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eeen
Veraeern, munt diem, Krehneite eter Teehmite, Vereite rgringi
Vortrag gebrachter Piecen — jede Stimmung
spätete Goethe - Gedenkfeier geplant. Dieser
Wissenschaft und Kunst schon mancherlei
und jedes Empfinden brachte der Künstler
Plan ist hinterher, wenn auch nicht ganz auf¬
Gutes geboten. Die Recitationsvorträge vom
in einfacher naturwahrer Weise, und stets
gegeben, so doch erheblich geändert worden,
letzten Sonnabend haben jedoch selbst hoch¬
getragen von tiefdurchdachter und vornehmer
und das war aus verschiedenen Gründen gut.
gehende Erwartungen weit überholt. Die
Auffassung zum Ausdruck. Der Beifall, der
An den alten Plan erinnerten noch die drei
Salzwedeler Bürgerschaft hat in den beiden
dem talentvollen Recitator nach jedem ein¬
ersten Vorträge: „Goethes Zueignung“, „Wir¬
letzten Jahrzehnten wohl zehn bis zwölf
zelnen Stück, wie besonders am Schluss des
kung in die Ferne“ und „Der getreue Eekart“.
Recitatoren zu hören Gelegenheit gehabt, da¬
Vortrags entgegenschallte, war ein reichlich
„Die Zueignung“ war an dem ganzen Abend
runter Namen von bestem Klange, wie
verdienter. Herr Marcell Salzer wird hier,
die einzige Darbietung, die trotz einzelner
einen Palleske, Türschmann, Strakosch,
wie überall, wo er einmal aufgetreten ist,
guter Momente meinen Beifall nicht zu finden
Schmidt-Häsler. Aber der junge Wiener
stets ein gern wiedergesehener Gast sein.
vermochte: der Vortrag schien mir nicht
Recitator Marcell Salzer, der für den ge¬
schlicht genug und hatte einen kleinen Stich
nannten Abend von dem Vereinsvorstand ge¬
ins Sentimentale. Ich habe es Herrn Salzer
wonnen war, hat den Zuhörern künstlerische
Melodram-Vortrag „Enoch
Leistungen zu bieten verstanden, die in ihrer
nicht verschwiegen, und er gab mir Recht:
er selber sei mit dieser Leistung nicht zu¬
Gesammtheit von keinem einzigen der hier
Arden.“
Gehörten übertroffen worden sind, vielmehr
frieden; er habe zu dieser Dichtung noch
Stassfurter Zeitung (12. 1. 1900). Der
den allerbesten Darbietungen sich gleichwerthig
nicht das rechte Verhältniss gewonnen. Die
grosse Kremmling'sche Saal gefüllt bis auf
beiden folgenden Balladen wurden aber meister¬
erwiesen, ja die meisten weit hinter sich
den letzten Platz, das ist für Veranstaltungen
haft vorgetragen und sind mir seit jenem
zurückgelassen haben. Der grössere Theil
zur Darbietung wirklicher Kunstgenüsse ein
Abend erheblich lieber geworden, als sie es
der Recitatoren pflegt von der Bühne zu
Ereigniss, wie man es hier nur selten zu er¬
bis dahin waren. Den übrigen Theil des Pro¬
kommen und vermag diesen Ursprung auch
leben Gelegenheit hat. Und diese Versamm¬
gramms bildeten Prosa- und Versdichtungen
beim Vortrag epischer und lyrischer Dicht¬
lung, sehr pünktlich zur Stelle, — rühmend
von Wildenbruch, Bahr, Lilieneron und
ungen oder bei der blossen Recitation dra¬
sei es anerkannt, lauschte in lautloser Stille
Rosegger. Dem Zuhörerkreise wird wohl das
matischer Partien nicht zu verleugnen. Sie
dem Künstlerpaar, das, gleichsam in einander
Meiste hiervon, gar manchem sogar Alles bis
geberden sich auf dem Podium, als ob sie
verwachsen, die reichen Saiten seines
dahin unbekannt gewesen sein, und man wird
die weltbedeutenden Bretter unter ihren Füssen
Könnens in fortschreitender Gestaltung ent¬
dem Spender für diese litterarische Be¬
hätten; sie sprechen nicht, sie spielen, trotz
faltete: das war kein Vortrag mehr, unter¬
reicherung innerlich Dank gewusst haben;
modernstem Gesellschaftsfrack, und möchten
stützt durch Clavierspiel, das war Leben,
für den künstlerischen Genuss, den seine
dem Zuhörer einbilden, dass ein Männer¬
köstlich wahres Leben, in jedem Wort, jeder
hervorragende, ausserordentlich plastische
organ durch Fisteln zu einer Frauenstimme
Miene, jeder Geste, jedem Ton, das die an¬
Vortragsweise den Lauschenden bereitet hat,
und damit zugleich das bärtige Männergesicht
dächtig lauschende Gemeinde gefangen hielt.
