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box 37/2
2. Guttings
15 —
hier wurde der Beifall doch am Nach- mungscomponenten bloslegt und gerade das
ialectdich¬
drücklichsten.
Unaussprechlichste und Unsagbare, die Im¬
derer zum
Stralsundische Zeitung (21. 1. 98).
ponderabilien des Gefühls, der zarten und
Stimmung
Der Betrunkene, welchen Chr. G. Morgen¬
zerbrechlichen Stimmung mit seltener Deut¬
r Künstler
stern in seinem Wiener Genrebild „Das
lichkeit und Meisterschaft offenbart, die den
und stets
Pferd“ schildert, ist eine Figur, wie sie
Hörer in den Bann ungetheiltester Aufmerk¬
vornehmer
lebenswahrer und ergreifender kaum gedacht
samkeit zwingt. Dabei ist seine weiche und
Beifall, der
werden kann. Die Wiedergabe dieses Typus
schöne Stimme nicht etwa übermässig kräftig,
jedem ein¬
eines Unglücklichen gelang Herrn Salzer ganz
aber die Gestaltungskraft ist eine so ausser¬
Schluss des
vorzüglich. Wenn Herr Marcell Salzer in
ordentliche, dass er die feinste Nuance für
in reichlich
Greifswald einen grossen Erfolg errang, so
das Verständniss plastisch heraus krystallisirt.
wird hier,
hat er das gewiss einmal dem reichhaltigen
Herr Salzer hat hier einen ausserordentlichen
etreten ist,
und geschmackvollen Programm, dann aber
Erfolg errungen,
st sein.
zum andern seiner feinsinnigen Auffassung
Teplitz-Schönauer Anzeiger (9. 4. 98).
und lebendigen mit sich fortreissenden Vor¬
Herr Salzer verfügt einerseits über
tragsweise zu danken, die durch ein schön
En
eine vollendete Technik im Vortrage, die von
klingendes und ausserordentlich anpassungs¬
einem sehr sympathischen Organ unterstützt
fähiges Organ unterstützt wird.
wird und hat andererseits durch die geist¬
volle Art seines Vortrags, wie durch die
Strassburg i. E.: Elsässer Journal und
interessante Einführung in denselben, den
Niederrheinischer Kurier (Journal d’Alsace
Beweis erbracht, dass wir es mit einem
altun
et Ceurrier du Bas-Rhin). (Strassburg i. E.,
Manne von hoher Intelligenz zu thun haben,
(22. 12. 96). Marcell Salzer trat gestern
der in der Auffassung der dichterischen Pro¬
Abend vor einem kunstsinnigen Publikum auf.
ducte, der von ihm warm verehrten Jung¬
U. a. Hohen Herrschaften hatte sich auch
Wiener einzn scharfen Blick und in der
Se. Durchlaucht der kaiserliche Statthalter
Wiedergabe der verschiedenen Stimmungen
Furst Hohenlohe-Langenburg und Ge¬
Ose
ein ausserordentliches Talent verräth.
mahlin eingefunden, den begabten jungen
ne
„Freiheit“ (Teplitz, 15.2. 98). Recitation
Sprecher zu hören. Der erste Theil der Vor¬
Hauptmann’s „Die Weber“. —
Haupt¬
lesung bestand aus„,Oesterreichisch-deutschen
altun
mann’s Werke werden nie ihren nachhaltigen
Dichtungen, der zweite Theil aus „Reichs¬
ehr, un
Eindruck verfehlen, sie sprechen für sich selbst.
deutschen“ Werken.
ar Lei
Doch zum wirklichen Verständniss, zur lebens¬
Vort,
Herr Salzer verstcht zu lesen!
wahren Darstellung ist uns Hauptmann's
as die
In jedem Moment weiss er Ton und
Meisterwerk erst durch die Recitation Marcell
Ausdruck zutreffend zu zeichnen. Die Wärme
angen hiel
Salzer’s gebracht worden. Mit lebhaftem
aus dem
seiner Begeisterung, die Feinheit seines
Temperament vereinigt Salzer eine ungeheure
Fühlens überträgt er auf den Zuhörer, dazu
gelung der
Feinheit des Empfindens. Jede Person, jede
ein kräftiges modulationsfähiges Organ, ge¬
ben liess in
Figur wird dem Zuhörer bis ins kleinste
wandte Formen, das sind in der Hauptsache
ung tiefsten
Detail ausgemalt vorgeführt. Plastisch wunder¬
die Vorzüge, die den jungen Künstler aus¬
kürlich die
bar dargestellt sahen wir die gesellschaftlich
zeichnen.
bolch einen
enterbten Gestalten eine nach der anderen
Von ganz hervorragendem Talente zeugte
n ihn ver
an unserem Geiste vorüberziehen. Aus jeder
auch die vorgetragene Scene Gerhart Haupt¬
st sich die
Figur scheint uns ein Hauch entgegen zu
mann’s: „Die versunkene Glocke“. Fein
glicht wird
wehen; an jeder Person scheint uns ein Puls¬
nuancirt — bis ins kleinste Detail ausgeführt
ss Meister
schlag wahrnehmbar, als Wahrzeichen des
ben. Und
wurde eine Novellette von Sudermann:
Lebens, der Leibhaftigkeit.
