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Liebele
box 11/2
5. 1
vem:
Hieltz Bialner Anzeiger
Theater und Kunst.
Liebelei.
Ein Schriftsteller verglich einmal Schnitzler's
„Liebelei“lmit einer Symphonie. Der erste Akt gliche
einem lustigen Marsch, in den ein paar drohend
schwere Töne hineinklingen. Mit dem Erscheinen des
beleidigten Gatten eine unübertrefflich wiedergegebene
schwüle Stille, hernach gepreßte Heiterkeit. Der zweite
Akt eine Idylle mit scherzhaften schwermütigen Inter¬
vallen, der Schlußakt der flammendsten Liebesleiden¬
schaft gewidmet.
Anläßlich der am Sonntag stattgefundenen Auf¬
führung des Werkes in unserem Theater konnten wir
wiederum Elsa Galafres in einer Glanzrolle bewundern
und hatten Gelegenheit in Mitgliedern des Mähr.=
Ostrauer Stadttheaters fast durchwegs tüchtige Kräfte
kennen zu lernen. Frau Galafres verlieh der armen
Christine überzeugende, warme Töne, sowie eine ins
Detail gehende Darstellung, welche von ihrer großen
zu Herzen gehenden Kunst belebt war, und die Gemüter
besonders im letzten Akte in Bann schlug. Der Aus¬
druck des Schmerzes über das verlorene Liebesglück,
war derart erschütternd, daß wenig Augen tränenleer
blieben. Aus dem Ostrauer Ensemble ragte insbesonders
Frl. Sinek hervor, welche den Bielitzern von ihrem
seinerzeitigen hiesigen Engagement, noch in bester Er¬
innerung steht. Sie gab die Mizi Schlager ganz im
Genre der waschechten Wienerin, leichtlebig, lustig, tem¬
peramentvoll und doch voller Güte und herzlicher Teil¬
nahme an den traurigen Begebenheiten im Leben. Als
äußerst sympathische Darsteller erwiesen sich Herr
Sonnenthal (Kaiser) und Herr Direktor Popp
als Hans Weyring. Herr Morelli (Fritz Lobheimer)
war stellenweise zu undeutlich, führte aber seine Rolle
sonst in geschmackvoller Weise durch. Sehr charakte¬
ristisch zeichnete Emma Schubert die „spitzige" Frau
Binder, vorzüglich wur Herr Direktor Rübsam als
„Herr“. Im zweiten Teil des Abends zeigte sich Elsa
Galafres als anmmige Vortragskünstlerin, die den
rauschenden Beifall des ausverkauften Hauses im
Gl.
vollsten Maße verdiente.
„„„ „ 00¼

Genk, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minncapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt ssches Tagblatt, Aussig Böhmen
vom:—
5
Töplitzer Stadttheater.
„Liebelei“ ein Schauspiel in drei
Akten. Gastspiel der k. u. k. Hofschauspielerin¬
Karoline Frank=Medelsky und des k. u.
k. Hofburgschauspielers Eugen Frank. Eritz
Lobheimer, ein Student, hat mit einer ver¬
heirateten Frau ein ernstes Verhältnis. Das
nimmt sein Gefühlsleben so in Anspruch, daß
sein Freund Theodor Kaiser auf Mittel be¬
dacht ist, Fritz abzulenken. Theodor hat ei¬
ne Freundin, Mizi Schlager, den Typus ei¬
nes echten Weaner Madels und veranlaßt
sie, Christine Weising mit Fritz betannt zu.
machen. Er glaubt, daß Christine ebenso.
leichten Gemütes wie Mizi sei, die im Mai
nicht daran denken mag, ob man sich im
August noch lieben wird; aber Christine ist
eine sinnige, ernsthafte Natur, sie gewinnt
Fritz lieb, so lieb, daß sie für ihn ihr Le¬
ben lassen möchte. Mizi und Theodor ver¬
stehen das nicht. Fritz hat eine Ahnung von
dem Seelenzustand des Mädchens und wenn
die Andere nicht wäre, hier könnteer vielleicht
das stille, innige Glück finden, das er so.
sehr braucht. Der Eheman hat sein Ver¬
hältnis zur Frau entdeckt und es kommt zu
einem Duell. Fritz hat Todesahnungen. Er¬
sucht Christine noch einmal abends in ihrer
Wohnung auf. Er genießt ein Stündchen
des ersehnten, stillen Glückes, dann nimmt
er Abschied, Christine darauf vorbereitend
daß er einer Reise wegen mehrere Tage
fern sein wird. Die Tage vergehen. Chri¬
stine hat ihrem Vater alles gesagt und der
tiebe alte Mann versteht sein Kind. Er zieht
Erkundigungen ein und erfährt von dem
„ 107 — 10 Juli 1900
Duell und daß Fritz gefallen sei. Er will
es Christine schonend beibringen. Unruhig
geworden, springt das Mädchen auf und will
fort, um sich Gewißheit zu verschaffen. Da¬
treten ihr Theodor und Mizi entgegen und
teiten ihr mit, daß Fritz gefallen sei. Ja,
wie denn gefallen? Im Duell! Im Duell?
Und für wen? Für eine Frau! Für eine
Frau ist er in den Tod gegangen, für eine
Gran die er gesltebt und ste, Christing, wag
ist denn sie und was ist sie ihm gewesen? —
Von ihr hat er Abschied genommen und
hann ist er hingegangen und hat sich für
eine Andere totschießen lassen. Ja, wußte
er denn gar nicht, was sie ihm gewesen? Und
begraben haben sie ihn, ohne d sie dabei
war? Fremde Menschen durften dabei sein
und sie nicht? Sie nimmt hastig ein Tuch
tim und will fort zu seinem Grabe. „Geh'
nicht hin!“ sagt Mizi, „vielleicht findest du
die Andere dort
beten!“ Mit starrem
Blick antwortet Christine: „Ich will dort
nicht beten
nein!“ und stürzt
fort. Der alte Vater fintt am
schruchzend zu Boden und jam
wvill (