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2. Cuttings
AERNN

Vom Ausland

box 37/4
jene Berechtigung, die man ihnen
aus dem Leben des Adels darin gute
noch immer stillschweigend, rein
Kenntnis und scharfe Beobachtung
gefühlmäßig zugesteht?
verraten. Zuletzt noch eine An¬
Die Vorstellung von etwas spe¬
merkung für diejenigen Kunstwart¬
zifisch österreichischem — jeder un¬
leser, die sich wundern, daß solche
befangene Beobachter wird das be¬
Bücher überhaupt im Kunstwart
ist in ganz anderer
stätigen
besprochen werden. Jahraus, jahr¬
Weise lebendig und wirksam als
ein erscheint eine große Zahl so¬
etwa der Begriff: schwäbische, nie¬
genannter katholischer Romane, die
derdeutsche, bayrische, selbst schwei¬
katholische Kritik wie auch die
zerische Literatur. Man denkt nicht
Autoren erheben gegen die Nicht¬
an die Stammeseigentümlichkeit,
katholiken den Vorwurf der Nicht¬
die provinzielle Eigenart, den
beachtung und fordern auf, sie in
Heimatcharakter allein, wenn
den Nahmen der allgemeinen Lite¬
die
österreichischer Besonderheit
ratur mit einzubeziehen. Der
Rede ist: schon deshalb nicht, weil
Kunstwart hat sich zur Aufgabe ge¬
verschiedene deutsche Stämme in
setzt, diese Ansprüche nach Kräften
dieser einbegriffen sind. Der Ver¬
zu prüfen und zu berücksichtigen,
gleich mit der Schweiz belehrt fer¬
deswegen ist hier einmal gesagt
ner, daß auch nicht die Zugehörig¬
worden, wie einige der am weitesten
keit zu einem andern Staat den
bekannt gewordenen und am lau¬
Unterschied bedeutet. Und gerade
testen gelobten Autorinnen auf uns
auf:
bei diesem Vergleiche fällt
wirken. Wir werden ihre Tätigkeit
man
in Reichsdeutschland bringt
weiter verfolgen, aber in der Öffent¬
allem aus Deutschösterreich Kom¬
lichkeit, das sei zum Troste gesagt,
menden ein besonders gefärbtes
sollen die Ergebnisse solcher Prü¬
Empfinden entgegen, in dem sich
fungen künftig nur niedergelegt
je nach der Gelegenheit Wohlwol¬
werden, wenn sie fruchtbarer sind.
len, Nachsicht, Mitleid, besondere
Ezard Nidden
Hochachtung mischen, und Deutsch¬
österreich wiederum nimmt mit
Deutsches Ausland?
allem, was es bringt, eine ganz
Aus Ausland, von dem hier imt
besondere, bald fordernde, bald re¬
DFrageton gesprochen wird,
signierende Haltung ein. Viel sel¬
iist Österreich, und die Grenzen, die
tener als in dem Verhältnis zwi¬
inFrage kommen, sind geistiger
schen Reichsdeutschland und Schweiz
und zumal literarischer Art. Gibt
findet sich auf beiden Seiten das
es das: eine innerlich und geistig,
Gefühl schlichter, unbetonter,
nicht nur geographisch=äußerlich
selbstverständlicher Kultur¬
abgesonderte österreichische Lite¬
zusammengehörigkeit.
ratur innerhalb der großen deut¬
Kürnberger, der schärfste Kenner
schen? Man befürchte nicht eine
und eindringlichste Darsteller dieser
von den hie und da über ähn¬
Zusammenhänge, bemerkt einmal
liche Themen beliebten Erörterun¬
zu seinen Feuilletons über den
gen, die theoretisch trennen, was
deutsch=französischen Krieg, wie
praktisch eins ist. Die Frage
sehr in ihnen (gegenüber reichs¬
ist vielmehr in diesem Sinne ge¬
deutschen Kriegsberichten) die Er¬
stellt: Haben die tatsächlich vor¬
regung eines innerlich Beteiligten
handenen (in der geschichtlichen
und dennoch Abseitstehenden zu
Entwicklung begründeten) geistigen
Grenzen auch heute noch vollauf spüren sei, eines geistigen, aber
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