haben sie ihrem Dankgefühle auch äusserlich
zu einem Jungfrauenantlitz, zu einem Grethchen,
wie in magischem Zauber, Leben aus dem
immer von Neuem Ausdruck verliehen.
einer Ophelia, würde. Für Herrn Marcell
Leben, das in der Wiederspiegelung der
Kicherndes Behagen begleitete die humo¬
Salzer musste von vornherein die Thatsache
seelischen Affecte das Herz erbeben liess in
ristischen Vorträge, und lebhafter Beifall folgte
einnehmen, dass sein umfangreiches Programm
allen Fasern und in der Scenengebung tiefsten
mit Ausnahme des ersten Gedichtes jeder ein¬
auch Stücke des Alten Testamentes umfasste,
Seelenleidens auch Starken unwillkürlich die
zelnen Nummer. Ich habe nur höchst selten
und dass er mit ihrem Vortrage nach Ausweis
Thränen in die Augen drängte. Solch einen
einer Versammlung beigewohnt, wo sämmt¬
vieler Kritiken eine höchst andachtsvolle
Zauber muss man mit erleben, um ihn ver¬
liche Anwesende, ob Alt oder Jung, ob Mann
Stimmung zu erzielen vermag. Das beweist,
stehen zu können, beschreiben lässt sich die
oder Weib, dem Sprecher von Anfang bis zu
dass dieser Recitator aller schauspielerischen
Situation doch nur schlecht; ermöglicht wird
Ende die ungeschwächte Aufmerksamkeit wie
Verstiegenheit abhold sein muss. Und das
hier zugewandt hätten. Man muss dringend
hat er auch am hiesigen Vortragsabend durch¬
in ihremn Fachse den ale einer geben, Und
wünschen, dass sich Gelegenheit finde, Herrn
aus bewährt — praktisch und theoretisch.
als solcher verfügt Herr Marcell Salzer in
Salzer noch öfter in unserer Stadt zu hören.
Ja, auch theoretisch. Ich hatte in der Pause
erster Linie über ein ausreichendes Organ,
Schleswiger Nachrichten (26. 1. 98).
