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Panphlets offprints
Dichtung.
Kunst bei ihrem Erscheinen machte, ist
ößten Anempfinder der litterarischen
nd Deutschland während der achtziger
konders sinnfällig beschrieben worden!
gs von Ompteda „Drohnen“ (1893)
gund gar keine Psychologie und nicht
mögen der Naturalisten, das tägliche
vielen Dinge sehen wir kaum. Aber
in uns. Der
von ihnen, sie rieseln
n und in
ihm aus den Dinge
Umweg
istisches fehlt;
Dingen
Nerven. Aus
chwebt,
en eigenen Dunst,
das an
zu holen. Am sch
einer letzten Sammlun
„Unter uns
ungen. Nirgends wird seine Weise
gelassenen, schlichten und doch so un¬
ein Wunder an Harmonie von Gefühl
eht vor, als daß ein junger Mann
fernt. Von dem jungen Mann erfahren
mag sich jeder selber an seine Stelle
Dame erfahren wir nichts als den
hören die liebe Farbe ihrer Stimme,
sie die besten Formen denken. Nur
die zwei jungen Leute sich mit leisen
t einen unsäglichen Reiz, weil es im
lten, sondern uns in die Stimmung
m. Es wirkt wie ein stilles Lied, wie
ige und läßt uns ins Weite träumen.
nichts als musikalische Prosa ge¬
uf bemerkt Bahr von dem Roman der
ngen von Ludolf Ursleu dem Jüngern“
Wirrungen, die eine ungestüme und
Hamburger Familie bringt und der
udien zur Kritik der Moderne S. 67 ff., 1897.

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Dichtung.
Tod erst löst. Seltsam ist nun, wie der Leser ohne große
Handlungen, ja ohne große Worte, indem die Sprache gefaßt
und immer episch bleibt, unbeschreiblich aufgeregt, durch Angst,
Zorn und Schmerz getrieben, im Innersten bewegt wird. Durch
das Thema? Es ist alt, und da es sehr langsam und um¬
ständlich in Gang gebracht wird, höchstens stiller Betrachtungen
fähig. Durch die Form? Es ließe sich leicht eine glücklichere
Behandlung denken, und der breite, geflissentlich pedantische, oft
gewaltsam goetheisierende Stil müßte eher beruhigen und
dämpfen. Also wie? Man kann es nicht sagen. Es ist wieder
ganz die Wirkung der Musik, wo man auch nicht weiß, warum sie
denn traurig oder heiter ist, als weil sie eben unerklärlich traurig
oder heiter macht. Man wird von Accorden unaufhaltsam in
Stimmungen gezogen. Musikalische Wirkung ist Wirkung
auf die Nerven: das, was die Huch wie von Ompteda bringen
und unter Anwendung nicht bloß der von Bahr geschilderten,
sondern auch noch einer ganzen Anzahl anderer Kunstmittel
ausüben, ist die Herrschaft über die neurologischen Eindrücke.
Daß aber eine neurologische Technik den Symbolismus in
hohem Grade begünstigt, ja für ihn in seiner modernen Aus¬
gestaltung Voraussetzung ist, zeigt wiederum die Musik mit den
starken symbolischen Wirkungen des Musikdramas und noch mehr
der symphonischen Dichtung.
Dieser Symbolismus ist, in Deutschland wenigstens, seiner
weiteren Entwicklung nach eine Kunst vornehmlich impressiven,
weiblichen Charakters. Kein Wunder daher, wenn Frauen seine
vornehmsten Vertreterinnen sind. Gewiß haben auch einige
Autoren, wie schon der Schweizer Walter Siegfried (geb. 1858)
in seinem Romane „Tino Moralt“ (1890), dem Drama des
Verfalls künstlerischer Schaffenskraft, einige Neigung in dieser
Richtung gezeigt, und selbst der männliche Fontane hat ge¬
legentlich (in „Effi Briest“ 1895) das Beschauliche ins Sym¬
bolische gesteigert und sich damit auch neurologischer Technik
genähert. Im Vordergrunde aber stehen doch Frauen: Isolde
Kurz, Anselm (Selma) Heine, Helene Böhlau, Ricarda Huch.
Von der symbolistischen Technik wird noch gelegentlich