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3. Buch der Sprusche und Bedenken
DIE NEUE WELT
Nr. 35
die Anerkennung des Prinzipes der menschlichen
Erste Spezial¬
Verantwortung: „Selbstüberwindung, Erkenntnis¬
werkstatto,r Sessel und Tische
drang und Opfermut sind die einzigen wirklichen
Salongarnituren und Einzelmöbelstücke
Tugenden unter allen, die man so zu nennen pflegt.
lcke
„Verant¬
ADLER, VII. Apollog. 18 Kalserst.aße 12
Denn nur in ihnen ist der Wille tätig.“
wortungslosigkeit hebt jede ethische Forderung als
wesenlos auf.“
über die menschliche, allzumenschliche Schwachheit
Jüdisch ist Schnitzlers Lebensbejahung, die das
gesprochen.
Leben für unerschöpflich reich findet, weil wir „ge¬
Und in diesem Bekenntnisbuche, in dieser
schaffen sind, das Unfaßbare zu fassen, das Un¬
reichen Sammlung wesenhafter, knapper, tatsüchlich
erträgliche zu tragen“, welche „die Flucht in den
auf die letzte Formel gebrachter Aeußerungen steht
Tod“ als „Flucht vor der Verantwortung“ verurteilt.
kein einziges Wort, das sich auf die Judenfrage be¬
Die aber mit der Selbsterziehung zum „heiteren
zieht. Wohl liegen Schnitzler-Werke vor, wie: „Der
Sterben“ wohl vereinbar ist, ja durch sie erhöht
Weg ins Freie“, „Professor Bernhardi“ und die
wird: „Hast du die innere Abgeschlossenheit er¬
Journalistenkomödie „Fink und Fliederbusch“, die
rungen, in jedem Augenblick zum Tod bereit zu sein,
sich sehr lebhaft mit den modernen Problemen der
dann bist du auch innerlich so reich geworden, daß
Judenheit (wenn auch nicht des Judentums) be¬
du selbst in der Ewigkeit keine leere Stunde zu
schäftigen. Aber Schnitzler gibt als einen der Gründe,
fürchten hättest.“ Jüdisch ist Schnitzlers strenge
die ihn zur Herausgabe seines Tagesbuches bewogen
Denkzucht. Und es ist die Einsamkeit des jüdischen
haben, ganz besonders den Wunsch an, sein Verhält¬
Zeitgenossen, die adelige, geliebte, die aus einem
nis „zu den sogenannten ewigen und zu manchen
ganzen Abschnitt von Aphorismen zu uns spricht —
zeitlichen Fragen“ jenen gegenüber zu deklarieren,
aber auch die peinvolle, die sich „abfinden“ mußte,
welche irrig „Sätze, die ich irgend einer erdichteten
und die folgenden Verse formte, die den Titel „Ein¬
Figur in den Mund gelegt habe, als Ausdruck meines
ladung“ tragen, und mir weit mehr von schmerz¬
innersten Wesens auffassen“.
licher Entsagung als von Hoch mit eingegeben
Nun, aus diesem Werke geht eindeutig hervor:
scheinen:
Mag es den Dichter gereizt haben, in einzelnen
„Herzlich willkommen heiß ich die Gäste,
Werken jüdische Gestalten zu formen und sogar
Freu mich doch lieber von weitem am Feste.
jüdische Zeit-, ia Tagesfragen zu behandeln — er
Mischt' ich mich selbst in den lustigen Reih'n,
selbst ist durch die Probleme des Judentums nicht
Tanz und Musik wär“ nimmer mein...“
bewegt, sie haben seinem innersten Wesen niemals
zu schaffen gegeben, denn sonst hätte der wahrheits¬
liebende, verantwortungsvolle, gerechte und mutige
Mann einiges darüber in seinem Buche der Geständ¬
Theater und Kunst.
nisse, Auseinandersetzungen und Einsamkeiten ver¬
Akademietheater.
merkt. Darüber ist kein Zweifel: Schnitzler, einer
der hervorragenden Dramatiker jüdischen Blutes,
Zum ersten Male: „Osterferien“ von Romain Coolus.
wegen seines JJudentums wiederholt unerhört ge¬
Interessant an diesem Lustspiel ist eigentlich nur ein
schmäht und bübisch behandelt. Schnitzler, der un¬
Problem, das allerdings stark ins Psychoanalytische hin¬
tadelige Mensch (dem man nur einen Vorwurf
übergreift: die Einstellung des viezehnjährigen Jungen zu
machen kann, daß er nämlich seinen „Reigen“, den
den Bewerbern seiner schönen Mama. (Der Herr Papa ist
er nicht für die Bühne schrieb, gegen dessen Auf¬
scheinbar verschollen.) Der kleine Junge kommt auf „Oster¬
führung er sich mit aller Tatkraft jahrelang wehrte,
ferien“ nach Hause und findet gleich drei Verehrer seiner
— Arthur
später selbst zur Aufführung brachte)
Mama vor. Mit dem ältesten der Herren, der die ehrbarsten
Schnitzler, der Freund Herzls, der Zeitgenosse
Absichten hat, schließt er Frcundschaft, den jüngsten,
Luegers und Schönerers, blieb und bleibt von der
charmantesten haßt er, weil er mit sicherem Instinkt errät,
Judenfrage unberührt, das jüdische Blut, zu dem er
daß dies sein gefährlichster Rivale im Ringen um die Liebe
sich natürlich bekennt, macht ihm nichts zu schaffen,
der schönen jungen Mama ist. Wie er die beiden in einem
jüdische Vergangenheit erwähnt er bloß, wenn er
zärtlichen Beisammensein belauscht, kommt ein Nerven¬
sich mit religiösen Problemen auseinandersetzt, die
zusammenbruch. Der letzte Akt aber bringt ihm sein Glück
jüdische Gegenwart dringt nicht bis zu den Stunden,
zurück: die Mama verabschiedet den jungen Mann, um nur
in denen er die Ergebnisse intimster Auseinander¬
ihrem Sohn zu gehören. Im Mittelpunkt dieser vom Re¬
setzungen mit Zeit, Leben, Schicksal in sein Tage¬
gisseur Raou! Aslan dem feinen intimen Milien des
Akademietheaters vorzüglich angepaßten Vorstellung, stcht
buch einträgt.
Alma Seidler als reizender, impulsiver Junge: Voll Ver¬
Es wäre natürlich unsinnig, dieser Feststellung
dienst die übrigen Mitwirkenden. Die Damen Wohl¬
den Unterton des Vorwurfes zu geben. Er hat sich
gemuth und Mayer, die Herren Treßler, Pranger
doch nie verleugnet, er ist niemals „untergekrochen“,
er hat nur keine aktive Einstellung zum Judentum,
und Aslan. Der Belfall war stürmisch, galt aber in erster
keine tätige Liebe. Er sehnte sich in Italien nach dem
Linie der ausgezeichneten Leistung Alma Seidlers.
e. K.
deutschen Walde, aber niemals, wo immer er war,
nach einer jüdischen Heimat der Seele. Man mag
es bedauern, man kann es wunderlich finden, aber
Schalom Asch in Moskau.
man darf es ihm nicht ankreiden.
Der jüdische Dichter Schalom Asch ist in
Umso interessanter, bemerkenswerter, daß
Moskau eingetroffen. Er wurde von den jüdischen Schrift¬
diese Aphorismensammlung gleichwohl — jüdisch ist.
stellern sehr herzlich empfangen. Er begibt sich dem¬
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