Faksimile

Text

box 10/1
Liebelei
5. LauhmamA
Antf.

Gemeindegliedern, werche sirchng, nem##ei in
stande gewidmet. Freilich gehe ich
mein Vortrag demselben
selben auch an diesem Tage bis nach der Liturgie, während für! Frühscho
daß die weibliche Jugend ins¬
von der Voraussetzung
Deutscher, der Budapester als Ungar, der Prager als der Leiden
Wier Dichter.
1 Irdische
hat denn unsere Literatur
Und
G
Tscheche.
nur die
enge Schranken, wie eben eine Stadt sie hat. Ihr fehlt
(Nachdruck verboten.)
Von
hatte
der Zug ins Weite, ins Große; ihr fehlt Sturm und Drang
Rudeiph Lothar.
sämmtlich
und Kraft, eben all das, was die Nation im Einzelnen als
Der Wiener schimpft gern. Er liebt seine Stadt über
beisammen
ihren Vertreter zur Reife bringt. Dafür hat die Poesie unserer
alles und hat immer etwas an ihr auszusetzen. Hat er
und leben
Stadt etwas Heimliches und Liebliches, eine sanfte und schwer¬
gerade, was nicht oft vorkommt, literarische Anwandlungen,
schen fran
müthige Passivität, eine verträumte Resignation. Wo das
so raisonnirt er über den Niedergang und die Vernachlässigung
ein Verhä
Wienerische zur Kunst wird, spricht es lyrisch. Und so ist
der heimischen Dichter. Das sind zwei Erscheinungen, die
belei mit
denn auch Jung=Wien eine lyrische Gesellschaft.
Hand in Hand gehen, und von denen die eine sich immer auf
auch das
Die letzte Woche aber kam es uns dramatisch. Im Burg¬
die andere stützt. Der Dichter klagt über den Direktor,
Diese Per
theater wie im Deutschen Volkstheater gelangten zwei junge
der ihn nicht aufführt, und der Direktor jammert über den
Schnitzler
Wiener Autoren zu Worte. Mit verschiedenem Glück, mit
Dichter, der ihm kein brauchbares Stück liefert. Es ist nicht
seinem ne¬
verschiedenem Talent.
nothwendig, besagtes Raisonniren, Klagen und Jammern so
Fritz L
Im Burgtheater wurde Arthur Schnitzlers dreiaktiges
tragisch zu nehmen, wie es dem Wiener durch seine schwarze
Frau und
Schauspiel „Liebelei“ aufgeführt. Es hatte einen schönen,
Hausbrille erscheint.
t seinem
Weiring,
warmen Erfolg. Auch Arthur Schnitzler
Aber man muß doch konstatiren, daß es in den letzten
eigentlichen Wesen ein Lyriker. Aber sein lyrisches Empfinden! Liebe wit
Jahrzehnten in der Wiener literarischen Welt merkwürdig
nimmt meistens die dramatische Maske vor. Er schreibt Ge¬ aus. D#
still geworden ist. Nur Zeitungsblätter rascheln und rauschen,
szenischer Form. Das, was die über den
dichte in Prosa und — in
und die kleine Münze des Witzes und der Schnurre läuft
eilig den gewohnten Weg. Die großen literarischen Strömun= Bühne verlangt, Bewegung und Kampf. Verschlingung und erwiedert
daß er fü
gen der Zeit fließen jenseits unserer Grenzen, und es sind] Entwirrung der Ereignisse, mit einem Wort: die That, ver¬
nur dünne Bächlein, die aus Wiener Quellen zu ihnen stoßen. missen wir bei ihm. Ja, ich habe sogar die Empfindung, alswesen als
zu Boden
Es wäre eine dankbare Aufgabe für einen Kulturforscher,wäre ihm die That, das heißt die starke Bethätigung des
dem Aug
dieser Erscheinung ins Antlitz zu leuchten. Ich glaube, ihr; Willens, etwas Antipathisches, etwas, dem er lieber aus dem
Liebelei
wirklicher Grund ist politischer Natur. Die letzten Jahr= Wege geht. Er enlockt seiner Passivität die besten Töne der
Ton des
zehnte waren Zeiten nationaler Krystallisation. Nach Poesie. Er läßt sich von Gefühlen und Ereignissen tragen.
die den E
Er kämpft nicht gegen sie. Und im Dramatiker muß
den Ungewittern der siebziger Jahre besannen sich
Junggesel
immer ein Kämpfer stecken. Sein Stoffgebiet ist eng. Gleich
ganz Europa die Völker auf sich selbst. Die nationale
gutem A
mit seinen ersten dichterischen Versuchen betrat er es. E
#dee, diese echte Staatsraison, befruchtete allüberall die
die Plas
ihm treu geblieben bis heute. Nur daß er es, wie ein echter
Kultur und gab ihrer Entwickelung Richtung und Siegel. Es
Vordergr
ist aber eine alte literarhistorische Thatsache, daß National= Künstler in allen Tiefen und von allen Seiten durchforscht
t e
bewußtsein der beste Nährboden für alle Künste ist. Das und erobert hat. Sein Glas ist klein, aber er trinkt aus
neue deutsche Reich hat die neue Blüthe deutscher Kunst ge= eigenem Glase. Schnitzler schildert uns immer den jungen, leben. 2
ganze Um
zeitigt. In Ungarn, in Böhmen hat sich rasch und stark eine reichen, willenlosen Mann, der das kleine „Mäderl aus der
erlehten,
neue, nationale Literatur entwickelt. Und in Wien? Wir] Vorstadt“ liebt, Zu seinem Zeitvertreib und zu ihrem Un¬
gewisse a
haben zwar in unserem politischen Leben nationale Kämpfe! glück. Bei Schnitzler geht das Weib am Manne zu Grunde.
getäuscht.
und Streitereien genug, aber uns fehlt das eigentliche, die Und der Dichter hat für die Arme nur ein flüchtiges Be¬
Theile zusammenfassende nationale Gefühl. Der Wiener ist dauern. Denn Schnitzler gehört zu Denen, die, vielleicht un= wie man
Wiener — nichts weiter. Er muß sich sein Oesterreicherthum! bewußt, das Weib verachten, die in ihrer Liebe immer aufzeigt.
erst konstruiren. Der Berliner fühlt sich vor allem als das Weib herabschauen. Die Kraft der Liebe, das Flammen Dichter zu
2e
747