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Buch der Sprneche und Bedenken
de porirische Wechselwireschaft dee Pürteien wattet,“
Sunz be- das Prinzip des kair play in den politischen Kämpfen heiten nur 9.
erneuernde Obstrutvonso
sonueis für Insertoeszwecke das zwar ungeschriebene, aber oberste Gesetz der Ver¬
ringen, obzwar man aus be
fassung. Dort besteht das Verhältnis des wechselseitigen
alle solchen Anstrengungen
Respekts zwischen Mehrheit und Minderheit, schon weil,
was heute Mehrheit ist, morgen zur Minderheit werden weil, selbst wenn sie in we
kann, und die Minderheit jeden Augenblick darauf gefaßt aufzuweisen haben, es höc
sein muß, über Nacht zur Macht zu gelangen und dann die gar bald verflüchtigen.
„Buch der Sprüche und B
auf eine boshafte Anrempelung mit einem derben Fu߬
Wien) der Kritik vieles üb
Feuilleton.
tritt. Denn manche Schulden gibt der Poet, er mag sonst
Kritik nicht wenig übel zu
ein säumiger Zahler sein, gern sofort und mit reichen
selbst: „Autoren stellen beka
Zinsen zurück.
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Dichter und Kritiker.
Menschensorte vor. Wer n
kenne tatsächlich nur eine
Die deutschen Dichter haben seit jeher aus ihrer Ab¬
Arthur Schnitzlers „Buch der Sprüche und Bedenken“.
die Kritiker.“ Obwohl Sch
neigung gegen die Kritiker kein Hehl gemacht. Vielleicht
Lob ist eine Süßspeise, an der sich noch kein Mensch
Empfindlichkeit des Künst
sind die Deutschen im großen und ganzen kräftiger, drauf¬
den Magen verdorben hat. Das Gericht, selbst in den
des Kritikers, möchten wir
gängerischer und derber als andere Völker, aber ihre vor¬
größten Portionen aufgetischt, wird verzehrt und ver¬
billigen, dies nicht nur al
nehmsten Repräsentanten scheinen fast immer überaus
schlungen, wodurch der fragwürdige Satz: Beim Essen kommt
fordern, daß das Geistesw
weich, empfindsam und wehleidig zu sein. Lessing, selbst
der Appetit, endlich eine verläßliche Bestätigung. erfährt.
betrachtet und beachtet we
ein scharfer Kritiker, hat als Dichter seine Rezensenten
Mag sein, daß der übermäßige Genuß solcher Schleckereien
scheinen die sogenannten „
mit Sperlingen verglichen, denen nur die Gebäude ge¬
manchem zu Kopf steigt, doch wenn man ihm eine kräftige
der Kunst nur zu oft von
fallen, in denen sie nisten und misten können. Schiller
Medizin, einige Tropfen Tadel einlöffeln will, spuckt
zu werden. Der Kritiker
lehnt die „Kunstschwätzer“ ab, indem er ihnen zuruft:
ler soforr aus. Das ist die ganze Wirkung. Wenn aber
mehr zu sein als der Dichte
„Gutes in Künsten verlangt ihr. Seid ihr denn würdig
schon der gewöhnliche Sierbliche, der Dutzendmensch, das
in dem Wahn, wichtiger zu
des Guten?“ Goethe geht sogar so weit, daß er den ge¬
Lob liebt und den Tadel verabscheut, darf man dann dar¬
Sänger, Geiger und Klavie
mütlichen Wunsch verifiziert: „Schlagt ihn tot, den Hund!
über staunen, daß der Dichter, dieser zartempfindende,
daß sic den Komponisten tr
Er ist ein Rezensent.“ Da sind die Oesterreicher und
feinnerpige Mensch, dieser Mensch auf einer höheren, auf
Arthur Schnitzler ha
Ungarn, doch noch harmlosere Menschen. Grillparzer
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der höchsten Stufe, für Lob empfänglicher, gegen Tadel
gehabt. Dennoch ist er
schließt seinen Stachelvers mit der Ueberschrift: „Kritik“
lempfindlicher ist? Petöfi singt: „Der Dichter ist der
in seinem Buch die Verse:
in folgender Woise: „Und wenn ein Affe in das Dichtwerk
Gottheit heil'ger Brief!“
(Witzwütige Kritiker könnten
schaut, sieht er nach einem Sokrates vergebens.“ Lenau
es viel zu sehr, Wär's mit
ldarauf entgegnen: deshalb ist er oft zum Erbrechen, aber
urteilt milder. Freilich noch immer scharf genug, denn er
mehr.“ Darin finden wir
les ist leicht, witzig zu sein, wenn man vor anderen und
singt: „Willst du richten — unser Dichten... Birg doch
Anklage, sondern auch einen
ivor sich selbst keinen Respelt hat.) Gewiß ist der Dichter
klüglich — unverzüglich — deinen Ungeschmack — Und ver¬
diejenigen zumal, die ihn
lein höheres. Wesen, dem Verehrung und Ehrerbietung ge¬
scharre — das Geschnarre — deinen Dudelsack...“ Unser
besser gewesen, wenn sie
jbührt. Er erhellt, er verschönt, er verklärt das Dasein.
Johann Vajda führte einen erbitterten Kampf mit seinen
tiefste Wesen dieses eigenart
Unter allen Künsten ist die Poesie die herrlichste und
Rezensenten und nur mit einer einzigen Kritik über seine
durch die Deutung und Er
reichste, und Rückerts Verse: „Hauch Gottes, Poesic, oh
Gedichte gab er sich zufrieden; — diese hatte er nämlich
Könnens ihn und sein Wes
komm mich anzuhauchen, in deinen Rosenduft die kalte
selbst geschrieben. Jökais Humor setzte sich scheinbar über
bringen. Denn die großen
Welt zu tauchen“, darf jeder Denkende und Fühlende
alle harten Urteile des berühmten Paul Gyulai hinweg,
dankt Schnitzler einigen fr
nachsprechen, wenngleich sie ein wenig süßlich und ein
und zwar mit den Worten: „Er hat keine Ahnung davon,
reichen Weiken, die er in
wenig überschwenglich klingen. Zweifellos überragt die
wie viele Fehler in meinen Romanen er nicht entdeckt
jedoch nicht den Wert und
Dichtkunst alle anderen Künste, ist doch ihr Darstellungs¬
hat.“
mißt, die er uns später se
mittel ein Hehrstes und Heiligstes: die Sprache. Der
Dieser Rückblick auf das Verhältnis der Dichter zu
Glut, Weisheit und Wert
wahre Dichter, als Heger und Pfleger dieses köstlichen
den Kritikern soll nur dartun, daß der berühmte
wenig gewürdigt wurden.
Schatzes, erinnert an den Priester, nur ist er, weil an kein
Wiener Poet Arthur Schnitzler bloß ein altes Leid
weite Bogen, der von „Le¬
Gelübde gebunden, freier, heftiger, leidenschaftlicher. Er
seiner „Brüder in Apoll“ — um mit diesen blümeranten
zum „Spiel im Morgengre
freicht selten noch die linke Wange dar, wenn er einen
Worten der Vergangenheit die oft fragwürdige Kollegiali= dardus“ sich hinzieht, no
Schlag auf die rechte erhält, sondern antwortet zumeist tät der Gegenwart zu bekränzen — betont, wenn er in von Jahr zu Jahr, von Al
selbst auf einen schwachen Stich mit einem starken Stoß, seinem neuen und wie sofort bemerkt sein soll, herrlichen und dabei Anmut des Die
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