„La donna é mobile“. Zum Schlusse brachte
Salzer in
Teplitzer Zeitung (20. 12. 98). (Vor¬
Marcell Salzer drei Dichtungen von Alberta
des Organ,
lesung der „Jugend“ von Max Halbe.)
v. Puttkamer: „Nero weint“, „Zigeunerglück“
schrillsten
Moderne Milieu- und Stimmungsbilder zu ver¬
m spielend
und „Wie ich sterben möchte“. Ob wohl
mitteln, ist eine Aufgabe, deren die F ci¬
die Anwesenheit der geschätzten Dichterin
en Vortrag
tatoren in landläufigem Sinne, wie sie zu
den Interpreten ihrer Muse begeisterte? Hier
ance sorg¬
Dutzenden die deutschen Gauen durchziehen,
besonders zeigte sich Marcell Salzer als
ohltönend.
nicht fähig sind. Dazu bedarf es Künstler,
Meister seiner Kunst. Wie lebendig verstand
und daher
welche nicht blos die todten Worte mit mehr
er es, den blutdürstigen Nero vor unser
nun sein
oder weniger Stimmaufwand herunterlesen,
geistiges Auge zu führen, wie wirksam¬
ein Zephyr¬
sondern sensibler Naturen mit grosser Kunst¬
rührend die muthige christliche Märtyrerin
durch den
begeisterung, feinem Verständnisse und ge¬
zu zeichnen!
d. ab und
waltiger Phantasie, welche die Worte lebendig
Reicher Beifall lohnte den talentvollen
#zdem die
zu gestalten, die zarten Stimmungen beinahe
Künstler am Schlusse der Vorlesung, und
ia „Enoch
sichtbar zu krystallisiren vermögen. Ein
wurde ihm von den anwesenden hohen Herr¬
von Com¬
solch grosser Künstler, wie es vielleicht nur
schaften auch persönlich für seine Dar¬
ist, blieb
wenige dieser Art giebt, ist Marcell Salzer.
bietungen die verdiente Anerkennung aus¬
hm decent
Abgesehen davon, dass er die einzelnen
gesprochen.
herrschend.
Figuren gut auseinander zu halten weiss
verein als
Strassbarger Neueste Nachrichten
und durch die Modulation der biegsamen
(22. 12. 96). — — Herr Salzer hat das reich¬
ors, einer
Stimme allein schon zu charakterisiren ver¬
zu stellen
lich gehalten, was uns die Urtheile in der
steht, ist seine Recitation wirkliche Seelen¬
Giese sc
österreichischen und der deutschen Presse
malerei. Es ist, wie schon bei früheren An¬
von ihm versprachen. Er ist ein feinsinniger
auch die
lässen hervorgehoben wurde, seine Phan¬
Recitator, begabt mit einem sehr modulations¬
ich Arden“
tasie, welche die Gestalten belebt und die
fähigen, ausgiebigen Organ und einer tadel¬
Beamter
heikelsten, intimsten und zartesten Situationen
losen Sprechart.
all abe
Imit einem eigenthümlichen Stimmungszauber
ßten einer
Strassburger Tageblatt (23. 12. 96).—
umgiebt. Was ihn so himmelhoch über viele
Herr Salzer zählt unter den hier auf¬
verschaff
seiner Vorgänger und Kunstgefährten erhebt,
getretenen Recitatoren zu den besten. Sein
ist, dass er gerade das Unsagbare und Un¬
a-Zeitung
Organ ist ausgiebig, der Vortrag lebendig
wägbare, das Duftige und den poetischen
und mit vielem Geschick lem Motiv an¬
endrama
Hauch, der in und auf der Dichtung lagert.
gepasst.
art Haup
so inniglich festhält und damit seine Zuhörer
Strassburger Post (22. 12. 96).
sich aber
in den Bann schlägt; es ist, als ob ein
fgabe.
Herr Salzer ist ein guter Recitator, da er
Fluidum von ihm ausströmen würde, dem
ers selbs
durch dramatische Lebendigkeit des Vortrags,
man sich nicht entziehen kann. Er recitirt
durch scharfe Contrastirung und durch ge¬
wirkung
aber nicht nur mit dem Verstande, sondern
schicktes Auseinaisierhalten der Personen
nd in de
mit den Nerven, die sich in fortwährender
fesselnd zu wirken vermag.
bracht
Vibration befinden. Die Begeisterung, von
d wusst
Teplitzer Zeitung (13. 2. 98). (Vor¬
der er selbst beseelt ist, überträgt er auf
lesung „Die Weber“ von Gerhart Haupt¬
den Zuschauer. Kurzum er leistet das Gross¬
99). Her
mann.) Wir haben in Herrn Salzer einen
artigste und oft das, was bei der Darstellung
Recitator kennen gelernt, der an die Be¬
Er hat ein
auf der Bühne verborgen bleibt; er theilt die
wältigung seiner Aufgabe mit grossem Ver¬
onsfähiges
elektrische Situationsspannung der
ständniss herantritt und nicht durch ver¬
age, allen
Scene mit.
schiedene Mätzchen, sondern durch packende
Enan hin¬
Teplitz-Schönauer Anzeiger (18. 12. 90).
