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Panphletsoffnrints
Denn die Straßen dortinn laufen ja mehnt im Lande draußen,
sondern in ans selbst.“
Dieser Roman voll Inhalt und ohmne Handlung erinnert in
einigen Motiven an „Soll und Haben“, an den deutschen Homan
der Arbeit; in beiden wird auch die Judenfrage aufgeworfen. Freilich
liegen die poetische Schönheit und der künstlerische Wert des Buches
nicht bei den reichen Ehrenbergs, sondern weit draußen in Salmanns¬
dorf, wo Anna im Gärtehen sitzt, liebt und träumt. Georg kennt nur die
Neugier der Sinne, Else ist keiner Leidenschaft fähig; aber Anna liebt
und verglüht in Leidenschaft. Dieses arme schwache Ding besitzt das
starke Herz, dessen Puls durch das Buch bebt und zittert. Für
die Anderen war ihre Hingabe, ihr Aufgehen in Liebe „Liebelei“ —
das ist Schnitzlers poetisches Reich, das ist der Inhalt seiner
großen Kunst und seiner einseitigen Lebensphilosophie, über welche
er nicht hinausgehen kann oder will. Noch sei vermerkt, daß in
diesem Buche des Arztes in Arzt, der alte Praktiker mit gesunder
Lebensweisheit, eine Rolle spielt.
Ludwig Finkhs „Rosendoktor“, der an dieser Stelle vor
Jahresfrist genannt wurde, hat die neunte Auflage erlebt. Ich kann
es mir nicht versagen, Zitate aus diesem Buche zu bringen:
„Ihr armen Richter! — Ach, wenn ihr wültet, was wir Arzte
wissen, von Schuld und Leid und Irren der Menschen. Aber wir sagens
euch nicht. Denn ihr sprecht nicht menschlich Recht. Und unsere Aufgabe
ist, zu heilen. Aber schließlich, was könnt ihr dafür? Es ist ein lalsches
System in eurem Bildungsgang. Man sollte euch erst fünf Jahre Natur¬
wissenschaft treiben lassen von Pllanzen, Tieren und Steinen, von
Zellen und Organen, und von den Seeien, Psychologie vor allem,
aber im praktischen Leben, und nicht bloß in tönenden Worten:
ihr müßtet selber erst im Leben geschwommen und Menschen geworden
sein und eigne Schuld und ein schweres Leid oline Bitternis ausgekostet
haben, um würdig zu sein, Rechlswissenschaff zu studieren. Dann würdet
ihr mehr verstehen von Menschenherzen“
„Ich hatte bisher nur
eine lose und unklare Vorstellung von dem Inhalte des medizinischen
Studiums gehabt. Nun war ich plötzlich und unvorbereitet mitten hinein
versetzt. Ich trat in einen Saal, in dem viele Leichen lagen. Ich hatte noch
nie einen Toten gesehen und war auf eine starke Erschütlerung gefalt.
Aber ich hatte unnötig gebangt. Hier war kein Tod, hier war nur Schön¬
heit, Körper an Körper, Ichstand wie vor einem großen Bild, in einer Galerie
von Skulpturen, und durfte Glieder sehen, die ein großer Schöpfer hin¬
geworfen hatte zu einem seltsamen Schlafe, Leiber, verwittert und alt und
jung, Gesichter mit offenen Lippen, wie mit einem Unsichtbaren redend.
Ich war in eine Bildhauerwerkstalt eingetreien, und ich sollte selber an
diesen Leibern arbeiten. Aber es war kein Meißel, den ich in der Hand
hielt, sendern ein feines Messer, und war kein Lehm oder Marmor, daran
ich büldete, sondern Fleisch und Blut eines tolen Körpers, der einst
Mensch gewesen war.“
„Die Bauern bringen mir Obst und liier und
da einen Schinken, und die Weiber tragen mir Eier ins Haus, daß ich sie
kaum alle unterbringen kann. So hin ich der Sorgen um die notwendig¬
sten Güler enthoben. Meine Muller hat Angst. ich würde verbauern, und
ich glaube es selber, denn ich habe Anlage zum Herunterkommen, und
manchnal liegt mir sogar ein Landstreicher in der Kammer, den ich mir
uutgelesen habe. Dann sitz ich h
Krug mit ih und laß mir seine G
dem Pfarrer zu Ohren kommen, der
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Deutsche Verlagsanst
auszieht,
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Landsleute des
Lyrik und an Justinus Kerner
Hans v. Hoffenstha
nennt ihn in einem Briefe an
jungen Österreicher. Er hat im
„Maria-Himmelfahrt“, „Helene
Jäger Mart“ (Berlin, Fleischel).
„Wollt ihr die Geschichte der
euch zu mir und hört: Ich
Menschen leben in Südtirol und
sie wandeln wie Träume an uns
Familien, welche auf lrrwege d
gehen. Zur durchaus lyrischen,
leidenschaftliche, wilde Motive nic
Berthold v. Niebauer (.Maria-
Gräfin Ulla und siedelt sich auf
rotbraunem Haar läßt ihn untr
seine Ulla auf dem Totenbeite
v. Hoffensthals verträgt eine d
weise nicht. Der Dichter wird er
idyllischen Seite ausbanen oder von
Manier lassen müssen. Rohe Leid
zur sanften Klage:
sich habe mich oft und imn
treind den Menschen die Nalur ge
nichts. Diese gehen blind für ihre Sch
nie gelernt, die lausend Stimmen der
reden. Andere gibt es — ich denke!
die zumindest vorgeben, die Natur z
„Ich
verstelen, ist allzu wenig.“
schreiben, das in einer eindringlich
Natur so zu verstehen und zu liehen,
Es soll das Buch der Natur heißen. U
Menschen die Natur im Werktagskleid
schlichte, nicht dliese, die eine lante,
jeie. zn der man gehen, die man A
Schlichtheit und Schönheit,
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