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Liebelei
box 11/2
5. LescheT
——
Strumpfwirkerin und ihr Töchterlein — wie dilettantisch Aphorismen hin auszuschlachten, ein dilettantischer Unfug, den ma
erspiele
diese Menschen der Handlung aufge= nicht energisch genug bekämpfen kann. Ich zweifle keineswegs, das
sind
Per=Barbey d'Aurevilly in der täglichen Plauderei — just wie all
pfropft! Dabei gehen und kommen die
n Theaters.
Franzosen — seine Einfälle über den oder jenen Zeitgenossen ungeschmink.
sonen wie auf einem öffentlichen Platze. Cristinens
elei.
Zimmer betritt jeder, des es gefällt und den der und unredigiert zum besten gab, aber geistreichelnde Aphorismen
Dichter gerade nötig hat; offenbar besitzen die Herrschaften zu veröffentlichen, das ist diesem geistvollen Manne nicht eingefallen.
von Arthur Schnitzler.
sämtlich Korridorschlüssel. Daß der Souperszene Originali= Der z. B. über Stendhal gemachte angebliche „Aphorismus“ ist
zwanzig oder fünfundzwanzig
in der Tat auch nichts als ein verständnislos aus einem zwanzig
tät und Humor völlig mangeln und daß deshalb die unauf¬
ter Theaterdirektor den Spaß,
hörliche Heiterkeit des Fräuleins Mizzi über gar nicht ge= Seiten langen Essay herausgerupfter Satz. Mun schlage auf:
tücke vorzuführen, die in der
machte Witze sehr befremdlich anmutet; daß die weltmänni=IBarbey d’ Aurevilly, Les Deuvres et les Hommes, IV. partie:
Dramas“ als Meisterwerke ge¬
schen Lebensanschauungen des Freundes — bei Schnitzler Les Romanciers: Stendhal, und man wird nach ein paar Seiten
tliches Kopfschütteln über den
hat der Held immer einen Freund mit Lebensanschauungenfolgende Stelle finden: „Fait pour le monde, comme tous
ck unseres Zeitalters und all¬
schon sehr oft von anderer Seite zu Gehör gebracht wor=les ambitieux qui finissent par se venger, en le
Merkmale des durchschlagenden
ne ponvoir le gouverner, Stendhal, misan¬
jugeant, de
den sind; daß schließlich die milde Auffassung des alten
Em wagemutigen Witzbold der
Herrn Weiring über Cristinens Fehltritt nicht aus dem [thrope vrai an fond, mais qui cachait sa misanthropie
Ets sicher. Und den Preis trüge
Herzen eines Vaters, sondern aus der befleckten Phantasiecomme on cache une blessure à chaque instant près de saigner.
Langweilereien wahrscheinlich
Stendhal fut — j’oserai le dire — un Tartuffe en beaucoup de
Sie würde als der schrecklichste eines Mädchenjägers kommt, das alles sei nur noch nebenher
choses, quoiqu’il put étre franc comme la force, car il Tavait
bemerkt. Aber es verstärkt die Abneigung gegen das mi߬
den.
Qui, un Tartuffe, entendons nous bien, un Tartuffe intellectuel.
lungene Stück, das man aus seiner Grabesruhe nicht hätte
ndrei Akten nennt man noch
II le fut de naturel, d’originalité, de clarté, de logique, poussant
aufscheuchen sollen.
Blinden die Augen aufgegangen
sa tartufferie jus’qu'à la secheresse; un Tartuffe qui commenca
Fräulein Höflich lieh der Christine von vornherein
febenswürdigste und feinste“
par jouer sa comédie aux autres ct qui devint, comme tous
einen Jammerton der auf die Nerven fiel und jeden Lieb¬
die Charakteristik nichts einzu¬
les tartuffes, son propre bonhomme Orgon à lui-méme, punction
iv Schnitzlers, und nur Schnitz= haber sofort abgeschreckt hätte. In Erscheinung und Wesen
ordinaire et bien merctié de tous ces menteurs etc. etc.“
war nichts von dem vielberufenen süßen Wiener Mädel zu
wöge. Kann ich mir doch denken,
Im ganzen Zusammenhange bekommt der Sinn doch eine andere
spüren. Ihr Schatz, das Lebeknäblein Fritz, blieb in der
ie „Liebelei“ verhältnismäßig
Nuance. Vermutlich sind auch die übrigen famosen „Aphorismen“
Darstellung des Herrn Dumont ein kläglicher dummer
chleier der Beatrice“, den „Ruf
über Dumas, Humboldt und Mirabeau in ähnlicher Weise foörizier!
