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PanzhietsOffnnin
Held seiner verdienten Strafe zugeführt wird. Verfehlt sich
schmerzliche Liebe, und ob er ihn
doch Sylvester an Alberta genau so wie Georg an Anna
d physisch zum Tode verurteilen
Rosner. Beide entziehen sich einer versprochenen und not¬
es, mit zuckendem Herzen. Mit
wendigen ehelichen Bindung, um die Freiheit nicht einzu¬
streue hat Schnitzler diesem trau¬
büßen!); beide verraten ihre der Niederkunft entgegensehenden
des eigenen Antlitzes geliehen.
Geliebten um fremder Frauen willen?); beiden ringen sich vom
ncholiker, ein im Grunde herz¬
Seelengrunde latente Todeswünsche wider die Geliebte los?);
ein Hypochonder des Lebens und
beiden werden tote Kinder geboren, dem gleichen ungewöhn¬
wie nur je einer von Schnitzlers
lichen Umstand zufolge, daß der Mutter Nabelstrang die Ge¬
menden männlichen Helden. Für
Man hat dem Dichter des Wegs ins
burt erwürgt.
Julian Fichtner das für diesen
Freie“ allzu laxe Behandlung eines tiefernsten Konflikts vor¬
abe, dauerndes Glück zu geben
geworfen; nun hat ihn tieferes Erleben und Durchdenken zu
ihm lag. Und nun kommt das
strengerem Ethos geführt, daß er im „Weihergang“ den gleichen
einsamkeitsfreudigsten Menschen
Konflikt noch einmal setzt und ihm eine sittlichere Lösung gibt.
läßt. Er, der schon entschlossen
Nicht gelungen ist es dem Dichter, eine Reihe weiterer,
der Sängerin Alberta für den
mehr philosophischer Probleme und Motive der Handlung des
festes Heim zu gründen, begegnet
Stücks organisch einzugliedern; sie wirken nur wie aufgeklebt
ner Jugend die an ihn glaubt,
und angehängt. Selbst das Altersmotiv=ist nicht klar durch¬
hnsüchtige Erinnerung die Ver¬
geführt, da doch Leonilda — anders als die den Casanova
als eine schale Gegenwart. Da
in Sylvester erst
von vornherein ablehnende Marcolina
ußt, wie kläglich er sein ehedem
gar nicht den alten Mann sieht und sehen will.
ßen wollte, er wendet sich von
Der, den ich meine, Vater, altert nicht,
eg.ündeten Hauses und folgt der
So wenig jemals Jugend von ihm strahlte!).
inen Weg ins Freie zeigt, hinweg
Denn wie ihm damals in der Augen Grund
liger Gemeinschaft. Er könnte jetzt
Als hätt' er hundert Leben schon gelebt —
die Worte des Filippo Loschi
Uralter Menschen Wissen dämmerte,
Wird heut = und noch in seinem Greisenblick —
Wird so das frohe Jünglingslächeln stehn,
as nicht verlassen können,
Das all die Jahre her mein Herz durchhellte,
Freund, ob Frau, ob Heimat —
Seit jenem Abend, da er uns verließ.
Glück, woher es kommt!
Und wenn der Kanzler seinen Freund warnt, daß spät¬
Gewissens, das Albertas Groll,
sommerlich herangereifte Männer
et, schlägt das Mädchen mit der
Vielleicht noch zu erobern stark genug —
aß am Ende nur eine Schuld
Und wär's die Jüngste — oder eben die —,
Zu halten nimmermehr —
en falschen Weg zu gehn.
so paßt dies wenig auf Sylvester, der ja Leonilda gerade
die Tat des Julian Fichtner, der
nicht erobert. So muten einen die Altersklagen denn oft
Mädchen im Stiche läßt; er sucht
an nicht sowohl wie aus dem Charakter der Spielfiguren und
Aufschwung zu höherem Kunst¬
ihrer Situation sich ergebende Notwendigkeit, als wie lyrische
ferung des Weibes vor sich zu
Arabesken, die dem Dichter als drängendes Bekenntnis in sein
gerechter als dem Helden von
Drama entschlüpften. So etwa folgender Dialog:
gelohnt. Er folgt einem Irrlicht;
rt sein Weg, und er muß schwere
!) „Der Gang zum Weiher“, S. 82, findet sich sogar die Wortverbindung
„Weg ins Freie“ wieder.
hlvesters und Georg Wergenthins
Körner, S. 39.
sie geht bis in die
auffällig
Ebenda, S. 145.
aum zu viel sagt, wenn man im
Vgl. in der „Komödie der Verführung“ den Dichter Ambros Doehl,
dem man wegen seiner unjungen Weisheit seine fünfundzwanzig Jahre
ien Prozeß zweiter Instanz sehen
nicht recht glauben möchte.
ins Freie“ allzu mild beurteilte
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