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7.
Gesämnelte Nerke
— —
Ausschnitt
Mute S ebuiger Zenung
vom:
Bücherschau.
Arthur Schnitzler: Gesammelte Werke. Zweite
Theaterstücke. Berlin.
1912, S. Fischer, Verlag.
Den drei Bänden erzählender Schriften sind nun
vier Bände Theaterstücke gefolgt, mit denen Arthur
Schnitzlers Gesamtwerk vorliegt. Schnitzler gehört
zu den Fünszigern, die in diesem gesegneten Jahr
0
reichlich gefeiert wurden. Ebensowenig wie
das Hauptmanns, ist sein Schaffen abgeschlossen, ja
es befindet sich noch so sehr in der Entwicklung.
daß man gar nicht sagen kann, der Dichter stehe auf
dem Gipfel, oder daß man nur wüßte, wohin der
Weg weiter führt. Dennoch scheint es nicht unbe¬
rechtigt zu sein, seine Werke heute schon zu sammeln
und daran zu erinnern, welche repräsentative Kraft
ihnen innewohnt. Die moderne Literatur Wiens,
also ein Zentrum deutscher Kultur, läßt sich ohne
Schnitzler nicht mehr denken. Die Zeit, in der man
in ihm nur den Dichter des „süßen Mädels“ er¬
blickte, ist wahrhaftig schon lange vorüber. Man
war viele Jahre hindurch allzu geneigt, diesen
Dichter leicht zu nehmen, hatte das hübsche und
witzige Wort von der Liebelei und der Sterbelei
geprägt, zwischen denen sein Schaffen sich hin und
her bewege, und beinahe hatte Schnitzler die Eti¬
kette des anmutigen, etwas melancholischen und
etwas ironischen Canfeurs davongetragen, jenes
Typs, unter dem man sich gern einen „Jung¬
Wiener“ vorstellt. In diesen vier schönen Bänden
kann man aber nunmehr nicht übersehen wie weit
der reizende „Anatol“ und auch die rührende „Lie¬
belei“ zurückliegen, welche Fülle und Breite Schnitz¬
#ers Werk allmählich gewann und welchen Ernst der¬
Lebensbetrachtung es schließlich enthüllt. Was vor
zwanzig Jahren noch niemand geahnt, springt jetzt 1.
auf den ersten Blick aus Schnitzlers Schaffen her¬
vor: er ist kein Geschmäckler und Aesthet, sondern
eine durchaus kämpferische Natur, ein Wahrheits¬
sucher ebenso wie Hauptmann, wie die Besten dieser
Zeit, nur auf besonderen Wegen, ein raffinierter
Künstler zugleich, ein ungemein geistreicher Kopf,
ein Dialektiker delikatesten Schliffes. In den Dra¬
men Schnitzlers steckt ungehener viel Tendenz, zu¬
meist soziale, gesellschaftskritische Teudenz, doch ist
sie völlig aufgelöst in Menschlichkeit, in anschauliche
Gestaltung, bleiht nicht als doktrinärer Rest auf
dem Grunde der Komödien und Tragödien, hat sich
restlos verflüchtigt. Schon im „Freiwild“ kündigte
sich diese Richtung an. War sie anfangs gegen ge¬
sellschaftliche Vorurteile und Institutionen (Unter¬
schied der Stände, Duell usw.) gekehrt, so verfeinerte
sie sich zur Bloßlegung rein menschlicher Vorurteile
schon in den „Lebendigen Stunden“ und hatte im
„Zwischenspiel“ bereits die äußerste Sublimierung
erreicht. Der dritte Band der Theaterstücke allein
enthält den „Einsamen Weg“, das „Zwischenspiel“,
die Marionetten=Einakter und den „Ruf des Le¬
bens“ — ein vollendeter Meister ist hier. Ein Höhe¬
punkt ist aber schon im zweiten Bande vorwegge¬
nommen: „Der grüne Kakadu“ Erstaunt wird
man sich der Menge der Gestalten bewußt, die
Schnitzler schuf, all der feinen, dichterischen Ideen,
die sie tragen, des weltlichen, vornehmen Duftes,
der sie umgibt, all der phantastischen und manch¬
mal auch grotesken Einfälle, die er neben leisen und
wirklichkeitsgetreuen versinnlicht hat. Historie, ele¬
gante Welt, Symbolik
die Vielfalt ist groß.
Ueber allem ein weises Lächeln. Nur kultivierte¬
Menschen können dieses Werk ganz würdigen #ab
lieben.
Camill/ Hofshann.
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Wenden: Rückselte beatsten!
Wenden!
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„ODSEHTER
I. österr. behördl. konzession. Unternehmen für Zeitungs-Ausschnitte
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in Berlin, Basel, Budapest, Chicago, Cleveland, Christiania,
Genf, Kopenhagen, London, Madrid, Mailand, Minneapolis,
New-Vork, Paris, Rom, San Francisco, Stockholm, St. Peters¬
burg, Toronto.
(Quellenangabe ohne Gewähr.)
Ausschnitt aus:
„Die weite Welt
vom:
so gahlreichen derartigen Bucher, deren Verfassel Kurpfascher sie.
Die Theaterstücke von Arlhur Schnitzler. Pier Bände (Berlin,
Fischer, Verlag. Preis gebe#.
Funfzig Jahre ist der
Gefeierte Wiener Dichter vor kurzem alt geworden, und seit zwanzig
Jahren hat sein Name Klang und Bedeutung. Das war der rechte
Augenblick, um sein bisheriges Schaffen zu überschauen, um das
Gute, Bleibende zu engerem Verbande zu vereinen. Dieser Idee ver¬
dankt die vorliegende Sammlung von Schnitzlers Theaterstücken ihr
ch
Entstehen, und sie zeigt erst recht augenfällig, wie reich die Ernte
st, die wir Arthur Schnitzler verdanken, wie unverwelkt und frisch
such seine Erstlinge noch heute neben den jüngsten Gaben seiner
Urbeit stehen. Die liebenswürdig spielerischen Szenen von „Anatol“
eginnen die Reihe, das „Märchen“. Liebelei“ und „Freiwild“ schließen
ich an und weiter folgen Werk auf Werk — jedes ein neues Dokument
ernsten künstlerischen Ringens — bis zum „Jungen Medardus“ und
zum „Weiten Land“, Sicherlich wird diese ebenso schöne wie wohl¬
seile Ausgabe von Schnitzlers Theaterstücken vielen, Lesern, die bisher
zur einzelnes von seinen Dramen kannten, willkommen sein“
Die Wunder der Natur. Schilderungen der#teressantesten
Pag
Winaeu
Arthur Schnißler; „Gesammelte Werke Eiste
Abteilung: Die erzählenden Schriften. (In drei Bänden gebunden
10 Mark. S. Fischer Verlag, Berlist W.) Am 15. Mai vollendete
Arthur Schnitzler sein 50. Lebensjahr. Als Geburtstagsgeschenk
vironstaltet der Fischersche Verlag dem Wiener Dichter eine Gesamt¬
ausgabe seiner bisherigen Werke, wobei nur einzuwenden ist daß
Schnitzler hoffentlich noch recht viel produzieren wird, so daß die
jetzt erscheinenden „Gesammelten Werke“ einen Torso darstellen,
dem häufige Ergänzungen folgen werden. Es handelt sich bei den
Trei Bänden von Erzählungen nicht um eine Auswahl, sondern wir
haben sämtliche Werke Schnitzlers vor uns, von der ersten Erzählung
„Sterben“, die 1895 erschien, bis zur Ernte des letzten Jahres, die
unter dem Gesamttitel „Die Hirtenflöte“ vereint war. Das Lob
des Erzählers Schnitzler zu singen, erübrigt. Er ist in der kurzen
Novelle und im großen Zeitroman so fein und liebenswert, wie im
Drawa. Die drei Bände sind mit vornehmem Geschmack aus¬
gestattet.