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box 35/8
nasken-und Hunder
Klose & Seidel
= Bureau für Zeitungsausschnitte. —
Berlin NO 43, Georgenkirchplatz 211.
(Liest die meisten Zeitungen und ist das
bestorganisierte Bureau Deutschlands.)
Zeitung: Hamburg. Correspondent
Ort:
Hamburg.
Datum: ee Beesee ereE S Seeemn
S
1 6 Mai-af
Dschungeln der Phantasie zu finden und mit anmutiger Hand zu
Masken und Munder.
pflücken weiß.
Masken und Wunder! Masken wohl; alle seine Gestalten
Arthur Schnitzlers neuer Novellenband.
sind ja Masken. Sind künstliche Geschöpfe von menschlichem Aus¬
Von Jul. Philipp=Heergesell.
sehen, mit menschlichen Worten und menschlichen Gebärden. Aber
Vielleicht ist es Zufall, daß es gerade ein Band Novellen ist,
sie reden und bewegen sich nach seltsamen Gesetzen, etwa nach den
den der Verlag S. Fischer=Berlin zum fünfzigsten Geburtstag
Gesetzen des Traumes. Man sieht die Maschinerie, die sie bewegt,
Arthur Schnitzlers erscheinen läßt. Aber darf man nicht bei
darin liegt übrigens einer ihrer Hauptreize.
Schnitzler, der alle Begebenheiten so gern symbolisch nimmt,
Denn diese Maschinerie, oder doch ihr Geist, das ist der Welt¬
etwas mehr als einen Zufall darin sehen, wenn er an einem Tage,
wille selbst, das Schicksal oder wie man's immer nennen will. Es
den man jaks einschneidenden Lebensabschnitt zu betrachten ge¬
ist ein Schicksal, das an diesen Gestalten seine eigenwilligen Lau¬
wohnt ist, Oseinen Verehrern wiederum einen Novellenband als
nen demonstriert und das etwa mit einer halb mutwilligen, halb
Gabe darbietet? Ist es nicht, als sollte man unter all den zahl¬
höhnischen Bewegung sagt: seht, so wunderbar sind meine Wege.
reichen Gaben, die sein bisheriges Lebenswerk ausmachen, daran
Sie sind ein Traumgsbilde, Emanationen eines schöpferischen Er¬
erinnert werden, nach welcher Richtung hin man seine künstlerische
lebnisses, die um dieses Erlebnisses willen aus den unergründ¬
Physiognomie am genauesten zu bewerten hat?
lichen Tiefen des Möglichen zum Lichte emporsteigen, alsbald wie¬
Denn was er auch immer in der reichen Zahl seiner Werke ge¬
der verschwinden und das Erlebnis um so deutlicher und ein¬
geben haben mag, in seinen Novellen hat er das Feinste und
dringlicher zurücklassen.
Beste, hat er den eigentümlichen und ganz unfaßbaren Zauber
Masken sind in diesem Buche. Aber Wunder? Es ist selt¬
seiner Kunst gegeben und wer ihn vollkommen genießen will, muß
sam, daß Schnitzler, dieser kluge, feine, geistreiche Schnitzler ein
ihn in seinen Novellen aufsuchen.
solches Wort gebraucht, seltsamer, daß ers im Titel tut. Er, der
Man muß seine Bühnenwerke durchaus nicht unterschätzen,
einen so ausgeprägten Sinn für die innere Wahrheit aben¬
um dennoch der Ansicht zu sein, daß er erst in der novellistischen
teuerlicher Begebnisse hat.
Kunstform sich ganz von der irdischen Gebundenheit befreit, die
Wenn Schnitzler selber zugibt, daß Wunder in seinem Bu
immerhin verlangen,
der Roman
das Drama
geschehen, so wollen wir es ihm nichtsdestoweniger bestre
hier vermag der Zauberer des Wortes
erst
Gehört es denn nicht gerade zu den feinsten Reizen all seinen
aber
zerrinnende
alle Geschehnisse in
flüchtige Farben,
beiten, daß alle Geschehnisse, selbst die unerhörtesten und
hinschmelzende Klänge aufzulösen,
Düfte,
teuerlichsten, vollkommen gesetzmäßig vor sich gehen? Was t
daß es die Gesetze des Traumes, die Gesetze einer fremden
gleich einem Rausch von Singeseindrücken vorüberfliehen, seltsame
irdischen Welt sind? In dieser Schnitzlerschen Welt sind si
rätselhafte Erinnerung zurücklassend und eine unbegreifliche
Wunder, sondern Ereignisse von innerster Wahrhaftigkeit
Sehnsucht nach der bunten, traumhaften Welt, die der dichtende
dämonischer Zwang steckt in ihnen.
Magier mit wenigen Strichen hingezeichnet und dann wieder fort¬
Wir wundern uns ja nicht über den Sterndeuter Er
gewischt hat.
Solcher Gaben, die die Sehnsucht reizen aber niemals befrie¬
über diesen seltsamen Wissenschaftler, der eines Nachts, da
Sterne vor ihm verhüllen, vor dem Bett seiner jungen Fra
digen, die dem Leben sehr eigentümliche und luxuriöse Werte
die ihm, obgleich seit Jahren ehelich verbunden, plötzlich
geben, kann man garnicht genug haben. Schnitzler hat seine Ge¬
fremdes Wesen erscheint, das ihm ferner ist als der Welten
meinde zu einem Luxus des Lesens erzogen, den kaum ein außer
den er durchforscht. Wir wundern uns ja nicht, daß er
ihm zu befriedigen vermag. Wenige Dichter vermögen, wie er,
wachende eine sich selbst Unbekannte nennt, daß er sie for
gewisse Dinge auf eine ganz gewisse Weise zu sagen, noch weniger
in die Welt, daß er ihr gebietet, jeder ihrer Neigungen zu
besitzen die delitate Kunst, über anderes mit Schweigen hinweg¬
damit sie sich selber kennen lerne.
zugehen und es dennoch erraten zu lassen. Darum muß man ihm,
Daß in diesem Moment die lockenden Weisen einer Hirten
der seine Leser so verwöhnt hat, danken, daß er nun mit einem
ertönen, daß die junge Frau dem Klange folgt, daß sie mit
neuen Werk, das soeben unter dem Titel „Masken und Wunder“
Hirten durchs Land zieht, ihn dann, nachdem sie ihn bette
in die Welt geht, ihren Appetit reizt, indem er ihren Hunger zu
gemacht hat, grausam verläßt, daß sie nun zu immer wild
stillen vorgibt. Und wiederum ist es ein Strauß jener phantasti¬
schen, geheimnisvoll blühenden, den süßmodrigen, halbwelken
Abenteuern emporsteigt, alle Möglichkeiten ihrer schillert
Weibnatur erschöpft, in grausamen Lüsten verdirbt, endlich
Duft der Vergänglichkeit ausströmenden Blüten, wie nur er sie in
den exotischen Gegenden der Seele, in den heißen, giftschwangeren I gewidert und sich selbst zum Eckel geworden zu Erasmus zu
kehrt und dann von d
tierlustigen Verstande d
ausflieht und verschwir
raum das alles wund
nach den Gesetzen des
unserer Brust emporste
und Geschehnisse zu spi
wohl fassen können.
Das aber ist der stä
daß er die geheimsten,
ruhenden, noch nicht
oder seltsamer Begeber
Geheimnis ihres rausch
den Lebens. Daß er
Weise tut, macht nur ei
Man lese daraufhi
Mannes, der ein gar
den Frauen seiner Fr.
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