicht nur durch lebhaften Beifall,
sondern auch durch ein voll besetztes Haus.