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2. Cuttings
Mitung.
#masmunumaunan

in so feiner Stil
sden Wiener Roman geben wollte ... Schnitzler ist ein Wiener
[„Mosaik.“ Studien vo. il Soffé. Druck und Verlag
Blute der Sterbl
Dichter, der seine Menschen aus dem Wiener Milieu herausholt.
von Friedrich Irrgang, Brünn, K2.] Eine bunte Sammlung von
der Götter, das
Das ist auch in diesem Roman, der in der Donaustadt spielt, der
Aufsätzen, die sich teils mit literarischen und Kunstfragen beschäftigen,
der Form mit di
Fall, wenngleich es dem Dichter hier auf Größeres ankommt, als
teils kulturhistorischen Inhalts sind. In den „Christlichen Motiven
nur in manche
auf einen bloßen Milieuroman. Darum kann man auch nicht sagen,
in der bildenden Kunst“ behandelt Soffé die Krippe und das Abend¬
manchmal durch
daß „Der Weg ins Freie" der Wiener Ghettoroman ist. Denn ab¬
mahl auf Grund sorgfältigen Studiums und eigener Anschauung der
wohl bieten sie:
gesehen davon, daß der Held Georg v. Wergentin und seine Ge¬
hervorragendsten Darstellungen der beiden Stosse in älterer und
sarbene Blut der
liebte Anna keine Juden sind, spielt doch der Roman auch in
nauerer Zeit. Sehr ansprechend sind die englischen Skizzen, welche
aber dann plötzl
Kreisen, die dem Ghetto fernstehen. Schnitzler wollte in diesem
den Tower, den „Hof Karls I.“ und den „Londoner Salon des
Werke an das Problem des Judentums als Bestandteil Oesterreichs
achtzehnten Jahrhunderts“ schildern. Lebhaft interessiert hat uns die
und vielleicht auch des modernen Europa rühren. Er kommt aber
[„Plastis
Abhandlung: „Der Dramatiker Schiller und die zeitgenössische
in der Judenfrage objektiv nicht weiter, denn sie ist ihm eine gant
Eugen Hollä
Kritik.“ Soffé hat sich die Mühe nicht verdrießen lassen, in alten
persönliche Frage. Darum ist auch die Dichtung eine ganz per¬
1912.] Das vo¬
Zeitungen und Zeitschriften die Kritiken über die meisten Dramen
sönliche, an die man mit der Unbefangenheit desjenigen, der ein
eine willkommer
Schillers aufzusuchen. Er teilt die bezeichnendsten Stellen aus ihnen
Kunstwerk genießen will, herantreten muß, ohne Sensationsgeschrei
für jeden Ge¬
mit, die meist erheiternd wirken. Die Kritik verfuhr mit Schiller oft
und ohne nach Aktualitäten zu suchen. Der Grundgedanke spricht
Weise einen Si
sehr ungnädig. Rektor Karl Philipp Moritz zum Beispiel nannte in
sich in dem Satze aus: Jede Rasse als solche ist natürlich wider¬
kann, an der ##
der „Vossischen Zeitung" „Kabale und Liebe" „in Wahrheit ein
wärtig, nur der einzelne vermag es zuweilen, durch persönliche Vor¬
Fülle kaum je
Produkt, das unseren Zeiten Schande macht", ein Stück „voll pöbel¬
züge mit den Widerlichkeiten seiner Rasse zu versöhnen.“ Wie dieser
leitung über di
haften Witzes oder unverständlichen Galimathias“. Sein Gesamturteil
Ausschnitt ist die ganze Studie: ein Gemisch von Richtigem und
und Entwicklui
faßte er in den Worten zusammen: „Mit welcher Stirn kann ein
Falschem, von recht Naivem und Klugem. Das beweisen auch die
den Mythen di.
Mensch solchen Unsinn schreiben und drucken lassen, und wie muß
Schlußzeilen des Hestes die alle Möglichkeiten offen lassen und in
Ausführlichkeitg
es in dessen Kopf und Herzen aussehen, der solche Geburten seines
den Worten gipfeln: „Die Annahme ist nicht unberechtigt, daß der
wenden. Dars
Geistes mit Wohlgefallen betrachten kann.“ Als ein Kuriosum ersten
Dichter wie wenig andere berufen ist, das moderne deutsche Lust¬
Körperdarstellut
Ranges verzeichnet Soffé die Tatsache, daß noch heute — leider sagt
spiel zu schreiben. Doch auch im ernsten Drama wird er uns noch
Schröpfkopf, H#
er nicht wo — an einer Bühne die „Räuber“ in der Tracht der
manches zu sagen haben, denn seine Themen sind noch lange nicht
und Patrone d
Schiller=Zeit gegeben werden, auf dem Theaterzettel aber die Be¬
erschöpst" u. s. w. Immerhin läßt sich die Monographie zur
schmuck. Die
merkung steht: „Das Stück spielt zur Zeit des Kaisers Maximilian,
Lektüre empfehlen, denn abgesehen von den positiven Daten, die sie
Untergruppen,
der den ewigen Landfrieden in Deutschland stiftete.“ Eine Art Aus¬
gibt, geht sie auf Schnitzlers Schaffen mehr oder minder gründlich
Material vera
grabung bildet „Ein Theaterdirektor in der Provinz“, ein Aussatz, der
ein und rust seine bunten, farbigen Werke wieder ins Gedächtnis,
illustrieren den
das Leben und Wirken des längst vergessenen fürstlich Esterhazyschen und
denen man so manche lebendige Stunde froh dankte.
