Faksimile

Text

2. Cuttings
im empfindenden, von sei¬
enießende, sorglose, wenn
sne Geliebte ist die „Mo¬
das schneidige, fesche Wie¬
mme il faut. Sie liebt
sie amüsiert sich mit ihm,
Dünn. Aber, wenn er sie
einen Tag über untröstlich
id sich nach einem andern
eine sehr einfache. Fritz
t einer verheirateten Frau.
je durch ihre Jugendfreun¬
bezaubert ihn die frische,
lus einer „Liebelei“ wird
it allmählig, daß ihm hier¬
könnte ... Da bricht das
jene Ehemann jener Frau
Fritz wird im Duell er¬
daß der Geliebte einer an¬
hat, sogar schon begraben
Alles dies ist von dem
wirkungsvollsten Weise
welches den Erfolg voll¬
eiwild“ ist wie „Das
ehandelt den „Ehrbegriff
i ersten Scenen wird uns
Theatergesellschaft und der
und Dandys geschildert.
plauder der bunten Gesell¬
er Komödie eine Tragödie.
erin beleidigt. Der Maler
erbter Gesellschaft rein ge¬
auf den Offizier geohrfeigt.
Maler. Dieser verweigert
sien Buben gezüchtigt habe.
he Genugtuung erhält, den
erzweiflung schießt er den
Atemlos folgen wir den
eintritt. Etwas lang ist
kd seinem Freunde über das
gehört zur Handlung, und
endenz nicht grade störend
besscenen gelungen, die bei
i Dichter größere Aufgaben
Schauspiel „Das Ver¬
gegen die bürgerliche Mo¬
r. Losetti, der infolge eines
seine Geliebte, die ihn vier
iebe beglückt hat. Dieses
lt er sterbend seiner bürger¬
ige der Familienmitglieder
auf, andere mit Widerstre¬
stan freut sich des Kindes.
ner mehr wird man da der
bist sie schließlich aus dem
von allen verlassen. Man
Entwicklung eine Reihe dra¬
lich birgt. In der Tat ist auch

