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Liebe
5. #ei box 11/3
mählich zu erzählen, daß er sein Theater nur doch zu viel des Guten. Das kunstfinnige Publi¬
dem Deutschtum und der echten Kunst zuliebe er=kum war über das Stück zuerst ganz verdutzt,
Feuilleton.
halte; der materielle Gewinn wäre gleich Null.
dann aber entrüstet. Man fand es empörend,
So etwas zuuß eine ideale Gesinnung genannt
daß der Wachtmeister seine Tochter erschießt.
New-Yorker Theater.
werden, besonders im Dollarlande. Glücklicher=Das war ein Schlag für die Moral und die Ge¬
Von,Ottb Salland (New=York).
weise machte aber der Herr Direktor bei einem rechtigkeit, die doch im Melodrama fast immer
anderen idecken Unternehmen gute Geschäfte. Er trimmphierend siegt. Von Rechts wegen mußte
Wer vor etwa fünf Jahren in der amerika¬
vermietete nämlich an die Kajütepassagiere von der Leutnant erschossen worden. Das sagte und
nischen Metropole eine gutes modernes Stück
atlantischen Dampfern bequeme Sessel, auf schrieb man denn auch sehr deutlich. Die
sehen wollte, der mußte in Herrn Conrieds
denen sich die Reisenden auf dem Verdeck behag¬
Direktion erschrak und sah im Geiste schon die
deutsches Theater gehen. Die meisten englischen
lich ausstrecken konnten. Und da Herr Conried
leere Kasse. Und
n emmnal des Volkes
Bühnen pflegten mit rührender Sorgfalt das
das Monopol erhielt, so war der Verdienst sicher
Stimme Gottes Stin ist, se wurde in den
erbauliche Melodrama. Man sah dort Schurken
und das Ideal hatte einen soliden Grund, auf
folgenden Vorstellungen der Leutnank um¬
mit Musikbegleitung Edelmenschen werden. Das
dem es fest stehen konnte.
gebrach Die Gerechtigkeit hatte
0 glänzend
Laster hatte sich bis gegen den Schluß zur
gesiegt, uns das kunstsinnige Publikum w#r #
Die wirklich künstlerischen Erfolge, zu denen
Tugend entwickelt, und wenn gerade einmal die
frieden.
Herr Conried das Irving Place=Theater führte,
Unschuld im ersten Akt jämmerlich vernichtet
Der Fortschritt war aber nicht mehr aufzu¬
verhalfen ihm vor einigen Jahren zur Direktor¬
ward, dann bekam man doch schon bei der Ver¬
stelle am Metropolitan Opera House. Von der halten, und was dem nicht allein gelang, das
wicklung das tröstende Empfinden, daß am
brachte die Konkurrenz der Theaterunternehmer
Zeit an ging's aber mit dem deutschen Theater.
Ende noch alles gut werden wird. Und man
fertig. In der Geschichte der englischen Theater
abwärts. Unsere Bühne ward immer schlechter,
täuschte sich nicht.
ison
die englischen Theater hingegen wurden besser. New=Yorks ist nun die gegenwärtige
Diese Perlen der dramatischen Kunst bekam
Man begann Bernard Shaws Werke aufzu= der Rekordbrecher. Noch nie wurden
man auch in solchen Theatern zu sehen, die
Stücke aufgeführt. Selbst Ibsen fäng
führen, und einige ame#kanische Bühnenschrift¬
unsere oberen Vierhundert gern besuchten.
Mode zu werden. Es ist vor allem die russische
steller schrieben auch literarisch wertvollere Stücke
Von den Klassikern war es eigentlich nur
Künstlerin Alla Nazimowa, die mit „Hedda
als früher. Der Umschwung kam beinahe plötzlich.
Shakespeare, dessen Werke das kunstsinnige
Gabler“ und „Nora“ großen Erfolg hat. Von
Diese neue Aera wurde, um genauer zu sein, vor
Publikum von New=York und Umgebung be¬
Mansfield wurde in dieser Saisen auch „Peer
zwei Jahren von dem amerikanischen Schau¬
wundern durfte. Und sie wurden geradezu an¬
Gynt“ gegeben.
spieler Daly eingeleitet. Er begann mit Shaws
dächtig bewundert. Das kam daher, weil geniale
„Candida“. In dem Stück, das zuerst in Nach¬
Vor einigen Monaten kam nun auch Schnitz¬
Theaterdirektoren es fertig brachten, einige
mittagsvorstellungen gegeben wurde, spielte
lers „Liebelei“ auf die englische Bühne. Das
Dramen des großen Briten als Ausstattungs¬
Daly den jungen Poeten. Er hatte Erfolg, und
Stück wird als „Reckoning“ im Verkley Lyceum
stücke zu geben. Was dem „Star“ nicht paßte,
einige Theaterunternehmer versuchten es nun
Theatre erfolgreich aufgeführt. Die Darstellung
wurde ohneweiters gestrichen.
ebenfalls mit modernen Stücken, die dem Publi¬
ist im allgemeinen gut. Man merkt ihr an, daß
Im deutschen Theater am Irving Place
kum gar nicht übel gefielen. Es wurden jetzt
der Regisseur, G.=v. Seyffertitz, der lange am
auch Werke von deutschen Dichtern übersetzt und
konnten solche Entgleisungen nicht vorkommen.
hiesigen deutschen Theater war, ein Wiener ist.
teilweise erfolgreich aufgeführt. Hauptmann,
Die englischen Kritiker, von denen einige
Bei der ganzen Aufführung fehlt aber doch das
„Wiener Blut“ das allerdings vom amerikani¬
wünschen, daß man sie ernst nimmt, haben denn! Sudermann und auch Heyse kamen mit einigen
auch immer unserem Kunsttempel für feinereihrer Stücke auf die englisch=amerikanische Bühne,
schen Publikum nicht vermißt wird. Am besten
Musen einen gewissen Respekt entgegengebracht. und schließlich wurde auch noch Beyerleins
spielt Katberine Grey, die die Christine Weiring
Und vom Direktor Conried begann man all-„Zapfenstreich“ gegeben. Das war aber nun lgibt.