Unmittelbarkee Sein
Hore“
Salzer heimtrug, der grösste, dessen wir
uns seit Strakosch’s Teplitzer Vorträgen zu
erinnern vermögen.
„Jung-Wien.“
Vortrag, gehalten im Schiller-Vereine
am 5. März 1000 vom Recitator Mareell
Salzer aus Wien.
Triester Zeitung (6. 3. 1900). Für die
Deutschen Triests, denen es naturgemäss
schwer fällt, den litterarischen Bewegungen
unseres Volkes zu folgen, ist es um so
werthvoller, von berufener Seite über das
berichtet zu werden, was in einem litte¬
rarischen Brennpunkte unter der jüngeren
Dichtergeneration vorgeht und nach Ausdruck
ringt. Einen solchen Bericht gab in ausser¬
ordentlich gelungener und fesselnder Weise
der rühmlichst bekannte Recitator Marcell
Salzer in einem Vortrage, den er gestern
Abend für die Mitglieder des Schiller¬
Vereins hielt.
Was man unter „Jung-Wien“ versteht,
ist eine Gruppe von Dichtern, die in der
letzten Zeit auf dem Boden der Kaiserstadt
erwachsen ist und deren Mittelpunkt der
vielseitige Hermann Bahr, der „prablematische
Dichter“, wie er sich selbst einmal genannt
hat, bildet. In den Werken Aller spiegelt sich
die Herkunft von der sinnlich heiteren,
lebenslustigen Kaiserstadt wieder, wenn auch
bei einzelnen die Lebenslust von einer starken
Dosis von Melancholie durchsetzt ist.
Charakteristisch ist für alle die Vertiefung
in die Ereignisse des täglichen Lebens, die
auch den unscheinbarsten Vorgängen einen
poetischen Zauber abzugewinnen weiss, die
treffliche Kleinmalerei, die echt wienerische
Sprache mit ihrem lebensvollen Ausdrucke
und der oft wirksamen dialectischen Färbung;
das Gemisch von eleganter und salopper
Form, der Humor, der unter Thränen lächelt.
Wenn die einzelnen Vortragsstücke das
allgemeine Interesse des Publikums erregten,
dürfen wir nicht verschweigen, dass ein nicht
unbedeutender Theil des Verdienstes auch
dem trefflichen Recitator zufällt. Marcell
Salzer ist ein Meister der Vortragskunst nicht
blos dadurch, dass er alle äusseren Mittel
derselben beherrscht und sie mit edlem
Maasse ohne Aufdringlichkeit und Effect¬
hascherei anwendet, sondern auch dadurch,
dass er die Seele der Dichtungen wiederzu¬
geben versteht, dass er in die innersten
Intuitionen derselben eindringt und die eigene
Wärme der Ueberzeugung von der Schönheit
derselben auf die Zuhörer überträgt.
Dass daher sämmtliche Vortragsstücke
das lebhafteste Interesse und die gespannteste
Theilnahme erregten, obwohl sich der Vor¬
trag über die sonst im Schiller-Vereine üb¬
liche Zeit hinausdehnte, dass der Beifall sich
immer mehr steigerte, braucht nach dem
Vorerwähnten eigentlich nicht besonders
hervorgehoben zu werden.
Wenn wir einige der wirksamsten Stücke
auswählen wollten, so wären es im ersten
Theile die „Weihnachtseinkäufe“ aus dem
„Anatol“ A. Schnitzler’s mit der prächtigen
Gegenüberstellung der Weltdame und des
„süssen Mädels“ aus der Vorstadt und der
feinen Pointe am Schlusse; die aus dem
Innersten des Kindeslebens geschöpfte Kaffee¬
hausscene Peter Altenburg s „Ein schweres
Herz“ und die köstliche Humoreske H. Bahr’s
von der „schönen Frau“, die ni ohne Be¬
wunderung leben kann.
Im zweiten Theile gedenken wir vor
Allem des packenden Sittenbildes Chr. Morgen¬
stern’'s „Das Pferd“ mit seiner Mischung von
Humor und erschütterndem Ernste.
Herr M. Salzer hat sich die ungetheilte
Anerkennung der Schiller-Vereinsmitglieder
erworben und kann bei seinem Wieder¬
erscheinen der herzlichsten Aufnahme sicher
sein.
Wien: Neue freie Presse (26. 10. 97). (Max
Halbe's „Jugend“.) Herr Murcell Salzer weiss.
von seinem Organ einen virtucsen Gebrauch
BE