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Kunst und
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sche Wurzel in der Lebensvergaßheit eines
vor¬
Ab¬
„Arator im Akademietheater.
Hamlet. Emmerich Reimers gibt den Max als sind
erste
unaufdringlichen guten Kamerchen und ließen
Die Aufführung des „Anatol“ von Artur
icht¬
mit
glich Schnitzler im Akademietheater ist eine Ver¬
Kerl.
eine
Die Frauenrollen um Anatolich ungleich¬
beugung des neuen Burgtheaterdirektors vor dem
mäßig besetzt. Am besten Aller als an
lbst Geiste des Wienerischen und vor dem toten
g'schnappige Ballettratte des soupers"
Dichter, der in diesem Jugendwerk die seelische
us¬
sie bietet nicht nur eine glantes prodistische
Atmosphäre des „Jungen Wien“ der Jahr¬
Na¬
Schauspielerleistung, sie gibt Charakter¬
hundertwende so vollkommen eingefangen hat,
studie über das süße Wiener die diesen
wie später nur noch in der „Liebelei", Franz
vielverhimmelten Typ ebenso reich wie er¬
Herterichs Inszenierung ist mit ehrfurchts¬
lich
barmungslos entlart. Maria hen läßt
voller, fast feierlicher Behutsamkeit darauf be¬
hinter der Eitelkeit einer „Der von Welt
dacht, vor allem die Stimmung, die graziöse,
glaubhaft die Einsamkeit und verhaltenen
spielerische Melancholie jener Zeit wieder leben¬
Lebensschmerz einer aus Feigheit auf ihr Glück
dig zu machen. Im Orchester steht aus dunkelrot
verzichtenden Frau ausschimmern. Ebbe Jo¬
verhängtem Klavier eine Schale mit gelben
hannen, mit künstlerisch übersteigertem
Rosen, gedämpfte Musik bildet den Auftakt, er¬
Temperament geladen, trägt ein wenig zu dick
füllt die Pausen; die Schauspieler tragen das
auf. Lili Marberg ist eine imposante Zirkus¬
Kostüm von 1890, die Szenerien sind in sanfte
reiterin, Gerda Dreger deutet den aus Unbe¬
Halbtöne getaucht, der mattgoldene Sonnenschein
fangenheit und Verschlagenheit gemischten Lieb¬
eines Frühlingsabends oder das Kaminfeuer
reiz eines einfachen Wiener Mädels geschickt an.
eines Winternachmittags verzaubern den Schau¬
Das Publikum applaudierte begeistert. F. R.
platz. Das Spiel von Anatols Liebesabenteuern
wird mit seinem bitteren Humor zu einer
Volksoper. Die letzte Aufführung der
Trauerfeier für das versunkene Wien der süßen
„Tosca" gewann ihre außerordentliche Be¬
Mädel und ihrer schwärmerischen Liebhaber, zu
deutung nicht nur durch das Gastspiel Picca¬
einer Trauerfeier für Artur Schnitzler, ihren
vers, sondern auch durch die mitreißende Kraft,
Dichter.
die sie auf das Publikum, das das Haus bis zum
Mit einem Veilchenstrauß in der Hand spricht
letzten Platz füllte, ausstrahlte. Daß Piccaver,
Raoul Aslan die musikdurchströmten Verse, die
der glänzend bei Stimme war, nicht nur tonlich
Hugo Hofmannsthal der Buch¬
wunderschön sang, sondern auch viel Gefühl mit¬
ausgabe des „Anatol" vorangestellt
schwingen ließ, braucht kaum hervorgehoben zu
steht
Das Schicksal einer Generation
werden. Ihm stand in Vera Schwarz eine ge¬
zwischen den Zeilen dieser Strophen, einer
sanglich und darstellerisch vorzügliche Tosca zur
Generation, die „frühgereift und zart und
Seite. Auch der schwächere Herr Fußberg als
traurig, ihre Welt in ein schwermutsvolles
Märchenreich verwandeln wollte. Der Anatol Scarpia wurde durch die großen Leistungen der
Hauptdarsteller angefeuert. Direktor Leo Kraus
Raoul Aslans ist auch ein sehr elegischer Frauen¬
dirigierte die Vorstellung, die weitaus besser als
held, ein grüblerischer Philosoph der Liebe, nicht
die der Staatsoper war, mit großer Energie. Der
der zynisch-leichtsinnige Lebemann, der dem
stürmische Beifall für die Ausführenden wollte
Dichter vorschwebte. Die Trauer über die Ver¬
kein Ende nehmen.
gänglichkeit der Liebe klingt bei ihm echter als
Volksoper. Freitag den 5. d. gelangt „Die
die Freude am Genuß; die Wehmut der Hof¬
Fledermaus" zur Aufführung. Vera
mannsthal-Verse schwingt in seinem Spiel nach,
Schwarz singt die Rosalinde, Alfred Pie¬
und seine vergeistigte Melancholie hat ihre seeli¬
Arbeiter
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