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4. 5. Abschiedssouper
SII F
„OBSERVER
I. österr. behördl. konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WIEN, I., WOLLZEILE 11
TELEPHON R-23-0-43
Ausschnitt aus:
Klagenkurter Zeitung,
vom: 89— 12.1934.
Dr. E.
steht es mit beiden Einaktern dieses Abends.
Theater, Kunst, Musik.
Alma Seidler, uns aus viel wertvolleren
Rollen schon bestbekannt, spielte als Fräulein
Weihnachts=Gastspiele im Stadt¬
Ilonka Sobri, das zum Theater gehen
möchte und ergötzlich viel Bescheidenheit und
theater.
Unverfrorenheit in einem Atem entwickelt,
„Das Veilchen“ von F. Molnär und
sodann als Annie, Freundin Anatols, die
„Abschiedssouper“ von A. Schnitzler.
sihm, der das gleiche wollte, bei einem Sou¬
Kammerschauspielerin Alma Seidler vom
per den Laufpaß gibt, vom Gekränkten über¬
Burgtheater in Wien gab dem Klagenfurter
trumpft werden soll und zuletzt diesen in
Publikum am Christtag einen Gastspielabend
recht heiterer Weise abführt, zwei sehr ver¬
beidemal geriebene
wandte Charaktere,
mit zwei Einaktern. Wäre es eben nicht
Alma Seidler gewesen, deren Auftreten man Frauenzimmer, den Männern an Tempera¬
immer wieder mit Vergnügen und Genuß ment, Schlauheit oder Veranlagung zum Be¬
verfolgte, so verbliebe im übrigen ein nur trug glatt überlegen. Die Herren der Schöp¬
schmaler Gewinn dieses Theaterbesuches, sung schneiden jämmerlich genug ab. Gegen
denn sowohl „Das Veilchen“ von Franz Alma Seidler hatten Kurt Labatt (Theater¬
Molnär als das „Abschiedssouper“ von direktor, dann Anatol) und Walter Schmid
Artur Schnitzler (aus dessen „Anatol“=
(Komponist, sodann Freund Max) keinen
Zyklus) erheben sich wenig über das Niveau leichten Stand, zumal den von ihnen bestrit¬
geistreicher Sketche. Geistreich, ja; aber nur tenen Rollen schon von den Autoren die
bei gewandter Herausarbeitung der Pointen schwächlichere Basis verliehen wurde. Karl
des Dialogs, bei überlegenem und glaubhaf= Meinhard war ein Theaterdiener und ein
tem Gebärdenspiel, bei sehr großer Sicher= Kellner im „Sacher“, der feine, gutbeobachtete
heit der Darstellungskunst. Trifft dies alles Züge besaß und die Lacher siegreich auf seiner
zu, dann kann man sich (man muß es nicht) Seite hatte. Der Abend war kurz, das war
über die diversen Spitzfindigkeiten, die über eine seiner Würzen. Das Haus wies un¬
moderne gesellschaftliche Dinge mit harmlose= gemein guten Besuch auf.
ster Miene und großer Bosheit gesagt wer¬
den, herzlich unterhalten, über die sonder¬
baren, psychisch sehr interessant konstruierten
Komplikationen freuen. Freilich verläßt den
Zuhörer, der als solcher weit mehr beschäftigt
wird denn als Zuschauer, kaum je der Ein¬
druck des Konstruierten und Witzigen. So
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Wien III, Schwarzenbergplatz 5a
ERATIS
„OBSERVER“
I. österr. behördlich konzessioniertes
Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
WierI, Wollzeile 11, Telephon R-23-0-43
1
.
Aus
ot
MCAris
BASLEN
von
3 MHIZ. 1935
15. Kunsthalleabend.
(Eing.) Im 15. Kunsthälleäbend=der Gesellschaft für
Unterhaltungskunst, Mittwoch, 20. März, im Restaurant
Kunsthalle, wird unter Leitung von Max F. Schneider
erstmals im Rahmen der Kunsthalleabende der Versuch
unternommen, ein Bühnenstück aufzuführen. Gewählt
0
wurde eine Szene aus Arthur Schnitzlers „Anatol“,
„Das Abschiedssouper" Mifachsten Mit¬
teln, einem Podium und Vorhang, muß gearbeitet wer¬
den, aber vielleicht bildet gerade dies Improvisierte das
Reizvolle an der geplanten Vorstellung und läßt Schnitz¬
lers feinziselierte Sprache unbehindert von Insze¬
nierungseffekten hervortreten. Ausgeführt werden die
Rollen des Stückes von Elisabeth Witschi=Schäublin,
Hans Haeser und Willie Joerin. Eingeleitet wird der
Abend mit dem Hoffmannsthalschen Prolog zu Schnitz¬
lers „Anatol“, gesprochen von Willie Joerin. Es folgt
sodan eine Gruppe Lieder von Hugo Wolf und Max
Reger, interpretiert von Erna Kimmig, Sopran und
Hans Vogt, Klavier. Weiter wird das Programm berei¬
chert durch zwei Solotänze von Els Havrlik. (S. Ins.)