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dem ein in seinem Motiv nicht recht zu verstehendes Vorspiel
kunst und Wissenschaft. ##%
vorausgeht, sucht der Komponist das Aufdringliche der Musik
dem Texte gegenüber zu vermeiden, und dies im Ganzen mit
Glück, obschon auch hier und da ein Rückfall in den alten Fehler,
Frankfurter Opernhaus. —
der aber hier noch bedeutender wirkt wie vorher, zu verzeichnen
Sonntag, den 18. September. Zum ersten Male: „Liebelei“,
ist. — Erst der dritte Akt wird voll und ganz dem Texte und der
Oper in 3 Akten nach dem gleichnamigen Schauspiel von
Handlung gerecht. Auf den gehaltvollen, groß wirkenden
Artbur Schnitzler. Musik von Franz Neumann.
Trauermarsch, obschon die Führung nur bei einer Cellostimme
Fleich am Anfünfeunseres Referates wollen wir mit Freu¬
liegt, folgt in der Szene auch weiter noch in langes Ende nur
den den wirklich großartigen, selten gesehenen Beifall konsta¬
Stimmungsmusik und kein Gesang. Man entbehrt auch den¬
tieren, den die neue Oper und ihr Komponist ernteten. Wir
selben gerne. Erst die Erzählung des Vaters, welche vorzüg¬
sagen ausdrücklich „die neue Oper“ und ihr „Komponist“, denn
lich wirkt, schiebt den Gesang wieder in den Vordergrund und
ein gut gemessen Teil des Beifalls galt dem liebenswürdigen.
der tragische Schluß wirkt gesanglich und orchestral einsach im¬
gern gesehenen Dirigenten des Opernhauses! Allein es bleibt
ponierend. Aber gerade diese weise Nichtverwendung des Ge¬
noch so viel Beifall übrig, welcher der Arbeit selbst galt, daß
sanges und das Parlando von Christine sind die besten Beweise:
dafür, daß die Musik eigentlich nicht zu diesem Texte paßt. Die
Herr Neumann sicher ist, daß sein Werk und mit ihm der wohl¬
verdiente Beifall sich außerhalb Frankfurts wiederholen.
in der Oper geradezu komisch wirkenden Pfropfenzieher= und
werden. —
Streichholz=Gesangsepisoden wollen wir weiter nicht besprechen.
Es mag nun mal sein wie es will, und wenn die Moderne noch
Ein Wagnis war es jedenfalls ein für das Schauspielhaus
sehr dagegen protestiert, die Oper verträgt nun einmal
so
geschriebenes Werk zu vertonen. Es wird dies immer ein Wag¬
nicht: „Guten Morgen Herr Fischer, wie haben Sie geschlafen?“
nis sein, und dies umsomehr, je einfacher, stimmungshaltiger
oder „Fritz wo ist der Stopfenzieher.“
und dabei je moderner dies Stück ist. Diese drei Eigenschaften
Trotz dieser Ausstellungen aber sind wir gezwungen Herrn
besitzt Schnitzlers „Liebelei“ in hervocragender Weise, und das
Neumann zu seiner Musik die wir gerne und viel lieber ohne
Bedeutungsvolle dieses Kunstwerkes ist vor allem, das die
Durchführung des Motivs in ganz knapper Form sich vollzieht.
den Text hörten, zu gratulieren. Der Komponist hat bewiesen,
Wird nun ein solches Werk vertont, so ists ganz natürlich, daß
daß er das Zeug hat ebenso gut ein hochfeine Operette, wie eine
effektvolle heroische Oper zu komponieren. Seine Melodien
die Musik auch zu ihrem Rechte kommen will und wenn sie dazu
Kürze
sind so reichlich, daß er mit dieser einen Oper drei moderne
kommt, diese letzte wertvolle Eigenschaft der ges## den
Relleicht
geistlose Harmoniker versehen könnte. Die Instrumentation ist
verliert. Durch diesen Verlust aber geht, wenn
blühend, und die Stimmungsmusik jeweilig an ihrem Platze.
nicht ganz, so doch zum großen Teile die Stimn die das
Wir sind der festen Ueberzeugung, Herr Neumann würde,
Milieu verlangt oder bringt, verloren. Ganz so verhält es sich
wenn er sich dazu verstehen könnte, der berufenste Komponist
bei der neuen Oper. — Im ersten Akte, der sich zur Operette
sein, eine wirkliche neue und gute Operettenepoche einzu¬
neigt — genau wie es das Schauspiel will — legt Neumann
leiten. Er wandelt in der „Liebelei“ zwischen Puccini und
der Schwerpunkt seiner Musik ins Orchester, bringt rei¬
Richard Strauß. Der italienische Verismus ist nicht weiter
zende und originelle Melodien und weiß dieselben wun¬
auszubauen, und für die R. Strauß'schen Bahnen ist Neumann
derschön zu harmonisieren und wirklich reizvoll zu instrumen¬
viel zu sehr Lyriker. Also warum nicht zur neuen Operette! —
tieren. Der Souper=Walzer wird wohl bald Eigentum aller
Der Beifall des Publikums war nach jedem Akte sehr be¬
Klavierspielenden sein, welche etwas Schönes und „Schickes“
deutend, nach dem letzten geradezu frenetisch. Es erschienen
haben und hören wollen. Allein da, wo es ins Tragische über¬
nicht nur die Künstler, sondern nach und nach der Komponist,
geht, da will unseres Erachtens die Musik nicht so recht zum
Herr Neumann, dann Herr Intendant Jensen, welcher
Texte passen. Sie kommt einem zu prätenziös zu der so ein¬
fach und sinnig gehaltenen Handlung vov. Im zweiten Akte,I für eine vorzügliche Regie sorgte, ferner Herr Dr. Rotten¬
berg, welcher dir
Schnitzler, welch
hatte. —
Fräulein Sel
lich und stieg zum
Größe. Herr Gent
feld, Theodor Kai
zur Seite. Fräule
immer von gesunde
Frau Binder und
mische resp. ernsten
tete Herr Schnei
und gesanglich sehr