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Buch der Sprueche und Bedenken
Punkte auffallig haperte: es war nämlich schwer zu vele
Wir haben die
schwer krank, stehen, wie die Optantenfrage auf die Tagesordnung der
wir hofften, daß die Partei
Dezember= und der Märzsession gesetzt werden konnte,
Deputation empfing, sagte er:
digung treten könnten. Da
wenn sie bereits im September definitiv ausgetragen wor¬
## erfleho ich den größten Segen für die
solcher Bestimmtheit behauß
den war.
spruch zu uns selber geraten
##ution: die Eintracht aller Patrioten.“ Wenn Majorität
Da kam die Märztagung, die der Einstellung Titu¬
und Minorität dieser Worte eingedenk sind, kann der
lescus und seiner Rechtsgelehrten eine scharfe Wider= dig erachtet, die Lage zu be
Nation der Segen des Himmels nicht fehlen.
Aus einem bestimmten
er, nicht mehr Verstand zu heißen. Er kennt sich und kennt
nahe schon treu sein.
würdigsten sein in die verschlossensten Kammern der Her¬
seine Grenzen. Er weiß, daß er nichts ist als ein beschei¬
ßen und in die geheimsten Falten der Seele dringender
denes Licht im Dämmer der Unendlichkeit, aber immer¬
Du hast verstanden?
Blick. In seinem neuen Buche hat Schnitzler Einfälle,
hin das einzige, das uns zur Verfügung steht. Es leuch¬
vergessen? Welch ein Mißv
Gedanken, Erfahrungen, Erlebnisse, kurz, Aphorismen.
tet wohl nur in die nächste Umgebung; aber sollen wir es
gehört zu lieben.
die ihm der Tag zutrug, aufgezeichnet, und aus allen
darum ausblasen und völlig im Dunkel gehen, wenn wir
spricht sein Geist und sein Gemüt zu uns. Jeder Spruch
nicht zu den Glücklichen gehören, denen jenes unsichere
Nicht Uebennaß an Ver
ist ein kleiner Spiegel, worin man auch das Antlitz des
Flimmern von oben genügt?
Dichters sehen kann. Es ist kein finsteres Gesicht, sondern
Phantasic macht es dem
das ernste eines Denkers, Philosophen, nein, eines Dich¬
treue eines geliebten Wesen
Die Philosophie vermag im letzten Sinn nichts aus¬
ters, dem nichts Menschliches fremd ist, der seine Nächsten
zusprechen als Tautologien; geht sie darüber hinaus, so
und Fernsten durchschaut und je auch versteht. Nicht
Ein tragikomisches Sch
fängt im günstigsten Fall die Dichtung, im gleichgültigen
bloß mit der Kritik der Kritik beschäftigt er sich, sondern
wissen und niemand haben,
das Geschwätz, im schlimmsten die Dogmatik an.
er gibt uns eine Kritik der Zeit und der Gesellschaft, und
über ausweinen möchte, als
troß seiner oft zutage tretenden Herbheit läßt er im Leser!
es zerstört wurde.
keine Bitternis zurück. Auf dem dunklen Hintergrund
Selbstüberwindung, Erkenntnisdrang und Opfer¬
leuchten die Bilder seiner Phantasie nur desto heller und
mut sind die einzigen wirklichen Tugenden unter allen,
In Hinsicht auf L
Feundlicher, und aus den düsteren Erkenntnissen der
die man so zu nennen pflegt. Denn nur in ihnen ist der
lieber verfallen lassen, als zu
Stunde erwachsen ihm und uns trotz allem die lichten
Wille tätig.
Hoffnungen des Morgen. Doch geben wir dem Dichter
das Wort, denn besser als jeder andere kann er für sich
So vertraut darfst di
Es gibt allerlei Flucht aus Verantwortung: Es gibt
und auch für die anderen sprechen. So wird man denn
glauben, daß du ihr deine
eine Flucht in den Tod, eine Flucht in die Krankheit, und
auch an den Aphorismen, die wir aufs Geratewohl aus
#ürftest. Und wenn du es d
endlich eine Flucht in die Dummheit. Die letzte ist die
dem köstlichen Buch herausgreifen, volle Freude haben.
sie sich rächen wird, entwed
gefahrloseste und bequemste, denn auch für kluge Leute
gleichfalls gesteht, — oder
pflegt der Weg nicht so weit zu sein, als sie sich gerne ein¬
bilden möchten.
... Daß wir einen Gott ahnen, ist nur ein unzu¬
Die Lebenslüge man
länglicher Beweis für sein Dasein. Ein stärkerer ist, daß
Liebe deinen Fernsten, wie du deinen Nächsten nicht
Individuums: daß sie den
wir fähig sind, an ihm zu zweifeln.
leiden magst, dann wird vielleicht einmal Friede in der
sogar sein Ausbleiben noch
Welt werden.
Zeit, da sie schon mitten das
Von wie verräterischer Vorsicht ist doch manchmal
die Sprache! Sie hat das Wort Verzweiflung gebildet,
Kommt es euch denn darauf an, die Wahrheit'
das aus dem Zweifel kommt — eine Steigerung des
Ein Krieg wird unte
— Nein: Recht zu behalten. Zu raten? —
erforschen?
Ausdrucks, die fast wie ein Urteil, eine Verdammung, eine
begonnen, aus guten Grünk
Strafe wirkt; aber sie hat sich gehütet, aus dem Wort! Nein: Die Gescheiteren zu sein. Zu helfen? — Nein:
verlogensten Ausreden besch
Euch loszukaufen.
Glaube Verglaubung zu bilden, das in allzu fataler
Weise an das Wort Versklavung erinnert.
Wer Humor hat, der
Die Liebe einer Frau kannst du dir durch mancherlei
nur Witz hat, der hat meiste
In der letzten Zeit wird der Verstand gar übel be¬ verscherzen: durch Vertrauen und durch Mißtrauen.
durch Nachgiebigkeit und durch Tyrannei, durch zuviel
handelt, ja von den Mystikern, Okkultisten und Frommen
und durch zuwenig Zärtlichkeit, durch alles und durch
Im Kunstwerk, das au
geradezu verhöhnt, weil er sich unfähig erweist, alle
heraus geschaffen wurde, glü
Fragen zu beantworten, die an ihn gestellt werden. Hat nichts.
er sich das jemals eingebildet? Hätte er's getan, verdiente: