Faksimile

Text

Esmor
Hochze
4.7. An
atolsg
Telephon 12801.
De
S l. österr. behördl. konz. Unternehmen für Zeitungs¬
Ausschnitte
66
Wien, I., Concordiaplatz 4.
Vertretungen
— in Berlin, Budapest, Chicago, Christiania, Genf, Kopen¬
hagen, London, Madrid, MailanJ, Minneapolis, New Vork,
Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Petersburg.
(Guellenangebe ehne Gewählo
10
Börsen Courier, Borlin
3
Aussohifith Asts.
Abendausgabe
12
vom :
Ein Telegramm unseres Korrespondenten meldet
uns aus Wien: Die Concordia=Matinee im Johann¬
Strauß=Theater brachte eine Anzahl Einakter. Oskar
Wildes „Florentinische Tragödie“ von Josef Kainz
ebenso meisterlich inszeniert, wie in der Hauptrolle
erschütternd verlebendigt, hatte grandiosen Erfolg.
Kainz war Gegenstand großer Ovationen. Rittners
„Besuch in der Dämmerung“, etwas gekünstelt, ver¬
sagte. Willners Dramolet aus der Sansculottezeit
interessierte und rührte. Schnitzlers humorsprühend
frivolet „Anatols Hochzeitsmörgel“ von Fräulein
Galfrees und Herrn Kramer mit hinreißender Laune,
gespielt, amüsierte lebhaft.
Pere
— 8•0 Schneeberg — 0•3, Semmering — 8°0 Grad Celsius.
erprognose: Meist heiter, schwache Südwestwinde,
box B/3 tur, stellenweise Bodennebel.
Militärisches.
(Das Jubiläum des Kaiser Franz=Garde=Grenadier¬
Regiments.) Se. Majestät der Kaiser empfing heute um halb 1 Uhr
nachmittags den kaiserlich deutschen Militär=Attaché Major Graf
Kageneck in besonderer Audienz. Major Graf Kageneck überbringt
St. Majestät dem Kaiser ein Handschreiben Sr. Majestät
des deutschen Kaisers aus Anlaß des 60jährigen Inhaber¬
jubiläums des Kaisers Franz Joseph als Chef des königlich preußischen
Kaiser Franz Garde=Grenadier=Regiments. — Aus Berlin wird uns
telegraphiert: Im Hotel Prinz Albrecht vereinigte sich gestern abends
aus Anlaß des Cbefjubiläums Sr. Majestät des Kaisers Franz
Joseph das Offizierskorps des Kaiser Franz=Garde=Grenadier¬
Regiments mit seinen alten Herren zu einem gemütlichen Beisammen¬
sein. Aus allen Gegenden des Reiches waren alte Kameraden zahlreich
herbeigeeilt.
(Die Spenden für unsere Grenzsoldaten.) Wir erhalten
folgende Zuschrift: Dem 9. Korpskommando in Leitmeritz
sind an Liebesgaben für die Weihnachtsbescheerung der an der Grenze
in Bosnien, Herzegowina und Süddalmatien dislo¬
zierten Truppen 18.919 Kronen und zahlreiche Warensendungen zuge¬
kommen. Das k. u. k. 9. Korps= und Landwehrkommando in Leit¬
meritz beehrt sich, auf diesem Wege jenen Behörden, Vereinen,
Institutionen und Körperschaften sowie allen einzelnen Personen, welche
in hochherziger Weise Liebesgaben für die in unseren Grenzgebieten
unter schweren dienstlichen Verhältnissen stehenden Soldaten spendeten und
hiedurch diese aus den Gefühlen der Sympathie der Bevölkerung für
die Armee sowie aus dem Solidaritätsgefühl zwischen Volk und Heer
hervor egangene Aktion förderten und unterstützten, den wärmsten,
innig ten Dank auszusprechen. Das überraschende, von größtem, edelstem
Wetteifer zeugende Resultat dieser nunmehr abgeschlossenen patriotischen
Aktion wird nicht nur jenen Armeeangehörigen, welche diesmal die
Weihnachtsfeiertage fern von ihrer Heimat verbringen mußten, ein An¬
sporn zu erhöhter Pflichterfüllung sein, sondern auch alle anderen
Soldatenherzen mit tiefster Dankbarkeit für dieses spontane und munisi¬
zente Entgegenkommen erfüllen.

F (Theater und Kunst.
rd
## Krematische Matinee.
Im Johann Strauß=Theater fand gestern nachmittags zu wohl¬
tätigem Zwecke eine Einakter=Matinee statt, der ein glänzender Erfolg
nachzusagen ist. Hervorragende Mitglieder des Burgtheaters und
Deutschen Volkstheaters hatten ihre feinste Kunst in den Dienst der
Menschenliebe gestellt und ein mit Theatertakt und Publikumkenntuis
zusammengesetztes Novitätenprogramm machte den Nachmittag auch¬
künstlerisch überaus lohnend. Der weiße Saal auf der Favoriten¬
straße war bis an die Decke dicht gefüllt, man sah eine distinguierte
Gesellschaft, deren Beifall, in die herkömmlichen Abendstunden versetzt,
einen bevorstehenden Kassenerfolg bedeutet hätte. Selbstverständlich
steht den Elementen des Programms ja auch noch eine abendliche
Laufbahn bevor.
Der Glanzpunkt der Vorstellung war das dritte Stück, eine
Voll=Novität von Oskar Wilde. „Eine florentinische Tragödie“
heißt sie. Kurz und bündig, heftig und farbig, geht eine Geschichte
von Liebe und Eifersucht vor sich, mit letalstem Ausgang. Mit
Einleitungen und Exponiermanieren hält sich der Dichter keinen
Augenblick auf. Er stellt die Situation mit einer überrumpelnden
Plötzlichkeit hin und zieht auch fast augenblicklich die mörderischen
Konsequenzen. Der reiche Kaufmann Simone kommt abends
aus dem Tagesgeschäft heim und findet bei seinem schönen
Sohn des
Weibe Bianca den jungen Guido, einzigen
Staatsoberhauptes. Mit einer Laute und so überhaupt
Er weiß sofort, woran er ist. Als Monolog beinahe spielt sich die
Szene ab. Simona macht seiner leidenschaftlichen Seele Luft, indem
er eine Menge unterwürfige Dinge mit ganz mörderischer Nüancierung
heraussprudelt. Kaufmännische, geschäftliche, hochloyale Redensarten,
aber mit den bittersten stachlichsten Betonungen, jedes Wort zwei¬
schneidig geschliffen. Bianca und Gutdo erwidern blos das Aller¬
notwendigste. Es ist eine Szene, wie wenn zwei mächtige Brunft¬
hirsche auf Leben und Tod um das abseits harrende Weibchen
kämpfen. Nur dleibt hier das Weibchen nicht so neutral, sondern
zischt ihrem Bevorzugten immer wieder giftig zu: „Töte ihn!“ So
weit ist es nämlich alsbald gekommen, daß sie in der Halle des
Kaufmannes erst mit Schwertern, dann mit Dolchen aufeinander
losgehen. Zwar in der Renaissancezeit tat man beide
gleichzeitig; man führte das Schwert mit der rechten
Snen
T
— T T.