Faksimile

Text

Friedrich Kayßler,
Mensch sei ernst: das heißt wisse, daß
Ausschnitt aus:
Viner Jeurnal, Vir¬
Du ein Bajazzo bist!
Max Pallenberg.
vom: M0/119te
München, Juli 1915.
Auf einen gefallenen Dichter.
Aus einer literarischon Kriegs¬
Er war der Sänger und der Held,
Er hat sich
Mit jedernder Klinge
mappe.
Mit klingender Feder
Zum Kampf gestellt.
Der Schutzverband deutscher Schriftsteller hat soeben
Nun schläft er und träumt:
eine mit wertvollen künstlerischen Zeichnungen geschmückte
„Auf grüner Heid',
faksimilierte Handschriftensammlung herausgegeben, zu der
Im weiten Feld
gegen hundert deutsche Schriftsteller, Gelehrte und Politiker
Kein schön'rer Tod
Beiträge geliefert haben. Das Erträgnis ist wohltätigen
Ist auf der Welt
Zwecken gewidmet. Wir geben im folgenden einige Bei¬
Felix Poppenberg.
träge wieder:
z. Zt. Wiesbaden, Haus Dornblüth, Juni 1915.
Wie kindisch=läppisch, wie utopistisch=unreif bist Du,
philosophische Menschheit, gleich freudig auf einen Weltkrieg die
Gemeinsamkeit der Gesinnungen knüpft uns mit Bindsäden,
Hoffnung zu gründen, es kämen dann radikale Aenderungen zum
Besseren!?! Arbeitet lieber kleinlich=emsig-resigniert à la Ameise Gemeinsamkeit der Schicksale schnürt uns mit Stricken, Gemein¬
und Biene an der Hygiene des Leibes, der Seele, des Geistes! samkeit der Verantwortungen schmiedet uns mit Ketten an¬
Werdet nüchtern, keusch=ernst und sparsam, voraussichtlich in
einander.
Arthur Schnitzler.
jeglicher Art Eurer Lebensausgaben und =einnahmen! Erwartet
nicht als Folge von Dum=Dum=Geschossen und gelbgrünem
Verrat da und dort plötzlich tagende buddistische Lebensreinheit!
Nichts Geschenktes und nichts Ererbtes, nur Erarbeitetes
Bettler, und das ist die heutige Menschheit, haben be¬
macht froh!
scheiden zu sein und genügsam! Wenig erwarten und viel
Zehlendorf, im Sommer 1915.
leisten !,
Klara Viebig.
Peter Altenberg.
„Denn die Gesinnung, die beständige“
Glanzvoller Tag.
„Sie macht allein den Menschen dauerhaft.“
Ballade von Richard Dehmel.
(Goethe.)
Steig auf, wieder auf. glanzvoller Tag!
Grunewald, 17. Juli 1915.
Granatendonnertanz. Schlag auf Schlag.
Dr. Dernburg,
Und Lerchenjubel im Blauen.
Staatssekretär a. D.
Auf, auf, hinreißendes Menschenwort.
Alles an die Gewehre! Hallt's heiser fort.
Der Wahn ist lang.
Und Lerchenjubel im Blauen.
Alfred Kerr.
Fertig! Feuer! Und Salve auf Saloe kracht.
Und halblaute Flüche. Und einer lacht.
An Deutschland.
Und Lerchenjubel im Blauen.
Von allen Völkern weißt du, daß das Leben
Sprung! Vorwärts marsch! Heraus aus dem Bau.
Nicht Gut und Glück, nie Glück und Güter sind:
Durch! Durch! knirscht's, knattert im Drahtverhau.
Durch seine Gnade hat dir Gott gegeben,
Und Lerchenjubel im Blauen.
Daß du durch Arbeit wirst zu seinem Kind.
Sprung! Auf! marsch, marsch! Auf. Blutgiergewühl!
So zogst du nicht für dich hinaus ins Feld:
Du schlägst die Schlachten für die ganze Welt
Kannibalengebrüll. Stumpfeisengeschrill.
Und lehrst die Menschen, wie sie sich befrein,
Und Leichenjubel im Blauen.
In dir erheben sich zu höherm Sein.
Was stockt, fremde Kugel. dein Geigenton?
Paul Ernst.
Hin stürzt einer Mutter einziger Sohn.
Und Lerchenjubel im Blauen.
Ruhmvoller als die volkstümliche Ueberlieferung, daß die
Hin stürzt noch mancher; Glut, Schutt. Qualm, Staub.
erste Kriegsmacht der Welt von ihren Feinden umkreist und über¬
Nur durch, durch, vorwärts! sei blind, fühllos, taub.
Und Lerchenjubel im Blauen.
fallen wurde, steht die Auffassung da, daß die Mehrheit des
Volkes seit seiner Erstarkung einen Krieg ersehnte, durch den ge¬
Nur hurra, hurra! schweig. Wehgekreisch!
Marsch, marsch, blankes Eisen ins Feindesfleisch!
steigerte Kraft und gesteigerter Lebensgenuß sich in politische
Und Lerchenjubel im Blauen.
Macht umwandeln, die von andern Mächten nicht länger mehr
Und Raubtiergeröchel aus wutheißem Schlund.
verächtlich übersehen, oder gar übergangen werden kann.
Und Gnadegebettel aus Menschenmund.
Frank Wedekind.)
Und Lerchenjubel im Blauen.
Und Sieg, hurra. Sieg! tobt's emvor, bebt's nach
Aus keuchender Brust. O glanzvoller Tag!
O Lerchenjubel im Blauen.
Große Taten reihen nur an große Forderungen. Und an
ihnen entzündet sich wieder der Gedanke des Weisen, die Be¬
geisterung des Künstlers. Wem das Menschheitsideal der Zukunft
daher nicht eine Herde satter Spießbürger ist, der muß auch den
Krieg bejahen.
Lily Braun.
Reiterliedchen.
Wenn unsre Fähnlein flattern,
Hoppehopp. in raschem Ritt —
Wenn rings Gewehre knattern
Und Mörser dröhnen mit —-
Dann geht mein Herz im Sprunge
Mit meinem Gaul zugleich;
Sehnt sich nach Lanzenschwunge
Und festem Stoß und Streich.
Denn ist die Stunde kommen,
Da fühl ich erst den Sinn,
Daß ich ein Roß gewonnen
Und Reiter worden bin.
Was Stalldienst, Exerzieren,
Und wie man uns gestaucht — —
Das ew'ge Kujonieren