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Buch der Sprneche und Bedenken
en Dapn durch die ganze Peter
29 Mordens iebendig war, treulos vergessen würde, wenn unterzeichnentun
alles was selbst in vielen Männern dieses blutigen Hand= wir mit einer gewissen Genuglbung untel dem Protest. Er istgedrängte Volk begeistert an
und Hüten winkte.
werks nicht aus dem Nachlassen der Spannkraft, sondern aus jetzt glücklich da gelandet, wo er offenbar hingehört.
überlegen zu fühlen — wenn¬
freude, soweit sie nicht durch persönliche Sympathie, besser noch
Schick,al für eine Weile in
durch das Vorhandensein eines mit dem (vermeintlich oder wirk¬
Bemerkungen zum Thema
wenigstens durch ein bißch
lich) Geschädigten gemeinsamen und somit gleichfalls gefähr¬
Stunde die Laune verderber
deten Interesses gebändigt scheint.
nertnst ans weitk.
daß er eine solche Gelege
Und ihr verlangt im Ernst, daß der Rezensent um der
Von Arthur Schnitzler.
Wahrheit willen einen boshaften Witz, eine amüsante Ent= lassen will?
Es wäre töricht, den Se
stellung, ein heuchlerisches Wort des Bedauerns unterdrücke, da
Aus dem noch nicht erschienenen „Buch der Sprüche
dem Worte Neid abzutun
er doch in jedem Falle der Schadenfreude als einer so mächtigen,
und Bedenken“. Nachdruck verboten.
Absicht, automatisch gewis
niemals versagenden Verbündeten sicher sein darf, durch deren
kommt so selten! — sich f
Winigen Menschen ist es gegeben, einem Kunstwerk Beifall und Vergnügen er sich immer wieder exkulpiert, bestätigt
oft genug ungerechtes Sch
und für die Zukunft ermutigt finden wird?
als ruhig Betrachtende gegenüberzustehen; aber kaum einer
hindurch schadlos zu halten
ist fähig oder gewillt, während er das Werk auf sich wirken
reagieren versuchen. Und
Dem Krtiker ist es so leicht gemacht, eine Abneigung, die
läßt, im Nachgefühl oder in Gespräch darüber einfach ein
menschlichen Dingen nichts
Betrachtender zu bleiben. Unversehens wird er zum Kri¬
er etwa gegen einen Autor, dessen Per önlichkeit, dessen Werk
auch das gelungene, das bei
tiker, indem er an dem Werk seine Urteilskraft zu erweisen,
empfindet in einer völlig gefahrlosen Weise zum Ausdruck zu
von irgend einem freigewäh
seinen Witz zu üben, sein eigenes Wesen zu messen sucht.
bringen daß er schon einer ganz besonderen Charakterstärke
gri'fspunkte bietet, da ferne
Der Naive tut das vorerst ohne jede, gewiß ohne jede
und Selbstüberwindung bedarf, um dieser Verführung nicht
als durchaus erlaubt, aber
übelwollende Absicht; aber auch in ihm kommen bald die an¬
zu unterliegen.
keiten, Bosheiten auf dies
—:
geborenen menschlichen Eigenschaften zu ihrem Recht —
Es ist kaum der Mühe wert, in diesem Zusammenhang von
ständig angesehen werden;
Eitelkeit und Besserwisserei, der Drang vor sich selbst und vor
der Schar talentloser oder bösartiger Individuen zu reden.
verdüsterten Gemüt sich au
so daß er im
anderen als der Ueberlegene dazustehen,
die, wie in jedem anderen Beruf auch in dem der Kritiker die
gehaßten Autors blind zu
höheren Maß bereit sein wird, die schwachen Seiten eines
Mehrzahl bilden; aber es gibt zu jeder Zeit auch recht begable
sich und vor anderen auch n
Schriftsteller, denen, um durchzudringen, weiter nichts man¬
Werks aufzuspüren, als dessen gute gelten zu lassen.
auch wenn sie diesen A##
Und wir wollen diese allgemein menschlichen Eigenschaften
gelt, als jenes geheimnisvolle Element das ein Künstler be¬
durchaus verwirkt hätten.
sitzen muß, damit seiner Erfolgen Intensität und Dauer be¬
gerade demjenigen übelnehmen, der aus dem Kritifieren seinen
ein Mangel, den der
schieden sei —: Persönlichkeit, —
Beruf gemacht hat.
Sobald ein Kunstwerk,
Betroffene selbst zu fühlen oder gar sich selber einzugestehen
seinen Weg beginnt, bietet
Allerlei Schwächen, die wir manchmal geneigt sind, dem nur selsen imstande sein wird.
spiel dar: wie ein boshafter
Muß es solche Leute, die als „Schaffende“ immerhin ihr
Kritiker als Individuum anzukreiden, haben offenbar mit seiner
Renners springt irgend ei
Person, mit Mängeln seines Charakters, seines Talents oder
Bestes und damit oft genug Gutes, ja Wertvolles geben, und
setzt sich dort fest und schnei
seiner Urteilskrat kaum etwas zu schaffen. Es drückt sich in die noch niemals über die Anerkennung eines kleinen Kreises
bei dem rasenden Ritte allm
hinausgelangen; die überdies in jenen Seelentiefen wo auch
diesen Schwächen oft nur der immanente Geist der Kritik aus,
Atem und Leben verliert —
ihre Erbsünde könnte man sagen, der jeder, der nun einmal
die Möglichkeit eines Selbstbetrugs nicht mehr besteht, ahnen
das edle Tier eingekrallt,
mögen, daß auch die Nachwelt sie für die Trübnis ihres Erden¬
diesen Beruf ausübt, unweigerlich verfallen ist. Für die Richtig¬
noch der verdorbene Leichne
wallens kaum entschädigen dürfte — muß es diese Leute
keit dieser Annahme scheint mir ein Beweis zu sein, daß auch
blick, auf dem Rücken de
Au oren (ja besondets solche), die sich über erlittene Angrisse
nicht mit Groll ersüllen, wenn sie sehen, daß irgend ein Be¬
bleibt, ehe er herunterstürzt,
nicht heitig genug entrüsten konnten, sobald sie selbst in die Ge¬
rufsgenosse, der ihnen an eigentlicher Begabung vielleicht nicht
legenheit kommen, an dem Werk eines andern Autors Kritik
einmal sonderlich überlegen ist und der eben nur durch jenes
zu üben, die gleichen und oft noch viel üblere Rezensenten¬
Manchmal möchte man
geheimnisvolle Element der Persönlichkeit stärkere Wirkungen
manieren anzunehmen pflegen als die, die ihnen höchst ver¬
Ereignisse erfolgten nur zu
ausstrahlt, ideelle und materielle Vorteile genießt, die ihnen
werflich dünkten, da sie sie am eigenen Leib zu verspüren hatten.
im allgemeinen versagt bleiben? Und wenn nun einem von
immer wieder einen neuen
diesen Leuten Gelegenheit gegeben ist, seinem gepreßten Her¬
trachtung von Kunstwerken
3.
zen Luft zu machen, eine kurze Frist — so lange er eben die man die Bedeutung der W#
Eines der stärksten, jedenfalls aber das kontinuierliche Ele¬
ment in der Beziehung von Mensch zu Mensch ist die Schaden¬! Feder in der Hand hält, sich dem glücklicheren Berufsgenossen mit Vorliebe an der „großen