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3. Buch der Sprueche und Bedenken
gewinnbringenden Gütererzeugung für zulässiger hält. Er Ungarns durch Oesterreich längst geschwunden sei, daßszerrung bei dem gestrigen En
empfahl zunächst, Auslandgelder für die Rationalisie= Ungarn dagegen ein eminentes Interesse daran habe, dem er 3300 Personen die Hand
Zustande der Illusion befindet
sein; sie ist unter allen Umständ
Bernhardi“ unerbittliche Gegenwartskritik übte, zu einer stünde. Und da, um Schnitzler abermals zu zitieren, „das
Schnitzler selbst sagt es in an
Negative unserem Begriffsvermögen gemäßer als das Posi¬
tive“ ist, liegen die abgrabenden Wirkungen eines solchen
„eine höhere Wirklichheit, die a
Zeit, wo zu dergleichen außer der Ueberzeugung zehnmal
Negativismus zutage. Hier wie dort unzulänglich, ja unzu¬
zu bescheiden, zu skeptisch oder zu
mehr Mut als heute gehört hat! Schnitzler gegenwarts¬
gänglich, gewinnen Erkenntnis und Wahrheit im besten
fremd? Und „Fräulein Else“ die Prophetie des Girltypus?
Nicht nur von höchstem geist
Falle ein Atom. Die Illusion verliert alles. Der Illusion
Und der „Gang zum Weiher“, worin die „große Zeit“ sich
echt Schnitzlerschen tiefdringenden
aber rückt Schnitzler nicht nur im Metaphysischen, sondern
menschlich spiegelt — doch da vergesse ich eines! Die fünf¬
sind jene Teile des Betenntnisb
auch in der Kunst zuleibe. „Die Wirkungen der Kunst",
aktige dramatische Dichtung „Der Gang zum Weiher“ ist
lebnis glüht und seelisch=gedank
nctiert er, „beruhen nicht auf Illusion, sondern auf Ideen¬
sonchl dem Publikum als auch der Kritik beinahe unbekannt.
stehen da, die, ohne sich irgend:
assoziationen. Das, was wir Illusion nennen, ist ein durch¬
Man hat dieses Werk, das 1926 erschien bisher an keiner
groß sind, solcher Reinheit, solck
aus sekundäres Moment, das unter Umständen auch völlig
einzigen deutschen Bühne aufgeführt. Weiter kann der
heit sind sie voll. Da heißt es e
fehlen kann.“ Wirke etwa eine Theater=Sterbeszene auf uns
Kommerztheaterdirektor von heute die Schnödigkeit kaum
standen? Du hast verziehen? D#
mit besonderer Kraft, dann geschehe dies deshalb, weil wir
treiben. Arthur Schnitzler, dem das deutsche Theater mehr
Mißverständnis! Du kast nur
uns „bei dieser Szene einer ungeheuren Fülle von Todes¬
verdankt und dauernder zu danken hat als den meisten, die
„Fällt von einem immer noch
tatsachen erinnert haben.“ Je nachdem werde zum Beispiel
es heute kundig beherrschen, findet keine Bühne, die sich
des Geschlechtes allmählich für d
die erste Assoziation, die der Tod des Hamlet auslöse, ent¬
seines neuen Dramas entschlossen annimmt! Die Dokumente
das neue Wunder, daß das Kig
weder der Ted einer anderen Bühnenfigur oder eines anderen
solcher beschämenden Vernachlässigung ließen sich, vermebren.
jenes Wesen war, bevor du es
Menschen sein. Was wir demnach als Eindruck eines Kunst¬
Kein Wunder, daß einige Bitterkeit das einleitende Wort
liebst es besse als zuror.“ Odel
werkes empfänden, sei das Ergebnis aus einer Summe von
das Unfaßbare zu fassen und d#
diktierte:
Ideenassoziatienen und hänge in keiner Weise von dem
„Berühmt? —Ach Gort, ich bin es viel zu sehr.
— das ist es, was unser Leben!
Grad der Täuschung“ ab, in die wir durch das Kunstwerk
Wär's minder ich und kenntet Ihr mich mehr!“
unerschöpflich reich macht.
versetzt würden.... Auch hiemit kann man nur schrer über¬
Dieses skeptische Geleitwort öffnet den „Sprüchen und
zichengen, die auf großem Zuf
einstimmen. Denn abgesehen davon, daß Schnitzler die gemüt¬
Bedenken“ die Tür zu manchen Zweifeln, doch auch zu vielen
sich nur unter schmerzlichen un
hafte und die spirituelle Wirkung des Kunstwerks einander
erlebnishaften prachtvoll klaren Beweisen. Zur zweifelnden
kleinem Stile weiterführen; 1
unterschiedslos gleichsetzt obschon nur die erstere, als die
und Zweisel fördernden Gruppe gehören die rational ver¬
einen gemeinsamen jeelischen H
augenblickliche, gemeint sein kann, schreibt diese Wirkung
neinenden Bemerkungen über Gllubigkeit und die Existenz
der Versuch, ihn mühselig zu
sich zwar nicht vom Grade der Täuschung, wohl aber vom
eines höchsten Wesens, die sich, merkwürdige Zeit¬
Erkenntnishafte über den Ursprt
Grade des Fiebers her, in den das Kunstwerk den Betrachter
fügung, mit der jüngsten Schrift Sigmund Freuds
Mensch will lieben, will h
gemüthaft versetzt er assoziiert, wenn überhaupt, gefühls¬,
nahe berühren. Wer freilich der Ueberzeugung bleibt,
freude, Entrüstung, Reid, Ber
nicht verstandesmäßig. Der Tod des Hamlet „wirkt“ doch
daß die Epoche an nichts so sehr als an der fürchterlich
und so wird er das Objekt im
nicht deshalb, weil der Zuschauer an den Tod des Schau¬
um sich greifenden Desillusionierung und Idealzertrümme¬
des geringsten Widerstandes,
spielers X glaubte oder ihn nur für möglich hielte; sondern
rung leidet, der wird, ohre sich ihrer persönlichen
das ideale Objekt zu findenn
deshalb, weil er kraft dieses Schauspielers, den Tof des
Erkenntniskraft zu entziehen, solchen Dorlegungen trotz¬
Hamlet glaubt und, zur Spekulation augenblicklich r
dem ferner stehen: sie eperieren, um einen Schnitzlerschen
auch dort, wo unsere Existeng besser im positcen Vorzrichen nicht fährg, sich in einem höheren, entrückteren: eben im Seele an schwellsten und am
Ausdruck zu gebrau ben, mit dem „negativen Vorzeichen“