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Panphletsofforints
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im Lande draußen,
anfgelesen habe. Dann sitz ich mit ihnm in der Stube und frink¬ einen
Krug mil Mnn und laß mir seine Geschichte erzälllen. Es durt aber nicht
dem Pfarrer zu Ohren kommen, der sagt es sonst in der Stadt dem ärzl¬
Hlandlung erinnert in
lichen Ebrenrat, und ich werde meiner Würde verlustig erkannl. Was soll
en deutschen Homan
ich dann anfangen?“
aufgeworfen. Freilich
Ludwig Finkh hal einen neuen Roman geschrieben:
he Wert des Buches
„Rapunze!“ (Deutsche Verlagsanstalt), die Geschichte eines Burschen,
lußen in Salmanns¬
der auszieht, um das Glück zu suchen. Er findet Arbeit, bewährt
leorg kennt nur die
sich als Mechaniker, er kann glücklich werden; da naht das Un¬
g; aber Anna liebt
glück in Gestalt der Sehschwäche, der Erblindung. Wie schwarze
Ding besitzt das
Schleier fällt es über die Gestalt Rapunzels und die Mutterliebe
nd zittert. Für
bewährt sich als einziger Trost. Das ist mit leisen Zügen gemalt;
e„Liebelei“
man denkt an Landsleute des Dichters, an Mörikes zarleste
Inhalt seiner
Lyrik und an Justinus Kerners „Reiseschatten“.
eüber welche
Hans v. Hoffensthal ist Arzt in Bozen und Finkh
rkt, daß in
nennt ihn in einem Briefe an den Schreiber dieses den feinsten
lit gesunder
jungen Österreicher. Er hat im Vorjahre drei Bücher geschrieben:
„Maria-Himmelfahrt“, „Helene Laasen“ und „Das Buch vom
elle vor
Jäger Mart“ (Berlin, Fleischel). Er beginnt im Märchentone:
. Ich kann
„„Wollt ihr die Geschichte der Helene Laasen erfahren, so seizt
euch zu mir und hört: Ich weiß ein Schicksal
Seine
wir Arzte
Menschen leben in Südtirol und trotzdem in einer Märchenwelt;
sagens
sie wandeln wie Träume an uns vorbei. Vertreter adeliger Tiroler
Aufgabe
Familien, welche auf lrrwege der Liebe geraten und zugrunde
un
gehen. Zur durchaus lyrischen, beschaulichen Stimmung passen
n
leidenschaftliche, wilde Motive nicht recht; so liebt und heiratet
Berthold v. Niebauer (.Maria - Himmelfahrt“) die blonde junge
Gräfin Ulla und siedelt sich auf dem Ritten an. Ein Weib mit
Ien

rotbraunem Haar läßt ihn untreu, roh werden
er lindet
seine Ulla auf dem Totenbette wieder. Die sanfte lyrische Art
ur
v. Hoffensthals verträgt eine derartige harte, herzlose Handlungs¬
weise nicht. Der Dichter wird entweder seine Themen nach der
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idyilischen Seite ausbauen oder von seiner sanften naturbeschreibenden
Manier lassen müssen. Rohe Leidenschaft paßt nun einmal nicht
zur sanften Klage:
rch habe mich oft und immner wieder darüber gewundert, wie
freine den Mensehen die Nalur geworden ist, Vielen bedeutel sie gur
nichts. Diese gehen blind für ihre Schönheit ihre dumpfen Wege und haben
nie gelernt, die tausend Stimmen der Allgewaltigen zu hören, die zu ihnen
reden. Andere gibt es — ich denke mir, es ist die Mehirzahl der Leute—
die zumindest vorgeben, die Nalur zu lieben. Aber was sie unter Liebe
„ich Habe nur vorgenommen, ein Buch zu
verstehen, ist allzu wenig.“
schreiben, das in einer eindringlichen Art sie die Menschen) lehrte, die
Naiur 80 zn verstelen und zu lieben, daß sie eine wahre Freundin würde.
Es soll das Buch der Natur heißen. Und davon sollle es handeln, daß alle
Meuschen die Nalur im Werktagskleide verstehen lernen, die einfache und
schlichte, micht diese, die eine laute, ungebärdige Sprache redel, sondern
jehe, zu der man gelien, die man anfsnelten muß in ihrer wundersamen
Schlichtheit und Schönheil.“
Au
SNE
n