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Panphlets offprints
Dramatische Rundschau.
ion seines Werkes festzu¬
siren in lebenswahrer Kör¬
gerichtiger Psychologie aus¬
zustellen. Bitterer Ernst
stehen hart und unver¬
ohne sich gegenseitig zu
de Naturtöne echter Leiden¬
schrill durch Bänkelsänger¬
zerrissen. Das Thema ist
Stürmern und Drängern
hunders so beliebte: der
Frauen. Nicht von unge¬
der beiden Bierbaumschen
ie der junge Schmieren¬
euerkopf Johann Christian,
getreues Abbild des un¬
oeten Joh. Christ. Gün¬
den Namen der Goethi¬
von der Rokokosphäre des
s, in die so stürmisch
revangelium bläst, begegnet
tücke, nur daß doch auch
Dekoration zu Lessings „Minna von Barnhelm“. Nach der Aufführung im „Neuen Theater“ zu Berlin.
noderne Noten, die der
nd die der Perversität, das
vergessen ist, tat das zum Jubel der Wiener die
rin Antonie, als diese noch einmal ihren Weg
dem Direktor der wandern¬
immer noch anmutige Frau Kathi Schratt; in
kreuzt, und Johann Christian, dessen ungestorbene
seine Stella, sein leiden¬
der deutschen Reichshauptstadt hatte, um am
Liebe zu der vornehmen Komtesse so offenbar
mit einem anderen davon¬
„Berliner Theater“ dieses Vorzugs gewürdigt zu
wird, räumt mit demselben noch vom Herzblut
n die vornehme Grafen¬
werden, die immer noch charmante Jenny Groß
der Geliebten geröteten Dolche dann sich selbst
verlangendes Blut sich
eigens ihren Vertrag mit dem „Residenztheater“
aus dem Leben, während Stella, von ihrem
ben steifer Konvenienz nach
gelöst. Die große Hofstaatstoilette im ersten Akte
Stichwort gerufen, auf die Bretter hüpft. In
schäuwender Jugendlichkeit
Rock und Mieder von schwerstem weißem
der zweiten Fassung ersticht Johann Christian
en wilden Falken für sich
Atlas mit großen Rosen in echter Silber=Relief¬
sich, als er bei einer unerwarteten Begegnung
gebändigte Naturlind ihren
stickerei, halblangen Alengonspitzenärmeln und
mit Antonie, der inzwischen Vermählten, erfahren
dienstbar zu machen. Ja,
einer ungeheuren hermelinbesetzten Kurschleppe —
muß, daß diese höhnisch über ihn hinwegsieht, und
an den Qualen, die der
bildete dabei die pièce de résistance. Man
nachdem dem Cyniker auch Stellas girrende Ver¬
#ee gesteckte Dichter und
sieht: Kleider machen manchmal nicht nur Leute,
liebtheit mittlerweile zuwider geworden ist. Man
der hohlen Gesellschaft
sondern auch Theaterstücke und Theatererfolge.
muß sich schon ein starkes, liebevolles Gedächt¬
nd seine und ihre Wangen
Fürstliche Kronenträger werden auch sonst von
nis für die lyrischen Schönheiten des ersten und
eimlichen Küssen, die sie
den modernen Dramatikern gern auf die welt¬
zweiten Aktes bewahrt haben, um über die un¬
all im heimlichen Garten¬
bedeutenden Bretter gezogen; aber selten wird
künstlerische Willkür des letzten Aufzuges unver¬
n. Als Johann Christians
ihre Majestät dabei so liebenswürdig behandelt
stimmt hinwegzusehen. Aber auch dann scheidet
weiflung aufs höchste ge¬
wie in Schönthans Maria=Theresia=Schwank.
man noch mit dem Eindruck: der klangfrohe
ends eine verirrte, vom
Der kritische Zug unserer Zeit, der alle Schleier
Lyriker und phantasievolle Fabulierer Bierbaum
erzauste Harfenspielerin
lüftet und alle Kronen auf ihren inneren Gold¬
hat wohl den Drang, noch nicht aber den Beruf
ingt. Er erkennt
gehalt prüft, macht auch vor Königen und Kai¬
zum Drama, das vor allem anderen einen inne¬
nach kurzem Kampfe
sern nicht mehr Halt. Eine der kecksten dieser
ren Konflikt (hier also den zwischen Kunst und
e, aus dem golde¬
Simplicissimus=Dramen ist „Die Doppelgän¬
Natur, Freiheit und Sitte) zu knüpfen und zu
e Antonie ihn
gerkomödie“ des Finnen Adolf Paul (Buch¬
lösen verstehen muß.
usen der Natur.
ausgabe bei Alfr. Janssen, Hamburg), die das
Eine seltsame Blüte hat der lange schon un¬
erneute Bund
„Kleine Theater“ in Berlin, die Geburtsstätte der
fruchtbar dastehende Strauch des historischen Lust¬
rerweisen als
Serenissimusscherze, erst nach hartem Kampf aus¬
spiels getrieben. Franz von Schönthau hat
rinnerung an die
den Händen der Zensur befreien konnte. Das
sich die große „Maria Theresia“ zur Heldin
ingen, die die
Thema vom Doppelgängertum wandert seit Jahr¬
einiger recht kleinlicher, an Geist wie Witz be¬
dem Befreiten
hunderten schon durch die Weltliteratur: von
scheidener Liebes= und Eifersuchtsszenen erkoren,
nal das Glück
Plautus' Zwillingen über Shakespeare bis auf
die ebensogut im Hause Müller oder Schulze
geschwankt, wie
Molière=Kleists „Amphitryon“. Aber besser als
wie im Hause Habsburg hätten spielen können.
lter Natur und
mit diesen oder ähnlichen Stücken vergleicht sich
Historisch ist an den vier Akten nichts weiter
— daher die
Pauls Komödie mit Wedelinds letzthin der be¬
als eine hübsche Sammlung artiger Anetdoten
inneren Wahr¬
aus Arneth oder Broglie und — was den Erfolg sprochener Komödie „So ist das Leben": ein
kenschen ein so
des Stückes ausgemacht hat — das Sortiment Königsspiel steht dort wie hier im Mittelpunkt
zn der ersten
glänzender Toiletten, das die Tarstellerin der der Handlung, in der Maske eines anderen erst
nentvoller und
Titelrolle zur Schau trägt. An der schönen besinnt sich der Held dort wie hier auf sein wah¬
ihrer Flatter¬
blauen Donau, wo die leutselige Kaiserin un= res Selbst. Ein Geiger, der dem König so aufs
eNebenbuhle¬
e
en eae