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Anatol seinem ihm in jeder Hinsicht überlegen¬
Freunde Max von einem Sieg über eine Frau
vorfaselt, deren Schicksal er gewesen sein will.
Nur zwei, drei Stunden der Liebesseligkeit,
dann ist Anatol davongeflattert und Bianca (so
heißt sie denkt nun, wie er behauptet, an
nichts als ihn. Und dann kommt Bianca
und erkennt Anatol überhaupt nicht! Da ist
ferner das reizende „Abschiedssouper“. Anatol
will eine Freundin v.
ieden. Aber wie der
„armen Kleinen“
tbare beibringen?
Er ladet sie und
im Souper, dabei
soll es ihr allmählich klar
gemacht werden. Sie
aber, ein freches, unverwüstliches, süßes Ma¬
del, kommt dem Lebens
zuvor.
Sie
trinkt sich einen Schwips und Mut an und
verrät dann, daß sie ihres Anatol längst über¬
drüssig sei, daß längst ein anderer usw. Anatol
platzt vor Wut, seine kleinliche Empfindlichkeit,
seine gekränkte Eitelkeit sind so komisch, daß
Max Tränen lacht — wir Zuschauer mit ihm.
Ein recht frecher Schlußakt zeigt uns, wie
Anatol direkt aus den Armen einer Dame von
leichter Art zu seiner Trauung eilt. Aber wir
ahnen auch schon die Nemesis. In Jahr und
Tag wird dieser Herr Anatol gewiß auch von
der legitimen Gattin das aufgesetzt bekommen,
was ihm schon so oft das Dichterhaupt geziert
Frivol sind diese Einakter, aber witzig und
amüsant wie nicht viele andere. Hier haben wir
es mit wirklichen Lustspielen zu tun, nicht mit
Schwänken, die aus Posseneffekten und Ka¬
lauern zusammengesetzt werden
Und die Aufführung
eigentlich
war es ein Fiasko, das erste
in dieser
Saison ein Fiasko im
Die Rol-
Herr Eck¬
lenverteilung hat die Schuld daran.
hof kann den Anatol nicht geben.
Es ist das
wohl überhaupt ganz und gar nicht die Roll¬
des Heldenspielers. Anatol soll viel „grüner
sein in seinem Auftreten, andererseits aber auch
viel eleganter. Die Komik besteht ja gerad¬
darin, daß die vielen Abenteuer diesen harm¬
losen Don Juan nicht gereist haben, daß
aber zu schwadronnieren versteht aus dem
Herr Eckhof aber war kein harmlos und grün
gebliebener Viveur, sondern glich mehr einem
Gymnasialprofessor, der einmal den Lebegre
spielt. Es war auch alles viel zu sehr unter
strichen, auf das Einfältige des guten Anato
wurde mit zuviel Absicht hingedeutet und die
elegante Haltung fehlte ganz. Wie Herr Eck
hof im zweiten Bild die Frau Gabriele ansprach
das war mehr dem Couplet „Man steigt nach
4.9. Anatol - Zyklu-
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