Faksimile

Text

4.9. Anatol-
Zyklus
.......
le
HEMSTREE
96 WARREN STREET
NEW YORK CITY
NY TIME
En 1931
"Anatol" and Our Times.
To the Dramatic Editor.
In seeking to explain the "tame¬
ness" of the audience at Schnitzlers
Anatol you say:
Anatole France once observed that
religion had done love a great service
by making it a sin. Alas, this irre¬
ligious era has lost a source of con¬
stant pleasure!"
I was just planning to start a re¬
ligious revival to bring Schnitzler
back into his own when I chanced
upon the following paragraph in
Hra K. Moder woll's book, "The
Theatre of Today," published in 1914:
A little cleft of puritanism still
separates us from the appreciation of
Schnitzlers delightful comedies and
the bridge across is slippery. The
strenously immoral life of the
young Viennese dandy, which he sati¬
rizes without ever once condemning,
seems to us hardly a matter for
laughter."
Somewhere between 1914 and 1931
must lie a time when Anatolis deli¬
cately fresh philandering stood forth
as a fine art, entirely and from its
former sinfulness which the theatre
has now outsinned. It is in that
happy time that I dwell. And I have
an idea that strangely enough the
usually misconstructive bargain mat-
ine audience was with me.
EDIN R. MEISS.
New Haven, Conn., Feb. 2, 1931.
box 9/4
a. M.
Frank¬
Frank¬
Pirma¬
in
Fürth
Mün¬
und Hack
antel¬
un
des New-Yorker Theater¬
Brief des „Tempo
gezeichnet, aber nicht locker genug,
Man kann New York die größte
beinahe englisch, und grade diese
ter der
Theaterstadt der Welt nennen. Links
Mischung wirkt hier unwiderstehlich.
densten
und rechts vom Broadway gibt es
Das Publikum beklatschte die stim¬
nicht weniger als 72 Theater. Aber
st von
mungsvollen Dekorationen und applau¬
zur Zeit werden nur 27 Sprechstücke
vierte einen Zwischenakt durch — für
und 7 Revuen gespielt; die anderen
New York ein Ereignis. Die Kritik
Häuser stehen leer. Natürlich ist auch
alters
war viel kühler. Sie fand den Abend
hier die finanzielle Krise, in der sich
orker
zu handlungsarm, auch ein wenig
das ganze Land befindet, mit schuld¬
chester
„altmodisch“.
tragend.
Neben¬
Aber wo anders als am Broadway
Daß aber der New-Yorker theater¬
und
kann man altmodische Stücke sehen
hungrig ist, beweist die Tatsache, daß
zweite
wie „Pagan Lady" (ein Pastor ver¬
„Erfolgsstücke" für Wochen ausver¬
2 soin,
liebt sich in eine Dirne) oder „First
kauft sind. So gegenwärtig Vick
nes
night" (Detektivreißer ohne Span¬
Baums „Menschen im Hotel“
hand¬
nung) oder „O promise me" (Schwank
hier in der ausgezeichneten Bearbei¬
litan
über „Eheversprechen in Amerika).
tung von William A. Drake, der
diges
Ein Stück wie „Stepping sisters
schon Werfel übersetzte, „Grand=Hotel
und
läuft hier, allerdings im kleinen Haus,
genannt. Die Ausstattung ist ärmlich,
itert.
schon zehn Monate. Und ist weder
die Schauspieler mit wenigen Aus¬
lustig, noch originell, denn daß sich
nahmen, nur durchschnittlich. Aber
drei ehemalige Revuestars nach Jahren
es gibt 22 farbige Szenen, und die
nach
treffen und jede bemüht ist, ihre Ver¬
Romantik der New-Yorker ist be¬
wischen
gangenheit zu verhehlen, macht den
friedigt. Die Wocheneinnahme be¬
ner
ganzen Inhalt aus.
trägt 28000 Dollar. (Die Bühnen¬
Eine Dase in der Wüste der Lust¬
arbeiter aber allein erhalten 3500 Doll.
findet
spiele bedeutet Zoe Akine Stück The
wöchentlich.)
Hr. Die
greeks had a word for it. Es schil¬
Eine Ueberraschung Schnitzlers
ausge¬
dert in lebendigen und geistreich ge¬
„Anatol“ in sechs Bildern, für die
auf die
führten Bildern die Schicksale dreier
Regie ist der junge Gabriel Beer¬
t
bildhübscher und unternehmungslusti¬
Hofman verantwortlich, und sie ist
ingen
ger „Golddigger“, wie sie der Ameri¬
äußerst stimmungsvoll, richtig ameri¬
ver¬
kaner nennt: Junger Kokottchen, die
Seinen
kanisch stimmungsvoll, mit viel Musik
auf der Lauer nach dem reichen Mann
hinter der Bühne und einem Heurigen¬
den
sind, der sie ein, zwei Jahre mit
Garten. (Die Amerikaner sagen un¬
Schmuck überschüttet. (In New York
entwegt „beer-garden"). Anatol ist
us, von
ist so etwas gar nicht ungewöhnlich.)
Artillerie=Offizier, und sein Freund
pouvon
Ganz entzückend die Schlußszene, wenn
Max trägt eine Phantasie=Uniform.
die Hübscheste der „Drei Musketiere,
Zur Hochzeit erscheint Anatol als
schon vor dem Brautaltar, den ält¬
Leibgardist mit Helmbusch und weißer
lichen Millionär im Stich läßt und
Pelerine. Und dieser Anatol wird
mit ihren Freundinnen nach Paris
nun von Joseph Schildkraut gespielt,
geht. Paris bedeutet Freiheit, Leben,
dem geborenen Wiener. Er ist aus¬