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3. Buch der Sprueche und B.
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Der Aphoristiker Arthur
sinn
gefäl
Schnitzler
von
dafül
Bekenntnis zur Vernunft, so ungefähr
deutet er es selbst an — im zweiten Ab¬
war
schnitt des neuen „Buches der Sprüche
Agra
und Bedenken“ (im Phaidon=Verlag, Wien).
verst
Doch ist ihm Vernunft mehr anima
als ratio. Logik ein Ideen=Blachfeld,
blin
Denken eine Art beschwingten Rausch¬
Bein
zustandes und man wird über
scheis
vemb
Rationalismus mit einem Geist nur schwer
rechten können, dem jeder Gedankenzug
aller
Inspiration.
besch
Früh
Weltanschauung des Einfalls?
mali
Esprit=begnadet entscheidet er sich für
broch
Mat
Ehrfurcht. Demütig vor immanenten Wahr¬
er fo
heiten und imminenten Wort= und Geist¬
zeit
spielen. Nimmt die Welt seiner Betrachtun¬
Wen
gen nicht schwer auf die leichte Schulter,
beuge
repet'
eher leicht auf ein durch Zucht und Ver¬
Prof.
antwortung beschwertes Herz.
Luft
Steht in Defensivstellung. Fechtend für
Zeit,
mit
das Recht der Besonnenheit, der Wertung,
wohl
der Distanzierung, der Vertiefung, für
einen
Unbelästigtsein und
Tempo=Freih
keine
tante
=bleiben durch Rhythmus=Getue. Durch
Profe
Jetzt=Tamtam: Ein sanfter Positivismus,
sofort
in Skepsis eigenen Erduldens gehärtet.
jutar.
schlag
Die, nicht nur stilistische, Präzision
dieser Spruch= und Einspruchweisheit er¬
innert sehr an den eindringlich=bedachtsamen
Lichtenberg. Der milde Ingrimm, die
chevalereske Rabies der Deduktionen an
beste, feinste, knappste Franzosen.
Ur=Schnitzler, Distinktion einer Per¬
sönlichkeit der bescheiden schlagfertige Stolz,
Wie
mit dem er Werk und Wesen verteidigt.
Gegen wen?
ddes
Doch fühlt er, laureatus, den animosen
Er
Ewigkeitsfeind des Künstlers, den Schein¬
Esprit, das Raisonnement des Augenblicks,
wie
den Zeitungeist. Er wehrt sich einfach und
edel: Durch den Einfall selbst, den Heimat¬
U.
schein des Genies.
Tar¬
Das Spektrum Eüropas
doch
Graf Hermann Keysenling gibt
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denken
—1.
Ginil!
Hans Sochaczewer.
Arthur Schnitzler. Buch der Sprüche und Be¬
denken. Phaidon-Verlag, Wien.
M
Sprüche in Versen und Aphorismen über Schicksal und Wille, Ver¬
antwortung und Gewissen, Beziehungen und Einsamkeit, Wunder und
Gesetze, über Tageswirren und den Gang der Zeiten, über Werk und
Widerhall. Kleine Sprüche, die Fragen stellen und Antworten geben,
die nicht endgültig sein wollen, sondern sich mit dem Ahnen um das
Wesen der letzten Dinge begnügen. Im Gegensatz zu Schnitzlers er¬
kenntniskritischem Werk „Der Geist im Wort — der Geist in der Tat“
ist das „Buch der Sprüche und Bedenken“ kein systematisches Buch.
so polar die Begriffspaare auch geordnet zu sein scheinen. Es sind
Tagebuchaufzeichnungen eines Dichters: prophetisch umd intnitlv in der
Problemstellung, klar und scharf in der gedanklichen Formulierung.
Die Helden in Schnitzlers Dramen und Erzählungen äussern häufig Er¬
kenntnisse, deren Tiefe den Weisheiten dieses Aphorismentuches in nichtes
nachsteht. Aber man muss von ihnen abziehen, was zur seelischen
Verlassung des jeweiligen Helden gehört, was des Dichtere ureigent¬
liches Bekenntnis ist. In den zuweilen fragmentarischen Apercus des
Buches der Sprüche und Bedenken sind ganze Dichtungen, Philosophien.
Erkenntnistheorien enthalten. Schnitzler führt uns auf einen Berggipfel,
durchsichtig-rein ist die Luft, und der Blick reicht weit über Land¬
schaften der Welt, der Scele, des Charakters. Der Weg zu diesen
Höben geht über die Schickungen, Wirrnisse und Erschütterungen eines
L. W—n.
Menschenlebens.
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