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Panphlets, offprints
— Arthur Schnitzler.
erlin.
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nd die leichtlebig=melancholische
das Leben wieder natürlicher gestalten möchte. Sehr viel Aehnlichkeit hat
s, zum Ausdruck. So ist es
diese „wienerische“ Kunst mit der französischen. Allein diese Aehnlichkeit
auf einmal da! Einige selbst¬
beruht auf einer eigenartigen Verwandtschaft der künstlerischen Temperamente
Pnte beginnen seit Kurzem zu
und auf Gleichartigkeit der Culturen, weniger auf Nachahmung und Beein¬
zise und jeder doch ganz und
flussung. Hermann Bahr charakterisirt in der oben erwähnten Schrift sehr
Es ist bezeichnend für diese
feinsinnig die Stellung der österreichischen Modernen zur „Moderne“ über¬
n norddeutschen Revolutionären
haupt. Er sagt — allerdings etwas pathetisch —: „Sie wollen österreichisch
Oesterreicher kritisiren das Alte
sein, aber österreichisch von 1890. Das ist der dunkle weite Drang, der
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kferte nicht, aber sie achten es.
sie über das Herkommen treibt und doch auch wieder vor den franzöischen,
stiter und sehr oft scharffinnige
skandinavischen, russischen Mustern warnt, welche das jüngste Deutschland
t hierzu ein drastisches Beispiel
äfft. Sie können sich an der neuen Kunst von heute nicht genügen, weil
der Moderne"*): „Man frage
sie nicht österreichisch ist; und sie können sich an der österreichischen Kunst
n oder Heyse — besser würde
nicht genügen, weil sie nicht von heute ist. Sie wollen das Eine und das
fragen. Man frage einen der
Andere nicht missen. Sie wollen Beides. Sie wollen die österreichische
Farbe und den Geruch des Tages.“
lar — und der herzlichsten Ver¬
n Treue ist kein Maß.“ Die
Ein Typus des hier geschilderten österreichischen Künstlers ist der
des Naturalismus nicht durch¬
Wiener Dramatiker und Novellist Arthur Schnitzler. Er ist wohl der
stand es, sich in das Aeußerliche
begabteste und glücklichste Dramatiker des jungen Oesterreich. Seit den
Scheu vor der Wahrheit. Sie
erfolgreichen Aufführungen seines Dramas „Liebelei“ an den besten euro¬
sen zu treten. Sie zogen sich in
päischen Bühnen gehört er zu den internationalen Berühmtheiten.
ist im Kleinen, den Geist ihrer
Arthur Schnitzler ist am 15. Mai 1862 in Wien geboren. Sein
frlebnisse, sie leben in Träumen
Vater, Professor der Laryngologie, war ein bekannter und beliebter Arzt.
In. Sie lieben das Ungebundene,
Er starb vor fünf Jahren. Der junge Schnitzler studirte Medicin in Wien,
Lebens und die zarten Regungen
war darauf eine Zeit lang am Krankenhaus in Wien und später an der
h keine Ergrifsenheit, man erkennt
Poliklinik thätig.
Seit etwa acht Jahren lebt er als praktischer Arzt in
Streben nach Concentration und
Wien. Schnitzler hat von frühester Jugend an geschrieben. In die Oeffent¬
ßt das volksthümliche Element in
lichkeit ist er erst spät getreten. Die ersten Novelletten, Gedichte, Dialoge
per Formen. Bunte Stimmungen,
veröffentlichte er 1886 und 89 in der damals in Wien erscheinenden und
te Verse fliehen an uns vorüber.
von einem gewissen Paul Goldmann geleiteten Halbmonatsschrift „An der
seine Poesie der modernen Seele,
schönen blauen Donau“. Dieser Paul Goldmann war übrigens der Erste,
sen Wiener Salon, nicht für das
der die Begabungen des sogenannten „jungen Wiens“ erkannte. In der
besie, weil sie der Augenblick und
genannten Zeitschrift erschienen auch die ersten Verse von Hugo von Hoff¬
skrankhaft an, weil ihr Kraft und
mannsthal (Loris), dem begabtesten und eigenartigsten der Wiener Lyriker.
ft allzu weich oder allzu reich an
Schon bevor Hermann Bahr nach Wien kam, der fälschlicher Weise hier
gund überfeinen Nüancirungen sind.
und d#rt als Entdecker jener Talente genannt wird, hatten diese Dichter
Joesie, weil sie allzu sehr dem Be¬
den #f und das Ansehen der jungen Wiener Bewegung begründet. -
Der fruchtbare Boden, auf dem
Seitvem hat Schnitzler mehrere größere Schauspiele: „Das Märchen“.
Ercultur. Diese Dichter, die mehr
„Liebelei", „Freiwild“, die Scenenfolge „Anatol“ und die Novellen¬
n, dessen sie überdrüssig sind, und
bücher „Sterben“ und „Die Frau des Weisen“ geschrieben*).
e hoffnungsarm sind, weil sie das
nicht verspüren, eines Geistes, der
*) Sämmtliche Werke sind im Verlage von S. Fischer erschienen. „Anatol“,
„Liebelei“ und „Sterben“ erschienen bereits in zweiter Auflage. Die Novellensammlung
„Die Frau des Weisen“ wurde soeben (Mai 1898) herausgegeben.
und Loening, Frankfurt a. M.
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