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9. Literatur
endele nicht intt dem Ab=isonentarifwesen, noch 1307 eine sölche abtanzrund amerien seine Besrlebigung!
strich von 50 Millionen neuer Steuern. Trotzdem müsse derung bemerkbar machen sollte, doch auf eine allmäh=lich degagiert das Uebereinkommen
spielen immer, wer es weiß, ist klug“ aus drei pracht= sich alles Theatralischen und fanden
vollen Einaktern von früher hier wiederkehrt. Das] Mehnert in einer Stimmung, 5
Schlichtheit und Echtheit auf jeden 3
Ein Kammerspielabend
Motiv klingt wieder, wie ein letzter vierter Satz in
Schauspielerisch halte ich deshalb die
Moll, der gleich nach dem „Grünen Kakadu“ einsetzen
müßte. Dieser Puppenspieler, dessen letztes eingebil= „Puppenspielers“ für das Beste, was
im Königl. Schauspielhause.
Jahre der Kunst in der Neustadt erl
detes Glück Bettelkönigs erhaben Sviel mit Menschen
Im Königl. Schauspielhause hat sich am Mittwoch
ein wirklicher Kammerspielabend. W
ist, weiß nur in schmerzlichen Augenblicken vielleicht,
abend eine Vorstellung dreier einaktiger Stücke sieg¬
musik eigentlich nur für Leute, die Ohr
daß er spielt. So, wenn dieser Bohemien die Freunde
reich gegen alle Lockkünste des strahlenden Frühlings
kunst besitzen. So war der große Bei
wiedersieht, die einen weißen Tisch, eine Lampe dar¬
behauptet. Zwar nur eine Erstaufführung war da¬
freulich, der auch Schnitzlers Satire
über, ein Kind, ein Glück haben. Und es ist viel¬
bei, die des einaktigen Dramas „Der Puppenspieler“
blieb.
fein zwischen ge¬
Gedanke
leicht nie ein
„Lileratur“ wirkte wie eine No###
von Arthur Schnitzler. Der Dichter hat viel zu
malten Kulissen gedacht, vielleicht nie so fein
bescheiden eine Studie genannt, was als tief¬
flage auf die guten Leutchen, die
ausgesprochen worden, wie ihn des Oboen¬
gründiges, psychologisch meisterhaft gebildetes Kunst¬
Größenwahn auf der Theresienstraße
spielers Gattin aus tiefstem Herzen ans Licht bringt.
werk gelten muß. Deshalb mutet es an wie eine
Seelen hervorziehen und analysiere#
Nämlich, daß des BettelkönigsMajestät unantastbar ist,
leben, Modell stehen, wenn sie lieb
Umwertung der Werte, wenn neben dieser „Studie“
daß des Puppenspielers wahres, zugleich eingebildetes
von Schnitzler das sehr kleine, sehr verblaßte und des¬
hingestellt, der stark animalische,
Menschenspiel das letzte Glück eines vertriebenen, ver¬
Herrenreiter — das ist wie ein Saty#
halb sehr gefirnißte Bildchen „Herbst“ von Walter
Ein Glück, das ihm grausame
irrten Königs ist.
danken, der die Tragödie des „Pu##
Schmidt=Häßler ein „Schauspiel“ genannt werden
Freundschaft, grausamere Fürsorge nicht nehmen soll,
herrscht. Die Zusammenstellung i
will. „Herbst“ ist bereits im Jahre 1898, „Literatur“
die ihm für den verschlissenen Hermelin nur neue
künstlerischen Reizes. Und der Abe
aus dem Einakterzyklus von Schnitzler, aus den
Alltagskleider zu geben vermag. Diese „Studie“ ist
nisch aus, da das Trio von Herrn 2
„Lebendigen Stunden“ 1903 auf der Hofbühne ge¬
dos Werk eines Dichters und eines Seelenforschers.
sonders, wie auch von Fräulein S#
sehen und hier besprochen worden.
Was da von der Kraft des Totwünschens in ein paar
[René in einer Max=Halbe=Maske
Es erübrigt daher, mehr zu diesen beiden
Worten gesagt wird, ist ein metaphysisch Buch ersten
wurde.
