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in
1. Panphlets Offprts
Dichtung.
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„Vasantasena“ auf die Bühne brachte. Volle Berührung mit
der naturalistisch=impressionistischen Richtung und damit volle
Einordnung in den allgemeinen litterarischen Verlauf gewann
das neue symbolistische Drama aber erst durch Gerhart Haupt¬
manns Fiebertraumstück „Hannele“.
Hauptmann hat im ganzen drei symbolistische Dramen
geschaffen. „Hannele“ (1893), die „Versunkene Glocke“ (1898)
und „Schluck und Jan“ (1899). Von ihnen verhält sich
Schluck und Jau“ zu den beiden anderen Stücken etwa so
wie der „Biberpelz" oder „College Crampton“ zu den natura¬
listischen Familiendramen: es ist, wie Hauptmann es ausdrückt,
ein Spiel zu Scherz und Schimpf, eine Art Tragikomödie, eine
scherzhafte, humoristische Auflösung gleichsam der symbolistischen
Kunstform. Den Gipfelpunkt aber der symbolistischen Kunst
Hauptmanns bezeichnet die „Versunkene Glocke“ wie „Hannele“
den Anfang. „Hannele“, im Grunde eine einzige große Scene,
stellt die Fieberträume eines unglücklichen jungen Mädchens
dar, das, ein Bastardkind, von seinem Stiefvater, einem rohen
Maurer, aufs schändlichste behandelt, gemartert, geschlagen und
schließlich in die dunkle Nacht hinausgestoßen, in halber religiöser
Ekstase den Tod im Dorfteiche gesucht hat, aus dem es einen
Zuruf der ihm im Tode vorangegangenen Mutter zu hören
geglaubt, das aber noch lebend aus dem Wasser gezogen worden
ist. Im Armenhause von der milden Hand des Schulmeisters
gebettet, von dem treuen Auge einer Diakonissin bewacht, er¬
schaut nun Hannele in Visionen, die dem Zuschauer in voller
Gegenwärtigkeit vorgeführt werden, ihr letztes Stündlein, ihren
Tod und die Vorbereitungen zu ihrer Fahrt in den Himmel:
Begebenheiten, in denen sich die persönlichen Anschauungen
eines braven Menschenherzens, biblische Züge und volkstüm¬
liche Überlieferungen, Individuelles und Allgemeines, Ver¬
quickungen einer jungfräulich sich regenden Neigung zu dem ver¬
ehrten Schulmeister mit Funken himmlischer Liebe zu einem er¬
greifenden Ganzen mischen.
Vom formalen Standpunkte aus betrachtet ist „Hannele“.
ein überaus schwieriger Versuch symbolistischer Dramatik. Der
Dichtung.
Dichter traut sich eine solche Gewalt!
listische Scenen von größter Entschiedet
feinsten Gewebe supranaturalistischer
diese Kraftprobe der impressionistisch
diesseitigen wie in den jenseitigen
dem Durchschnitt der Aufnahme, die
schauern gefunden hat, sollte man g
die Zahl derjenigen, welche der jähe
Erde gleichwohl aus der Illusion geri
zu sein; und jedenfalls hat der Dichte
listischen Hauptwerk, der „Versunken
gemildert. Wodurch, kann erst nach
den Inhalt dieses Dramas verdeutli
Die „Versunkene Glocke“ ist im
Unmöglichkeit des schöpferischen Trieh
er alle Weiten seiner Weltanschauu
werden in eine Märchenumgebung ver
sichtbar vorgeführt werden, außerdem
anklingen. Die beiden ersten Welte
und die einer Natur, deren Kräfte,
so doch psychisch belebt gedacht
deutsch=volkstümlicher Phantasie verl
mann, dem Waldschratt, den Elfen,
Holzweiberchen. Zwischen beiden A
Wittichen, ein Waldweib im Gebirg
drunten im Thal für eine Hexe gehal
Gestalt, der die Naturgewalten famili
eine Extraktgestalt gleichsam der Kräf
sehnt in die höher beseelte Welt d
nur anklingenden Welten sind die des
Gefühl der Sünde und seinem Geh
Überzeugung, daß der Mensch aus e
möge und gut sein könne nur aus der
Interessant sind die Bemerkunge
S. 181 f., über die Schwierigkeiten der scha