box 37/2
fahren wir vieles aus ihrem Seelenleben, Geheimnisse, die
sie mit banger Scheu hütete. Dazwischen spricht Paracelsus
weisheitsvolle Worte über Schein und Wirklichkeit und über
die Wichngkeit des jedesmal gegenwärtigen Augenblickes, die
allein untrüglich sei. Die Tendenzen sind geistreich erdacht, die
Sitzung selbst hat aber wenig überzeugendes und notwen¬
Züges. Ein unfruchtbares, überflüsnges Kunststuck. Auch
„Der grüne Kakadu“ vermag uns wenig zu inter¬
essieren. Der „grüne Kakadu“ ist eine Kneipe in Paris zur
Zeit der Revolution. Hier sind heruntergekommene Schau¬
spieler und liederliche Aristokraten beisammen. Sie ver¬
gnügen sich damit, mit Pathos Verbrecherscenen, Diebstahl
und Mord vorzuführen. Henry, einer der Schauspieler,
hat sich soeben mit der schönen Leocadie vermählt. Er stellt
nun gerade mit Pathos dar, wie er einen Herzog getötet
hat, weil seine Frau mit diesem ein Verhältnis gehabt hat.
Da erfährt er, daß die Untreue auf Wahrheit beruht.
Soeben kommt der Herzog in die Kneipe. Da tötet ihn
Henry nun wirklich. Gänzlich erdacht und kalt wirkt das
Stück „Die Gefährtin“. Ein Professor hat soeben
die Gattin verloren. Er hat das Verhältnis derselben mit
einem jungen Assistenten gebilligt, er fand es natürlich,
daß die zwanzig Jahre jüngere Gattin bei ihm nicht das
Glück finden konnte. Am Abend des Begräbnisses besucht
ihn der Assistent und teilt ihm seine Verlobung mit einer
Dame mit, die er seit langem geliebt habe. Da erfaßt den
Professor ein Ekel — sein Weib ist nicht die Geliebte, son¬
dern nur die Dirne eines anderen gewesen. Er weist dem
Assistenten die Tür. Der überfeine subtil geführte Dialog
vermag uns über die innere Unwahrheit dieses Stückes nicht
hin eghelfen.
Auch Schnitzlers letztes Schauspiel: „Der
Schleier der Beatrice“ versetzt uns in die Ver¬
Es
gangenheit, in die Zeit der Renaissance nach Bologna.
sei vorausgeschickt, daß sich die Dichtung durch eine feine
edle Sprache vor ähnlichen Dramen auszeichnet. Eine
Reihe stimmungsvoller, teils lebendiger, teils ruhig schöner
Bilder zieht an uns vorüber. Die Handlung dagegen in
ihrer Entwickelung wirkt nicht groß, nicht ruhig genug, sie
ist episodenhaft und läßt die eigentlichen Motive und Vor¬
züge, die dramatische Idee schwer erkennen. Cäsar Borgia
naht, um Bologna zu belagern. Von Schrecknissen aller
Art, Raub und Plünderung wird die Stadt, die bisher von
Lebenslust und Liebesseligkeit widerklang, heimgesucht wer¬
den. Dem Dichter scheint nun die Idee vorgeschwebt zu
haben, diese letzten Tage in Bologna — vor der Belagerung
in welchen noch einmal und toller denn je, die Lebens¬
lust und die Freuden entfacht werden, und das Tragische,
Gewaltsame dieser Stimmung und ihren Einfuß auf einige
bedeutendere Charaktere zu schildern. Eine tragische
Liebesgeschichte und die Entwicklung eines seltenen Charak¬
ters bilden aber schließlich den Hauptinhalt des Dramas.
Dies er Charakter ist der Dichter Filippo Loschi, der mit
seinen überzarten Empfindungen uns so garnicht wie ein
Mensch der italienischen Renaissance anmutet. Er ist ver¬
lobt mit einer edlen Vologneserin, er verläßt sie aber umme
der schönen 16 jährigen Beatrice Nardi willen. Dieser
opfert er alles, mit ihr will er aus Bologna schmählich ent¬
fliehen. Da erzählt sie ihm einen Traum, in dem sie sich¬
in den Armen des Herzogs von Bologna sah. Loschi ent¬
men Wün¬
Dleiee
Diese reiche Handlung kann ihre innere Leerheit
nicht verbergen. Das Fehlen einer dramatischen Idee,
einer geschlossenen sich steigernden einheitlichen Hand¬
lung kann durch geistvolle psychologische Ideen nicht ver¬
deckt werden.
Glücklicher ist Schnitzler in einigen Novellen.
Ein Meisterstück der Seelenschilderungskunst ist „Ster¬
ben“. Die unbegreiflichste Unnatürlichkeit, die Liebe von
Liebe, Leben von Leben trennt, ist das Sterben. Schon
der Sterbende gehört uns nicht mehr an. Unsere Liebe wird
Mitleid, unser Mitleid erkaltet, das Leben triumphiert.
Und der Sterbende: er möchte den Lebenden mit sich
nehmen, zuletzt nicht mehr aus Liebe, sondern aus Haß und
Diese Psychologie eines
Neid, aus Feindschaft
Sterbenden und des Lebenden am Lager des Kranken ent¬
hüllt uns Schnitzler in seiner feinen, lebenswahren und
tief tragischen Novelle: „Sterben“. Auch das Novellenbuch:
„Die Frau des Weisen“ erzählt uns viel vom
Tode. Aus der glänzenden Reihe erwähne ich: „Der
Ehrentag“ in welcher uns die ergreifende Lebens¬
geschichte eines kleinen Schauspielers erzählt wird, und
„Die Toten schweigen“, eine düstere Prosaballade:
Ein ehebrecherisches Weib fährt mit dem Geliebten durch
die Nacht auf einsamer Landstraße. Da stürzt der Wagen
von der hohen Landstraße herab. Der Geliebte kommt
dabei ums Leben. Nicht so glücklich ist der Dichter in der
Novelle: „Leutnant Gusti“. Man hat das Büch¬
lein mit Recht ein Kunststück genannt. Leutnant
sich erschießen, weil er von einem
Gusti will
Bäckermeister beschimpft worden ist. Am nächsten
Morgen will er sich ins Jenseits befördern. Der Dichter
läßt nun den kindlichen Leutnant während der ganzen
Nacht einen Monolog über alles Mögliche halten, in dem
merkwürdigen österreichischen Leutnantsstil — kurz: Der
Monolog wirkt schließlich recht langweilig. Das Beste ist
dann die Pointe: in der Nacht wird der Bäckermeister
vom Schlage getroffen und Gusti braucht sich nicht zu er¬
schießen und geht freudig in den Dienst. Auch Schnitzlers
letzter Roman: „Frau Bertha Garlan“ behandelt
nur eine Episode: Eine verwitwete junge Frau lebt als
Klavierlehrerin in einer kleinen Stadt und sieht hier ihren
Jugendgeliebten wieder. Nach einer im Rausch ver¬
lebten Liebesnacht aber muß sie erkennen, wie das Leben
und die Jahre beide verwandelt haben. Sie trennen sich
wieder, als wenn nichts gewesen wäre. Der eigentliche
Inhalt des Romans besteht nun auch hier aus Reflexionen,
aus Selbstgesprächen der Frau Bertha, die uns nicht zu
fesseln mögen. Das Werk eines denkenden Künstlers, das
in einzelnen Teilen, in einigen packenden Stimmungen
vollendet erscheint, als ganzes aber nicht überzeugend
wirkt, auch nicht als Beispiel für die Wahrheit gewisser
medizinisch= und sozial=psychologisch interessanter Thesen.
Es sei zum Schluß bemerkt, daß Schnitzlers sämtliche
Schriften im Verlage von S. Fischer, Berlin, erschienen
Hans Benzmann.
sind.
Deutschland.
* Die über hundert Jahre alten Personen sind in Preußen
ehnissen der