Gelegenheit, meine Gedanken über die Reci¬
das ohne jede Einbusse den schrillsten
Die ausserordentliche Schärfe der Charakteri¬
tationskunst mit ihm auszutauschen, und ich
Wechsel der Modulation gleichsam spielend
sirung, die malerische, alle Schönheiten des
habe meine Freude daran gehabt, wahr¬
überwindet und erträgt. Was den Vortrag
Stoffes auf's Schärfste herausarbeitende, den
zunehmen, mit wie klarem Bewusstsein er von
selbst anbelangt, so ist jede Nuance sorg¬
Hörer bezwingende, oft überraschende Vor¬
Anfang an die besondere Aufgabe seiner
fältig ausgefeilt, das Pathos edel wohltönend,
tragsweise Salzer’s brachte alle Vortrags¬
Kunst, die er erst vor vier Jahren zum Lebens¬
Lachen, Weinen, Seufzen Natur und daher
stücke zur vollsten Wirkung, die sich in dem
beruf erkoren, erfasst hat. Es hat zu allen
von packender Wirkung. Und nun sein
wiederholten Beifall äusserte. Die Hörer
Zeiten grosse Schauspieler gegeben — grosse
Partner Herr Lehrer Giese. Wie ein Zephyr¬
wurden offenbar immer wärmer, und sie
Recitatoren muss man mit der Diogenes¬
Hauch schweben die Accorde durch den
wurden ganz in Banden geschlagen, als
laterne suchen. Herr Salzer ist einer. Dazu
Saal, die Scenenmalung ergänzend, ab und
Herr Salzer nach der Pause ganz köstliche,
reicht natürlich nicht hin, dass er jene Klippe,
zu in gewaltiger Wucht. Trotzdem die
wenn auch eigenartige, von einer eigenthüm¬
woran schon so viele gescheitert sind, ein¬
Scenenmalung in dem Melodrama „Enoch
lichen feinen Picanterie durchzogene, hier ge¬
sichtsvoll vermieden hat. Es müssen noch
Arden“ zu einem grossen Theil von Com¬
wiss kaum Jemand bekannte Erzeugnisse der
positive Vorzüge hinzukommen. Es giebt
ponisten der Musik zugewiesen ist, bliet
Wiener Moderne zum Vortrage brachte. Mit
Recitatoren, die, mit ungewöhnlichen Stimm¬
Herrn Giese’s Mitwirkung vornehm decent
dem Bewusstsein, von einem ausserordent¬
mitteln ausgerüstet, sich darauf viel zu Gute
und doch die Situation ruhig beherrschend.
lich gewandten Plauderer vortrefflich unter¬
thun und sie möglichst geltend zu machen
Nur dadurch, dass der Beamtenverein als
halten worden zu sein, gingen die Zuhörer
sich angelegen sein lassen. Gewiss kann
die erste Bedingung des Recitators, einer
heim, wohl alle mit dem Wunsche, dass
damit ein bestrickender Reiz auf das Ohr
tüchtigen, feinfühligen Clavierspieler zu stellen
Herr Salzer, wenn er mal wieder nach
ausgeübt werden, aber wenn schon bei der
in der Person des Herrn Lehrer P. Giese se
Schleswig-Holstein kommt, an Schleswig
Musik mit diesem rein physischen Zauber
glänzend erfüllen konnte, ist auch die
nicht vorübergehen möge. Herr Salzer, der
noch lange nicht Alles gethan ist, so noch
Premiere des Melodramas „Enoch Arden“
überall in Schleswig-Holstein mit durch¬
viel weniger bei der Nachschaffung eines
hier vorzüglich ausgefallen De. Beamten¬
schlagendem Erfolg gelesen, wird wohl im
dichterischen Gebildes. Man kann nicht ge¬
Verein Stassfurt-Leopoldshall aber
nächsten Jahre seine Vortragsreise fortsetzen,
rade sagen, dass das Organ des Herrn Salzer
hat seinen Mitgliedern und Gästen einer
und so verabschieden wir uns von dem
an und für sich schon etwas besonders Ein¬
Kunstgenuss allerersten Ranges verschafft
liebenswürdigen Wiener mit dem Rufe: „Auf
schmeichelndes besässe; aber er beherrscht
der noch lange anhalten wird.
Wiedersehen!“
es in allen Schattirungen mit vollkommener
Stettiner Morgen- und Abend-Zeitung
Schneeberg: Erzgeb. Volksfreund (20.1.
