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Liebele
5. Sennn
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Telephon 12801.
Alex. Weigl’s Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
Ausschnitt
„OBSERYER“
Nr. 16
NElO
L. osterr. befflördl. conc. Bureau für Zeitungsberichte u. Personalnachrichten
Wien, IX/1, Türkenstrasse 17.
— Filiale in Budapest: „Figyeló“-
Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom, Stockholm.
Ausschnitt aus:
Vaterland, W1en
vom:
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22
(Raimund=Theater.) Eingeleitet wurde der
heutige Spielabend durch die Erstaufführung eines ein¬
aetigen Schwankes von Beatrice Dovsky, betitelt:
„Olga's Spitzbube:. Das Originellste an dieser
anspruchslosen Kleinigkeit ist wohl das, daß als Zeit der
Handlung weder die Vergangenheit, noch die Gegenwart,
sondern die nächste Zukunft angegeben erscheint. Die Haupt¬
rolle des Stückes ist nämlich die einer Vertheidigerin in
Strafsachen, eines JIDr., namens Olga Raimann;
und da es weibliche Advocaten dermalen in Oesterreich
bekanntlich noch nicht gibt und das Stück in Wien spielen
lusive
Für
5(soll, blieb wohl nichts Anderes übrig, als eben diezorto.
10 Handlung in die Zukunft zu verlegen. Zu Beginn desgulbar
20 Stückes befindet sich der weibliche Doctor juris eben im Voraus.
5
100 Schwurgerichtssaale, für einen des Diebstahles Angeklagten zu das
r,plaidirend, indeß ihr Gatte im Hause für Kind und Küche zuht es den
Abonnensorgen hat. Frau Olga erringt ihren ersten forenstschehrn.
AbonnenErfolg, und hievon berauscht, ladet sie den von ihr Ver
theidigten, von dessen Unschuld sie selbst überzeugt ist, inltend dle
Dihr Haus zum Speisen ein. Gleich beim Eintritt in dilorgen¬
„#
Zeitung
Inhaltscpohnung seiner Retterin läßt =Olga's Spitzbube= einelzchaftliche
blättg
wodurchSilberlöffel verschwinden und benützt späterhin eine günstigdiese Mit¬
Leben Gelegenheit, um seine sämmtlichen Tischgenossen ihrer Uhren
theilungn berauben. Nach Schluß des Mahles erscheint ein
Detective, um den Gauner abermals zu verhaften, doch
iesem gelingt es, sich in der Eile der Doctorin Hut und
Mantel umzuwerfen, und in dieser Maskerade zu entfliehen.
Die bestürzt Zurückgebliebenen erfahren nun, daß sie es
nit einem berüchtigten Verbrecher, der vor Kurzem
rst der Strafanstalt entsprungen war, zu thun
satten. So wenig bedeutend das Stück an sich
such ist, konnte man doch infolge der gelungenen Dar¬
zellung derselben an ihm naives Vergnügen haben. Die
Hauptrolle wurde von den Autorin selbst, die ja vordem
Schauspielerin war, sehr gut gespielt, noch köstlicher war
derr Willy Thaller in der Rolle des Spitzbuben,
echt gut auch Herr Lackner als Gatte Olga's. Es gab
ementsprechend auch reichen Applaus und sogar Blumen¬
penden für das in doppelter Eigenschaft gefeierte Fräu¬
ein Dovsky. — Dieser lustigen Kleinigkeit folgte ein
ehr ernst gemeintes Stück, nämlich das dreiactige Schau¬
viel: =Liebelei= von Arthur Schnitzler. Zwei
unge Männer, Fritz Lobheimer (Herr Lackner) und
Theodor Kaiser (Herr Homma), unterhalten Liebes¬
verhältnisse mit zwei jungen Mädchen sehr verschiedenen
Naturells. Während die Geliebte des Letzteren, die
Modistin Mizzi Schlager (Fräulein Reingruber),
die ganze Sache von der leichtesten Seite auffaßt,
hat die
Auserkorene des Ersteren, Christine
Weiring (Hansi Niese), eine tiefe Leidenschaft für
ihren Verehrer erfaßt; doch dieser spielt mit ihr nur, gleich¬
wie sein Freund mit der Modistin. Fritz unterhält nämlich
nebstbei Beziehungen zu einer Frau, von deren Manne er
im Duell getödtet wird. Als dies Christine erfährt, verfällt
sie in Raserei, verläßt das Haus ihres Vaters (Herr
Jules), und des Letzteren Worte:
Sie kehrt nicht
wieder! mit welchen das Drama schließt, lassen uns
einen tragischen Ausgang ahnen. (Dem eben Erzählten zu¬
folge hat es den Anschein, als ob das Stück