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3. Buch der Sprusche und Bedenken
Punkte auffallig haperte: es war nämlich schwer zu ver¬
., schier krank,
stehen, wie die Optantenfrage auf die Tagesordnung der
Deputation empfing, sagte er:
Dezember= und der Märzsession gesetzt werden konnte,
h den größten Segen für die
wenn sie bereits im September definitiv ausgetragen wor¬
Patrioten.“ Wenn Majorität
den war.
te eingedenk sind, kann der
Da kam die Märztagung, die der Einstellung Titu¬
mels nicht fehlen.
lescus und seiner Rechtsgelehrten eine scharfe Wider¬

er, nicht mehr Verstand zu heißen. Er kennt sich und kennt
hlossensten Kammern der Her¬
seine Grenzen. Er weiß, daß er nichts ist als ein beschei¬
Falten der Seele dringender
denes Licht im Dämmer der Unendlichkeit, aber immer¬
Buche hat Schnitzler Einfälle,
hin das einzige, das uns zur Verfügung steht. Es leuch¬
Erlebnisse, kurz, Aphorismen.
tet wohl nur in die nächste Umgebuing; aber sollen wir es
aufgezeichnet, und aus allen
darum ausblasen und völlig im Dunkel gehen, wenn wir
Gemüt zu uns. Jeder Spruch
nicht zu den Glücklichen gehören, denen jenes unsichere
rin man auch das Antlitz des
Flimmern von oben genügt?
kein finsteres Gesicht, sondern
Philosophen, nein, eines Dich¬
8 fremd ist, der seine Nächsten
Die Philosophie vermag im letzten Sinn nichts aus¬
und sie auch versteht. Nicht
zusprechen als Tautologien; geht sie darüber hinaus, so
litik beschäftigt er sich, sondern
fängt im günstigsten Fall die Dichtung, im gleichgültigen
Zeit und der Gesellschaft, und
das Geschwätz, im schlimmsten die Dogmatik an.
den Herbheit läßt er im Leser
uf dem dunklen Hintergrund
Selbstüberwindung, Erkenntnisdrang und Opfer¬
shantasie nur desto heller und
düsteren Erkenntnissen der mut sind die einzigen wirklichen Tugenden unter allen,
uns trotz allem die lichten die man so zu nennen pflegt. Denn nur in ihnen ist der
Wille tätig.
Doch geben wir dem Dichter
jeder andere kann er für sich
prechen. So wird man denn
Es gibt allerlei Flucht aus Verantwortung: Es gibt
die wir aufs Geratewohl aus
eine Flucht in den Tod, eine Flucht in die Krankheit, und
reifen, volle Freude haben.
endlich eine Flucht in die Dummheit. Die letzte ist die
gefahrloseste und bequemste, denn auch für kluge Leute
pflegt der Weg nicht so weit zu sein, als sie sich gerne ein¬
ptt ahnen, ist nur ein unzu¬
bilden möchten.
Dasein. Ein stärkerer ist, daß
weifeln.
Liebe deinen Fernsten, wie du deinen Nächsten nicht
leiden magst, dann wird vielleicht einmal Friede in der
Vorsicht ist doch manchmal
Welt werden.
Wort Verzweiflung gebildet,
imt — eine Steigerung des
Kommt es euch denn darauf an, die Wahrheit zu
Irteil, eine Verdammung, eine erforschen? — Nein: Recht zu behalten. Zu raten? —
sich gehütet, aus dem Wort! Nein: Die Gescheiteren zu sein. Zu helfen? — Nein:
ilden, das in allzu fataler Euch loszukaufen.
bung erinnert.
Die Liebe einer Frau kannst du dir durch mancherlei
nd der Verstand gar übel be= verscherzen: durch Vertrauen und durch Mißtrauen,
durch Nachgiebigkeit und durch Tyrannei, durch zuviel
rn, Okkultisten und Frommen
und durch zuwenig Zärtlichkeit, durch alles und durch
sich unfähig erweist, alle
an ihn gestellt werden. Hat nichts.
? Hätte er's getan, verdiente.
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Wir haben die
—te.
Pnt, Werr
wir hofften, daß die Parteien auf den Weg der Verstän¬
digung treten könnten. Da der Vertreter Rumäniens mit
solcher Bestimmtheit behauptet hat, daß wir in Wider¬
spruch zu uns selber geraten sind, habe ich es als notwen¬
dig erachtet, die Lage zu bereinigen.“
Aus einem bestimmten Anlaß betrügen, heißt bei¬
nahe schon treu sein.
Du hast verstanden? Du hast verziehen? Du host
vergessen? Welch ein Mißverständnis! Du hast nur auf¬
gehört zu lieben.
Nicht Uebennaß an Vertrauen, sondern Schwäche der
Phantasie macht es dem Manne so schwer, an die Un¬
treue eines geliebten Wesens zu glauben.
Ein tragikomisches Schichsal: sein Leben zerstört zu
wissen und niemand haben, an dessen Brust man sich dar¬
über ausweinen möchte, als allein das Wesen, von dem
es zerstört wurde.
In Hinsicht auf iebesschulden gilt die Regel:
lieber verfallen lassen, als zu spät einkassieren.
So vertraut darfst du dich mit keiner Geliebten
glauben, daß du ihr deine geheimsten Regungen gestehen
dürftest. Und wenn du es dennoch tust, so sei gewiß, daß
sie sich rächen wird, entweder, indem sie dir die ihrer
gleichfalls gesteht, — oder indem sie sie dir verschweigt.
Die Lebenslüge manchen Staates, wie manchen
Individuums: daß sie den Bankerott noch erwarten, ja
sogar sein Ausbleiben noch für möglich halten, zu einer
Zeit, da sie schon mitten darinnen stehen.
Ein Krieg wird unter den nichtigsten Vorwänden
begonnen, aus guten Gründen weitergeführt und mit den
verlogensten Ausreden beschlossen.
Wer Humor hat, der hat beinahe schon Genie. Wer
nur Witz hat, der hat meistens nicht einmal ihn.
Im Kunstwerk, das aus einer inneren Notwendigkeit
heraus geschaffen wurde, glüht ohne Unterlaß sonnenhaft die