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Panphlets, offprints
Die „Gartenlaube“-Manier lebt im deutschen Roman fort; trotz
ir zu dem Zwecke, auf daß
aller Stürmer und Dränger scheint das deutsche Lesepublikum an
nem, der Klären gleichgillig
Klichee-Szenen, wie etwa an dem Schlusse dieses Romans, noch
le: „Der erste, der diese
immer seine helle Freude zu haben:
ach mir, soll in die Hölle
ung“ und „Das neue Lied“
-Die Boote legen an.
Ein eigenes Gefühl beschleicht Ernst Rettich, als er seinen Fuß
sängerin Maria Ladenbauer,
wieder auf europäischen Boden setzt.
von ihrer Blindheit singt
Da — ein Ruf —, Lachen und Weinen zugleich! Käte hat ihn in
ist das erschütterndste Weih
der Menge erkannt.
Andreas Thameysis letzter
Ernst!“
Sit liegt an seine Brust.
, des Einfältigen, ein Stück
Vergessen ist alles, was zwischen ihnen und ihrem Glück gestanden
s eigenartiger schmerzlicher
hat, und fest schließt er Käte in seine Arme.¬
htreflexe noch schauerlicher
Eine Skizzensammlung desselben Autors !1) hat uns mehr
n sprechen vom Tode als Er¬
gesagt als der ganze Roman.
iel alles Lebens und Liebens.
Josef Laichter schildert im „Wahrheitssucher“ einen Arzt,
Fritz Wittels, der einige
der in die große Politik eingreifen, revolutionieren möchte, um
ig und malerisch sieht, das
schließlich sich damit zu bescheiden, dem einzelnen Mitbürger bei
den verschlungenen Pfaden
körperlichen Leiden ein Helfer zu sein !?). Die junge Generation,
d den verliebten Historien
die Psychologie der modernen Czechen sind in diesem Romane
literarische Höhe anstrebt,
mit Künstlerhand gezeichnet. — Noch bedeutender ist das Buch von
nfangszeilen aus „Die ver¬
Helene Christaller, welches den Paslor und seine Frau, eine
Arztin, im Gebirgsdorfe zu Helden erhebt !3). Er ist Asket, Bilder¬
enden Wurm“, wohnete eine
1. hausete da einsamb als eine
stürmer, Kunsthasser, Proselytenmacher à tout prix; sie hängt am
e Auslese vor ihrem Fenster,
Schönen, an Poesie und Kunst, wie alle künstlerisch veranlagten,
s wie auf grüner Linde droben
also die gute Majorität der Arzte.
aber viel junges Volk vorüber.
In dem „Roman einer Scheidung“ von Marie Stona geht
var und blieb stahn und sagete
Carmen zur Mandolina, darauf
ebenfalls der ewige Doktor um 1). Valerie Heger, eine Guts¬
llich erwidern sollen. Aber die
besitzerin, welche sonst nur mit „wunderschönen Liebesbriefen“ ohne
iner ihren Gruß erlangen kunnt.
Zweck und Ziel geschriebenen, kokettiert, eilt an das Lager ihrer
Thür setzete, wodurch sie aller
scharlachkranken Tochter. Selbstversländlich verliebt sie sich in
s Maul, denn so viel castitas
Dr. Brandt. Dieser will das Weib besitzen und überredet es zur
Brauch, und ein jeglicher fand
Scheidung. Der zu verlassende Gatte findet jene sehr platonischen
anders geworden bis auf den
Liebesbriefe. Valerie verantwortet sich: „Ich habe nicht getan, was
dem hochehrwürdigen Collegio,
die Menschen so gemein den Betrug nennen. Aber ich habe
Urian gar wohll kenneten, und
Schmiedhuberin möchte heimlich
Schlimmeres begangen: ich habe es tausendmal zu tun gewünscht.“
Sie wird bald frei und der Arzt verschmäht sie. Sonst pflegen ja
Sammlung von Reiseskizzen,
die Arzte auf der Bühne und im Roman die Verlassenen, die
Hans Leyden vor kurzem
Sitzengebliebenen zu trösten, wenn es sein muß, auch zu heiraten.
Das Leben und Treiben auf
Das gehört ja im allgemeinen zur „Humanität“. Stona schildert
las Mittelmeer, medizinisch¬
den Ausnahmsfall. — Rudolf Stratz hat in seinem letzten Roman
und eindringlich geschildert.
dling sei hier genannt 1°).
Wendling: Allerlei Doktorgeschichten. Hamburg. Lüdeking 1907.
12) Laichter: Wahrheitssucher. Aus dem Böhmischen übertragen
Hexe. Wien, Die Fackel,
von Robert Sandek. Prag. Otlo.
19 Christaller: Gotlfried Erdmann. Wismar, Bartholli, 1908.
lin, Deutsche Bücherei.
14 Stona: Ein Rabenschrei. Leipzig, Hilger, 1907.
itzow. Hamburg, Lüdeking, 1907.