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isode
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4. 4. Epiesse
.—



lich auch unser armer Freund Pierrot, der sich wieder
versitäten vorgebildeter Germanist wäre, könnte man aus
ält:
einmal umbringt aus unglücklicher Liebe. Buntes Theater!
diesem wichtigen Ausspruche des Begründers vielleicht eine
ölkerkunde“:
„Neue
Gebt her, was nur irgend auf die Bühne gebracht wer¬
Aesthelik des „Ueberbrettls“ ableiten. So lange nicht die
nüberseeischen Ver¬
den kann, und es wird auf diese Bühne gebracht werden!
Aesthetik von etwas abgeleitet ist, ist überhaupt nichts
Buntes Theater heißt auf Französisch „Variété“. Die
damit anzufangen. Die gewissen germanistisch geschulten
w. „Neue afrikanische
Uebersetzung kann gar nicht wörtlicher sein. Also meinet¬
Essayisten und Literatur=Verkündiger machen sich bereits
.Ludwig Karell. Seite
wegen, das Ueberbrettl ist ein Variété. Oder auch, es ist
seit einiger Zeit mit dem „Ueberbrettl“ zu schaffen. Daß
ein Brettl, da den Haupttheil des Programmes Lieder
es eine neue Kunstepoche einleitet, ist noch nicht gesagt
bilden, wie sie auf dem Brettl gesungen werden. Nur ist
worden, auch nicht, daß das Theaier des zwanzigsten
Momanes „Aussaat und
die Auswahl der Lieder geschmackvoller als sonst auf dem
Jahrhunderts sich darin ankündigt; aber sagen wird man
Brettl (obwol man das Brettl nicht verachten soll; der
es schon noch. Inzwischen hat man seine wesentliche Auf¬
in. Seite 18.
„Alte Drahrer“ ist alch von da gekommen). Das bunte
gabe erkannt: es soll den Geschmack des Volkes bessern,
Theater ist also ein besseres Brettl, ein tréteau supérieur
soll das Volk zum Schönen erziehen. Aehnlich also, wie
ein Ueberbrettl. So, jetzt hat das Wort „Ueberbrettl“ auch
leton.
die Athene des Phidias, nur daß diese nicht den beim
einen Sinn, und nun können wir zufrieden sein.
„Ueberbrettl“ eingeführten bunten Frack mit Metallknöpfen
verbrettl“.
Die Vorgeschichte ist bekannt. Das Pariser Cabaret
trug. Man hat ferner festgestellt, daß das „Uebecbrettl“ ein
artistique sollte in Deutschland nachgeahmt werden. Die
o erstanden. In der „Seces¬
literarisches Variété ist. Denn nur das Literarische hat
Idee lag nahe und war berechtigt. Wir haben in Deutsch¬
führt, und es war der erfolg¬
Werth. Im Wintergarten aber und bei Ronacher
land fast alle Elemente, die dazu gehören, um ein
Aus am Alexanderplatz erlebi
mangelt es an Literatur. Es gibt allerdings böse
Künstler=Cabaret zu schaffen wir haben Künstler und wir
hen Zwecken eröffnet wurde.
Menschen die behaupten, daß sie nicht am wenigsten
haben Cabarets, und die Stimmung der Zeit ist auch
lieblichstes aller Secessions¬
deßhalb so gerne diese Kunstinstitute besuchen. Wolzogen
danach. Die Stimmung der Zeit nämlich gegenüber den
t der Inschrift „Ansverkauft“.
hat sich an all das Geschwätz nicht gekehrt, das die ge¬
Theatern. Es kann keinem Zweifel unterliegen: in Frank¬
te gekommen, ein glänzendes
lehrte Zunft um ihn herum aufgeführt hat, und darum
reie) wie in Deutschland findet das Publicum in den
krische Gemeinde von Berlin.
ist ihm ein Werk gelungen. Die kurzen Worte, mit denen
Theatern nicht mehr, was es sucht und was es bean¬
b Beifall in Fülle. Dieses
er seine Vorführungen einleitete haben sympathisch be¬
spruchen darf, zu finden. Die Blüthe der Variétés, der
rührt, weil ihnen jede literarische Prätention mangelte.
leben bleiben. Auf der deut¬
Ueberbrettl und der Unterbrettl, ist nicht, wie man so oft
Er hat das Gut genommen, wo er es finden kornte, hat
mal etwas Neues zu sehen,
geschrieben hat, eine Fatalität für die Theater, sie ist eine
uheit in diesen und jenem aus lustigen Fligen eine Narrenjacke zusammengesetzt, hat
Anklage gegen die Theater, sie beweist, daß die Theater
alls allerlei drolligen und farbigen Stücklein ein buntes
kann, etwas Hübsches und
nicht mehr ihre Schuldigkeit thun. Dafür gibt es Gründe
Theater aufgebaut. Das ist das richtige Wort zur Defi¬
genug, die sich hier nicht alle, ausführlich besprechen lassen.
nition, und man braucht es nur auf dem Programm zu
um zü sagen, was „Ueber¬
Ein Grund ist die Unfähigkeit der Directoren, die
ch bedeutet es nicht viel. Es lesen: das Ueberbrettl ist ein buntes Theater. Es ist ein
größtentheils entweder Geschäftsleute oder unkünstlerische
einer Sache. Man plante ein Theater, in dem Vieles aufgeführt wird, und noch Eini¬
Literatur=Gelehrte sind. Von der Literatur überhaupt
ges dazu. Es wird gemimt und gesungen declamirt und
ihm einen närrischen Titel:
kommt das Unglück. Die Directoren sind literarisch, die
getanzt. Bunt, bunt, bunt ist die Losung. Schöne
er Begründer selbst, hat sich
Schriftsteller sind literarisch, vom Publicum wird literari¬
Frauen, deutsche Lyrik, viel Licht und viel Farbe, ein
Es gibt Ueberziehe.. Ueber¬
sches Verhalten verlangt. Vor lauter Literatur geht die
er. „Folglic kann es auch Ringelreihen, ein Tröpfchen Geist, ein Spitzchen Bosheit,
man ein auf deutschen Uni= Politik, Literatur, ein Schattenspiel, ein Walzer und end= Kunst zum Teufel, Das Stückeschreiben ist ein ehrsames