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es
„OBSERVE
I. österr. behördl. konz. Unternehmen
für Zeitungs-Ausschnitte und Bibliographen
Wien, I. Concordiaplatz 4
Vertretungen
in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf,
Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minno¬
apolis, New-York, Paris, Rom, San Francisco,
Stockholm, St. Petersburg.
(Quolleenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt splitz Schönaue Anzeige.
1911 Teplitz, Bohnen
vom
Anatol, von Arthur Schnitzler, Gast¬
spiel des Schauspiel-Ensembles des Deutschen Lan¬
destheaters in Prag.] Mitten in den Zug einer
schier endlosen Reihe von Benefizevorstellungen, die
zu besuchen das Publikum teils aus Sympathie für
die Benefizianten, teils aus anderen Rücksichten
sich veranlaßt sieht, ein Gastspiel Prager Künstler,
deren Namen weder ein Programm bedeuten, noch
eine außerordentliche Kunstleistung verbürgen, dazu
eine absterbende Saison knapp vor der Osterwoche
— und dennoch ein volles, erwartungsvoll gestimm¬
tes Haus dessen Anblick ein sichtliches Interesse für
die Sache verrät! Das ist wohl alles auf das
Konto Schnitzler's zu buchen, des Dichters, der der
intimen Reiz der Dinge und Personen, die er
dem Leben entnimmt, um sie dramatisch zu ver¬
werten oder, besser gesagt, in ihrem eigentlichen
Wesen in das Drama einzuführen und hier bild¬
nerisch zu gestalten, durch den Glanz des feinge¬
schliffenen Dialogs erhöht. Aus dem Anatol¬
Zyklus von dessen fünf Bühnenstücken Donnerstag
zum erstenmal an unserem Theater vier aneinander¬
gereiht über die Szene gingen, war hier bisher nur
„Abschiessouper" gegeben worden, und es ist viel¬
leicht bezeichnend für die Darstellung, daß gerade
dieses am vorgestrigen Gastspielabende an zweiter
Stelle gegebene Stück die stärkste Wirkung erzielte
und gewissermaßen erst bewirkte, daß die vorher
noch erwartungsvolle Spannung im Publikum einer
wärmeren Stimmung Platz machte. Frl. Me¬
delsky gab die Annie mit einem Humor, der die
naive Unbekümmertheit des „füßen Mädels" am
eine ernstere Lebensauffassung nicht aus der derben
Urwüchsigkeit des Naturelle herausströmen, sondern
in einer kultivierten, verfeine ten Form erstehen
ließ, die mit einer großen Natürlichkeit das rein
technische Moment glücklich vereinigte. In dieser
Beziehung war der allmähliche, deutlich sichtbare
Übergang von Annies Stimmung in die Region
der „Beschwipstheit“ besonders bemerkenswert. In
„Anatols Hochzeitsmorgen" gob Frl. Medelsky
die Ilona mit starker realistischer Betonung und
der Kraft eines leidenschaftlichen Talentes. Frl.
Glasel war in „Episode" als Zirkusreiterin
Namen des guerre de ce
sowohl den Gegensatz der Anschauungen zwischen
dieser „Bibi und allen ihrer Genossinnen und dem
lebensfrohen und doch schwärmerischen Anatol sehr
treffend; noch besser kam ihre schöne Begabung in
dem sinnigen Ausdruck zur Geltung, den ihre Miene
und ihre Worte bei den Reminiszenzen verriet, die
Petersburger Aufenthalt bei ihr
er von ihre