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1. Panphlets, Offprints
Dichtung.
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rachten es mit sich, daß das
bis sein impressionistischer Charakter entwickelt war. Dieser
traditionslosen Völkern er¬
Prozeß, in welchem sich also neue Schicksalsidee und neue
großen litterarischen Über¬
Technik auf Grund modernen Wirklichkeits= und Wahrheits¬
aiern etwa oder bei Fran¬
sinnes die Hand reichten, begann mit dem „Bund der Jugend“
n. Die dramatisch halb
(1869), setzte sich fort über die „Stützen der Gesellschaft“
die Nationen des äußersten
(1877), ging seinem Abschluß entgegen in „Nora“ (1879) und
die Kolonialvölker gleichsam
in den „Gespenstern“ (1881) und erschien vollendet in der
ungsbereichs, die hier die
„Wildente“ (1884), in „Rosmersholm“ (1886) und in der
Errungenschaften höchster
„Frau vom Meere“ (1888). Doch zeigten sich in diesen letzteren
besonders leicht und klar
Stücken seit etwa Mitte der achtziger Jahre schon Neigungen
inavier und Russen. Bei
zu stärkerer Symbolik, grüblerischer Psychologie und einem
impressionistischen Dramas
rein ethischen Idealismus, die eine weitere Entwicklung ein¬
1
hon
leiteten. Und diese trat dann, nachdem der Dichter 1891 in
seine Heimat zurückgekehrt war, ganz deutlich hervor in den
späteren Dramen seit „Hedda Gabler“ (1890).
hland,
Das, was zunächst den formalen Impressionismus Ibsens
kennzeichnet, ist die bis ins einzelste durchgeführte Darstellung
der äußeren, physiologischen Wirkungen psychischer Vorgänge.
Ibsen beobachtet wie ein Nervenarzt, ist der genaueste Kenner
der physiologischen Seite des Seelenlebens. Und er giebt diese
Seite in den feinsten Augenblicksregungen wieder, wie sie sich
im Sprechen und im Schweigen, im Redenwollen und Stocken
und Verstummen, ja oft nur in einer Geste oder einer Wendung
des Körpers äußern. Es ist eine zunächst sozusagen natur¬
wissenschaftliche Auffassung, eine Auffassung von außen her,
ein rein physiologischer Impressionismus. Und wie der Natur¬
forscher niemals mit seiner Seele in die Gegenstände seiner
Forschung eingehen kann, da diese menschliche Seele nicht
besitzen, wie er mithin seinem Stoffe auch niemals geistig
roordiniert ist, sondern ihn immer als zu sich subordiniert
vorstellt, so verfährt Ibsen in der Beobachtung des Seelenlebens
seiner Gestalten: sich diesen als Fleisch und Blut von seinem
Fleisch und Blut gleichzuordnen, in sie hassend und liebend
aufzugehen, liegt ihm fern. Die Welt, die er schildert, unter¬
steht vielmehr dem Gesetze einer absoluten Kausalität ihrer
eigenen Bildung, die keinen Eingriff, ja selbst keine eigentliche