Junge ohne Hirn und Gemüt. Besser faßte, wenigstens im
Schöpfungen stellt. Leider ist
worden. Es wäre nicht uninteressant, den Namen dieses Wurst¬
ersten Akt, Herr Eckart den vergnügten, leichtsinnigen
Kennzeichnung der „Liebelei“
Arthur Schurig.
fabrikanten zu erfahren.
Freund; später kam auch er nicht mehr gegen die Leichen¬
eil, ein Lob allgemeiner Natur
bitterstimmung der anderen auf. Im dritten Akt begnügte
8 die mißlungene Sache immer
sich, abgesehen von dem trefflichen Herrn Pagay, dem
hwatzen. Dagegen wollen wir
Eine kühne Klettertour finden wir in den „Münchner Neuesten
Vater Christinens, alles damit, neben Fräulein
bei den Nachkommen nicht den
Nachrichten“ beschrieben. Es handelt sich um eine Aufgabe, die
Höflich Statisterie zu treiben. Es war diesmal keine Muster¬
keit zu erwecken
selbst erstklassige Steiger bisher nicht gelö ben, um die Durch¬
Szene des Stuckes kennt man aufführung, wirklich nicht. Aber man kann's den Schau¬
kletterung der etwa 600 Mete ohen Westwand
spielern kaum übel nehmen. Die ihnen gestellte Aufgabe ver¬
che Spannung kommt nicht auf.
[des Totenkirchls. Herrn Rudolf Schietzold jr. ist der
r. n.
lockte nicht zu irgend welchem Höhenfluge.
elche Sympathie. Was schert
große Wurf gelungen. Nachdem Schietzold am 11. September
ber dessen Geistesgaben und
eine Rekognoszierungskletterei im Aufstieg unternommen hatte,
ig wie seine Christine erfahren?
gelang ihm in 5½ Stunden die Durchführung der ganzen Aufgabe
Der neue Roman Sudermanns. Für den ersten Druck seines
llt oder nicht, ist dem Zuschauer
am nächsten Tage. Der Tourist schildert das Abenteuer wie folgt:
neuen Nomans in einer hiesigen Zeitung sind dem Dichter an¬
b setzt uns auch die haltlose
[Rekognoszierungskletterei am 11. September
geblich 100 000 Mk. geboten worden. Sudermann hat dieses An¬
süßen Mädels über den Tod
1907. Ungefähr 20 Meter links von der Randkluft des Winkler¬
gebot abgelehnt mit der Begründung, er wolle sein Kind
nen. So wenig Liebenswertes
couloirs Einstieg in die Felsen. Zunächst über brüchigen schrofigen
nicht zerstückelt sehen. Wie schade, daß er diesen Grundsatz
können, daß die wütende Leiden¬
Fels an 40 Meter empor, leicht nach rechts zu dem die Wand
nicht auch schon früher gehabt hat, sondern ehedem sogar seine
Perversität anmutet. Ein Weib
herabkommenden Wasser strebend. — Nun gerade aufwärts über
Dramen fetzenweise in Wochenschriften hat veröffentlichen lassen!
sich nicht so fort. Liebe ist zwar
einen kleinen überhängenden Kamin und schwierige Wandstellen
ramatiker. Wir würden Julia
zu einem 50 Meter langen Bande, das gegen Ende in eine furcht¬
Barbey d'Aurevilly und Steudhal. Man schreibt uns im An¬
lein Idiot wäre. Entweder wir
bar exponierte, grasbewachene Leiste übergeht, direkt darunter
schluß an unsere Notiz in der Nummer vom 7. September: Unter
cken die Achseln über ihre Ver¬
bricht die Wand überhängend etwa 150 Meter gegen den hohen
dem Titel „Aphorismen Barbey d' Aurevillys“ ver¬
und ungeschickte Apparat, den
Winkel ab. An sehr schlechten Griffen wird dies furchtbar aus¬
öffentlicht irgend ein Unbekannter eine Anzahl von Sätzen, indem
ietet, verstärkt den Widerwillen
gesetzte und unsichere Stück überwunden und eine Schrofenrinne
er dabei die literarische Fälschung begeht, zu behaupten: „Sein
ten Akt hineingeworfene fremde
Ruhm und seine Stärke waren die Aphorismen, die er aus dem (20 Meter hoch) verfolgt. Nun über senkrechten brüchigen Fels
kt. dem Verführer seiner Frau
zurückzubringen, und der dann Siegreif dichtete ...“ Bekanntlich ist es heutzutage geradezu eine auf eine kleine Terrasse (Steinmann). Es ziehen nun zwei
abgeht; die geschwätzige Frau! Seuche, die großen Schriftsteller und Dichter der Weltliteratur auf! Kamine in die Höhe. Der linke ist in seinem unteren Teil über¬