Stückchen zu sagen, als daß die gesprochenen ci-devant¬
Ranges. Und weil uns diese „Studie“ mit tausend
Dieser Kammerspielabend
Feuilletonsprüchlein des Schauspielers und Roman¬
Gedanken entläßt und doch nimmer losläßt, war's ein
wird selbst durch Maiengrün und
zeros Schmidt=Häßler noch immer sehr papieren und
Ereignis im Theater. Herr Mehnert schuf den
durch seine Anziehungskraft bewahr
gar nicht menschlich anmuten. Es ist die Mode von
Puppenspieler im Geiste des Dichters. Im Anfang
Julius H

damals. Der symbolistische Fremde. Der Tod in
verfiel er ein paarmal ins Geschickte, ins Metier, in
#treskhee
Eskarpins oder im Gehrock. „L’intruse“ von Maeter¬
das, worum er so häufig von den Liebhabern der
linck war das Beste, was diese Mode (sie war inter¬
Maifestspiel
Konvention belobt wird. Dann aber wurde er frei
national) hervorbrachte. „Herbst“ ist vergröberter
und gab etwas, was man noch nicht von ihm gesehen
Maeterlinck, Volksküchen=Macterlinck. Und es ge¬
hat, was man vielleicht nirgends wieder so sehen wird.
Maifestspiele überall und ohne
hört ein entsprechender Magen dazu. Etwas aber ist
Denn er gab unbewußt, intuitiv mehr als den be¬
kleine Mittelstadt in Deutschland od
brillant in der Mache: die Pausen nämlich. Man
sonderen Fall des Puppenspielers. Gab, was Arthur
solche Feste und die großen Hofthä
sieht, das hat einer vom Bau gemacht. Und die
Schnitzler an lebendiger Seele diesem Puppenspieler
minderbemittelten privaten oder s#
Spieler gingen darauf ein und verhalfen den nach
eingehaucht hat, was in vielen Menschen ist, ohne daß
nicht genug mit ihren Künstlern v#
Zeilen zu berechnenden, gesprochenen und gesalbten
sie's sagen oder sagen können, was in dieser „Studie“
selbst fast ihrer Stars entblößt sind
Feuilleton=Empfindungen zu einer gewissen Stim¬
von Ewigkeitsdauer ist. Nämlich den Menschen, der
viel ob in Wiesbaden, Frankfurt,
mung. Diese Leistung der beiden Hauptspieler
in den trübsten Stunden seines Lebens ein Hellseher
Prag, Graz und Brünn, findet m
Müller und Froböse, denen Herr Wierth,
wird, der seine Seele erkennt und, ein glücklicher
Bayreuther, Dresdner, Wiener
Herr Huff und Frl. Werner erfolgreich sekun¬
Bettler, vermeint, es sei ihm gegeben, über die Seelen
Sänger, kurz, es handelt sich um ei
dierten, machte Schmidt=Häßler neben Schnitzler
andrer zu herrschen. Wer will wissen, was hier Wahr¬
heit, was Illusion ist? Wer will an das Geheimnis Musikmode. Der Glückliche, der f
— —
Möglich. —
der Opernaufführungen der erster
„Der Puppenspieler“ aber war ein Erleb¬
rühren? Nur dem Fingerzeig des Dichters dürfen
haftig wird, ahnt natürlich nichts v#
nis. Unter dem vielen Feinen, was der Wiener an
wir folgen. Von diesem Reiz ging auf dem Theater,
ging im künstlichen Licht nichts verloren, weil Herr die Maifestspiele für so eine Bühne
dem Orte einer alten, vornehmen Kultur schuf, etwas
[Mehnert sich ganz dem Dichter hingab, jeden Ge= bedeuten, ahnt auch nichts von dem
unglaublich Feines, Vornehmes. Eine Menschen¬
danken Schnitzlers sorgsam förderte und (außer imi den die großen Sterne dort entfah
tragödie von Ewigkeitswerten in einer Viertelstunde.
Eine Tragödie, die viel zu duftig, zu zart ist, als daß
sie ein Zeitungsschreiber nacherzählen dürste. Nurl Beginne ein paarmal) nirgends Komödie spielte. Auchl Kunst nicht als tägliches Brot zu
das darf gesagt werden, daß das Leitmotiv „Wir Herr Wierth und Fräulein Verden enthielten Lage ist.