Sicherheit, und er weiss — und das ist die
(19. 1. 98). (Recitation des Märchendramas
1900). Der gestern vom Kaufmännischen
Hauptsache und macht ihn eben zu einem
„Die versunkene Glocke“ von Gerhart Haupt¬
Verein veranstaltete Recitationsabend hatte
wahren Künstler — seine Stimmmittel auf's
Herr Salzer hatte sich aber
mann.) —
ein zahlreiches Publikum von Mitgliedern
wirksamste in den Dienst der ldee der je¬
eine grössere und schwierigere Aufgabe, die
und Gästen angelockt, welches den im
weiligen Dichtung zu stellen, die er für einen
Charakterisirung des Glockengiessers selbst
Voraus vielgerahmten Leistungen des Keci¬
theilnehmenden Kreis aus dem Gebiete des
gestellt. Mit tiefer Empfindung und wirkungs¬
tators Marcell Salzer aus Wien mit gespannter
Auges (die Poesie wird uns ja vorzugsweise
voller Steigerung — im Tonfalle und in der
Erwartung entgegensah. Waren dem Verein
in Buchform geboten) in das Gebiet des Ohres
Phrase lebhaft an Kainz erinnernd — brachte
in früheren Jahren bei ähnlichen Veran¬
zu übertragen sich bemüht. Man merkt es
er seine Worte zum Ausdruck und wusste
staltungen verschiedentlich sehr mässige
dabei dem Ganzen und allem Einzeinen an,
uns wirklich zu fesseln.
Kunstleistungen geboten worden, so hat Herr
dass er aus den betreffenden Dichtungen ein
Ostsee-Zeitung (Stettin, 2. 3. 99). Herr
Marcell Salzer den ihm vorangehenden Ruf
ernstes, eindringendes Studium gemacht hat,
Salzer leistet in der That Bedeutendes. Erhatein
als echter Künstler in seinem Fache in
und dass ein gutes Stück Dichternatur in ihm
volltönendes, kräftiges, sehr modulationsfähiges
glänzender Weise gerechtfertigt. Eine von
selbst lebt und webt. Und beides zusammen
Organ und ist dadurch in der Lage, allen
jedem comödiantenhaften Pathos freie Vor¬
hat ihn zu einem feinsinnigen Ausleger und
Stimmungen, von der der tiefernsten an hin¬
tragsweise, eine tadellose, den jeweiligen
Nachschöpfer der Kunstwerke Anderer ge¬
durch bis zur ausgelassen lustigen, den rich¬
Stoff in den feinsten Nuancirungen sicher
macht. — Er hat den Hang zum Universellen:
tigen Ausdruck zu verleihen, dabei die reden¬
beherrschende Diction, ein hellklingendes aus¬
die verschiedensten Zeiten und Völker, Rich¬
den Personen treffend zu charakterisiren,
nehmend modulationsfähiges Organ, das sind
tungen und Gattungen reizen ihn zu reci¬
worin er durch eine gute Mimik unterstützt
die Vorzüge, die dem Künstler vom ersten
tatorischer Wiedergabe; ausser der Bibel seien
wird. Ein Meisterstück des Vortrages war
Augenblick die Sympathien der Zuhörerschaft
nur noch Dante und Shakspeare, Goethe,
die Wiener Humoreske von Hermann Bahr
gewinnen. Was die einzelnen Darbietungen
Schiller und Heine, Hauptmann, Sudermann
„Die schöne Frau“, voll köstlichen Humors.
des Abends betrifft, so erwies sich Herr
und lbsen, Wildenbruch, Lilieneron und
Mit letzterem Vortrag kam der Recitator in
Salzer als unübertroffener Interpret moderner
Rosegger genannt. Mit besonderer Vorliebe
seine ureigentliche Domäne, die dialectischen
Dichtkunst und er verstand es, jeder Eigen¬
scheint er sich doch aber den „Modernen“,
Vorträge. Hier zeigt sich erst recht sein be¬
art der von ihm zum Vortrag gebrachten
„unseren Jüngsten“, namentlich dem lands¬
deutendes Können, und wenn auch die Vor¬
litterarischen Erzeugnisse der Jetztzeit in voll¬
männischen „Jung-Wien“ zu widmen und
ihnen die Bahn ebnen zu wollen. Der hiesige endeter Meisterschaft gerecht zu werden. Der träge vor Anfang an grossen Beifall fanden,
stern