Faksimile

Text

Genn. Hatatelmeiner, Sr. Miskard Straust Ventin).
in einzelnen von Gefühl und Leidenschaft zitternden
Die musikalische Leitung der Mozart=Festspiele liegt
Ausrufen sucht und findet, in jenen Geberden, welche
in den Händen der Herren Generalmusikdirektor
scheinbar die trivialen Gewohnheiten und Willkürlich¬
Mottl und Kgl. Hofkapellmeister Röhr. Programme
keiten des Körpers, in Wirklichkeit aber die knappsten
und Besetzungspläne sind durch die Generalagentur
und konzentriertesten Ausdruckformen seelischer Be¬
Reisebureau Schenker & Ko., München, Promenade¬
wegungen sind. Weit mehr als durch die pathetische
platz 16, zu beziehen, wohin auch die Billettbestel¬
Kunst einer Klara Ziegler werden wir durch die ein¬
lungen zu richten sind.
fache naturwahre Kunst einer Else Lehmann oder
Karoline Medelsky ergriffen. Sie entspricht in
hohem Grade jenem Goethe'schen Ideale der An¬
schaulichkeit. Die Medelsky fügt ganz unauffällig
Theater-Spielpläne.
einen die darstellende Person und die Situation
Teplitzer Stadttheater.
scharakterisierenden Zug an den anderen, dabei zieht
(Anfang 7 Uhr.)
sie uns durch die Echtheit und Ergriffenheit, mit der
sie gestaltet, unwiderstehlich in den Bannkreis ihrer
Mittwoch den 11. d.: 1. Gastspiel der kleinen
Seele. wir lieben und trauern, hangen und sehnen
Tänzerin Rudi Friese. Dazu: „Unter 4 Au¬
uns mit ihr. Diese ganz unsagbare schlichte und
gen.“ „In Zivil.“
sympathische Schauspielerin beherrscht mittels einer
Donnerstag den 12. d.: Letztes Gastspiel Rudi
leisen Handbewegung oder eines Blicks ihrer Augen
Friese. Dazu: „Wien bei Nacht.“
die Situation, deren seelischen Inhalt sie restlos aus¬
schöpft. Wenn sie voll banger schmerzensvoller in¬
Freitag den 13. d.: Geschlossen.
niger Liebe den Geliebten anblickt, ihn mit ihren
Samstag den 14. d.: „Im bunten Rock.“ (Gast¬
Blicken begleitet, umschmeichelt, durchforscht, wenn sie
spiel Josefine Glöckner — Leopold Kramer vom
mit linkischer Ausgelassenheit und halb hausmütter¬
Deutschen Volkstheater in Wien.
licher, halb verliebter Geschäftigkeit bei den Vorbe¬
reitungen und Veranstaltungen des Junggesellen¬
Sonntag den 15. d.: „Drei Eklebnisse eines
abends mithilft, wenn sie in ihrer nicht durch die
englischen Detektivs". (Letztes, Gastspiel Glöck¬
Dirnenmanieren einer Schlager=Mizzi geglätteten
ner — Kramer.)
stoßweisen Art lacht, wenn sie in scheuer Inbrunst
1
einen Kuß auf des Geliebten Bild drückt, wenn sie
bei dem klavierspielenden Freunde steht und die Hal¬
tung des Körpers den Wechsel der Stimmung im
Spiele mitmacht, dabei die innige Teilnahme für
die Kunst und die Lannen des Geliebten ausdrückend,
wenn sie in jungfräulicher Verlegenheit und über¬
flutender Zärtlichkeit sich dem Glück des Augenblickes
hingibt, wenn sie endlich von Jammer und innerer
Verzweiflung durchbebt und zerstört wird, wenn sie
den Schmerz der Todeswunde, die ihre zarte Seele
verletzte, herausschreit, dann ist die Medelsky im
höchsten, im denkbar höchsten Grade erschütternd und
im höchsten, im denkbar höchsten Grade einfach wahr
und echt. Wir beugen uns in Demut und Ver¬
ehrung vor dieser großen Kunst lanterer Wahrheit
und Innigkeit, die ihr großes Können nur eigener
Ergriffenheit, ihre künstlerische Höhe nur mensch¬
licher Tiefe verdanken kann. Herr Frank zeichnete
geschickt die Zerfahrenheit und posierte Stimmungs¬
duselei des Fritz, er vermochte es aber nicht, die
# Theater und Musik.
Fülle an guter Beobachtung, die in diesem koketten
Melancholiker steckt, zu voller Wiedergabe zu bringen.
[„Liebelei.“ Von Arthur Schnitzler.] (Gast¬
Sehr gut war Herr Huttig als Theodor, fesch,
spiel Medelsky— Frank.) Seitdem namhafte
fahrig und gewandt im ersten Akte, voll Haltung, aus
Kunstkritiker als das Ausgezeichnete an der Kunst
der doch Herzensrohheit in bestimmten Andeutungen
Goethes deren Anschaulichkeit gepriesen hoben, haben
hervortrat, im letzten Akte. Auch seine Partnerin
wir uns gewöhnt, bei der Beutteilung künstlerischer
Frl. Kern ist in der Rolle der Mizzi Schlager, die
Kräfte uns nach deren Fähigkeit zu fragen, Erschei¬
sich allerdings fast von selbst spielt, zu loben. Sie
nungen des Lebens anschaulich wiederzugeben. Wir
war degagiert und hatte den Humor der Rolle gut
verlangen nicht mehr, daß ie Bedeutung einer Si¬
erfaßt. Ein ernstes Streben nach Einfachheit zeigt
tuation, die Qualen und Freuden einer Seele, die
der Darsteller des alten Musikers Herr Lenhart.
tragische Entwicklung eines alltäglichen Vorkomm¬
Herr Großmann gab der Szene des beleidigten;
nisses in pathetischer, großzügiger Weise den Aus¬
Ehemanns die nötige Wucht und Unheimlichkeit. Es
drucksformen des wirklichen Lebens entzogen und in
war ein fast ungetrübter Abend, an dem mit ihrer
einer Art gestaltet werden, welche das Bedeutende
grandiosen Kunst zwei Wiener Triumphe feierten:
noch bedeutsam unterstreicht und dem Erdfarbenen
Dr. P.
Schnitzler und Medelsky.
und Schlichten den Purpurglanz dichterischen Schwun¬
ges gibt. Wir sind dankbar, wenn der Dichter uns
die erschütternde Poesie des Alltags unübertrieben
[Richard Wagner= und Mozart¬
und mit jener schlichten Eindringlichkeit darstellt, aus
Festspiele München 1906.] Die genauen
deren gesammelter Kraft mehr seelisches Pathos und
Besetzungspläne der Münchener Richard Wagner¬
mehr leidenschaftliche Bewegung hervorquillt, als
und Mozart=Festspiele, die bekanntlich in der Zeit
aus der im wechselnden Faltenwurf der Rede prächtig
vom 2. August bis 7. September stattfinden, sind
ausgestalteten und effektvoll komponierten Dichtung.
nunmehr in Druck erschienen. Außer dem gesamten
Mit dem neuen Ideale der Dichtkunst gewannen wir
Personal der Münchener Hofbühnen wirken bei den
das neue Ideal der Schauspielkunst. Bildete der
Festspielen an auswärtigen Künstlern mit: Die
edle wohllautende schöngegliederte Vortrag und die
Damen: David (Köln), Delsarta (Dessau), Farrar
fortreißende Darstellung der Leidenschaften, die bei
(Berlin), Höfer (Schwerin), Plaichinger (Berlin),
aller Ausdrucksfülle doch bestrebt war, etwas Anderes
Schumann=Heink (New=York), Ternina (New=York).
und Höheres zu zeigen als die Wirklichkeit, bildeten
eine Klara Ziegler und Charlotte Wolter das! Die Herren: Briesemeister (Berlin), Burrian (Dres¬
Ideal unserer Väter, so werden wir im Tiefsten er= den), Forchhammer (Frankfurt), Gura (Schwerin