Quellenverzeich
späteren Brünner Theaterdirektors Heinrich Schmidt schildert. Soffé
benützte bei dieser Arbeit die Biographie Schmidts von Paul
Fleiß und sel
[Maria Gräfin Gneisenau=Bonin. „Requiem.“
Medizin in #
Schlenther.
Die letzte Aventiure des Herzogs Kindheart=Gant, Berlin. Verlegt
erschöpfend bel¬
[„Artur Schnitzler.“ Eine Studie von Josef Karl
von Julius Bard, 1911.] Wenn man die schweren, schwermütigen
Alterium bese
Ratislav. Hamburg, Verlagsgesellschaft „Hamburg“ m. b. H.,
Worte dieser Dichtungen liest, hört man wie die Stimme einer
großem Gesch
blonden Frau die sie voll und milde in eine große Stille spricht.
1911.] Eine Monographie über Schnitzler. Aber Schnitzler hätte
Leistung stolz E
Es sind Rhapsodien, die etwas gan; Eigenartiges haben, oft sprung¬
eine bessere verdient. Der gute Wille ist ja da, der Wille, den
haft und dunkel wie durch Jahrhunderte überlieferte Balladen, die
Dichter zu erfassen, und weiter der Wille zur Gerechtigkeit. Aber
(Artur
ihre logischen Uebergänge verloren haben und sie allein ins Gemüt
der Stil ist spröd und steif, es fehlt jede Kongenialität mit dem
anstalt, Stutts
versetzen, oft wieder mit suggestiver Bildkraft, die wie ein Fenster
Dichter und aus dem Ganzen weht eine Trockenheit, die sich lähmend
und Märchen
auf einen Ausblick, eine Episode, eine Landschaft, eröffnet. Gräfin
auf den Leser legt wie die Staubluft eines schwülen Sommertages.
den Namen dee
In der allgemeinen Charakteristik sagt Ratislav von Schnitzler, er
Gneisenau ist eine tief moderne Dichterin, aber nicht in Bezug auf
die vorliegend
die Sprache allein — denn das ist Kleid, kann angelernte Manier
habe „unier den modernen deutschen Autoren die meiste Verwandi¬
Form geschric
sein, ein Echo anderer Stimmen — sondern in dem Sinne
schaft mit den Franzosen. In ihm kommen französischer Esprit und
erraten. Ins
nicht aus dem
deutsche Skepsis zu einem angenehmen Ausgleich.... (Im Grunde ist
der ewigen Moderne: die Worte quellen
Briefform ges
kunstsiungen und kunstgeübten Verstand, sondern sie sind
erscheint unter der Maske einer
er Philosoph und oft
nicht als stön.
eine zur Sprache gewordene innere Melodie, wie es Dante von der
die ernste Faltenstirn des Philo¬
leichten, tändelnden Muse
lichen Note
Entstehung seiner Kanzone „Donne ch'avete intelletto d’amore“
sophen, der über seiner Darstellung steht, dem diese Dar¬
Ein junger W#
Aus einem Schüler
berichtet: „Danach nun geschah es, daß mich, auf einer Straße
stellung nur Mittel zum Zweck ist.
auf ärztliche
begriffen, längs welcher ein sehr heller Bach dahinfloß, ein solcher
des Naturalismus hat er sich längst zu einem führenden Meister
Heimatsort
Drang zum Dichten ankam, iß ich die Weise, wie ich es hielte, zu
herangebildet.... Seine Technik ist meisterhaft entwickelt, besonders was
drückt, wird
Darauf begann meine Zunge, gleichsam wie
die Führung des Dialogs betrifft. Der Einakter ist seine unum¬
überdenken begann....
schreitender ##
von selbst bewegt (quasi come per 80 stessa mossa), zu reden und
schränkte Domäne, vor allem der erotische, den er sich selbst als
lichen Alltats
sprach: Frauen, die ihr den Geist der Minne habt. ...“ Dieser
ein neues Genre geschaffen hat. Im großen Theaterstück wird der
Neigung zu
geheimnisvolle Ursprung bedingt auch eine unabweisbare Notwendig¬
Auch
Dramatiker oft vom Seelenmaler vollständig zurückgedrängt.“
fachsten Ges
seiner
keit der Worte in ihrer Wahl, ihrer Folge. Und sie wollen darum
Schnitzlers ursprünglicher Arztberuf und der Einfluß
der Schwell
nicht allein gelesen, sondern gehört werden; das verlebendigt sie in
Josef
Rassenzugehörigkeit wird nach Gebüyr erwähnt. Herr
Arzt nach
weit höherem Maße als andere Verse. Unverkennbar ist die Verwandt¬
Karl Ratislaw gruppiert Schnitzlers Werke nach ihrer inneren Zu¬
einer mög
schaft mit Rainer Maria Riltes Dichtart. Aber Gräfin Gneisenau ist un¬
sammengehörigkeit, und das mag man hinnehmen, obwohl ja über
Täuschung;
g eich parsamer mit ihren Wort n, während Rilke sie bis zur Unerträglich¬
00
das Zutreffen dieser inneren Zusammengehörigkeit die verschiedensten
entsagen un
keit wiederholt. Eine engere Beziehung läßt sich vielleicht zwischen
Ansichten denkbar sind. Wie handelt nun abev Herr Ratislaw
neugewonn
Rilies „Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke“
in dieser Gruppierung die einzelnen Werke ab? Hier ein Bei¬
gerade vor
und der „Letzten Aventiure des Herzogs Kindheart Gant“ auf¬
spiel: „Der Weg ins Freie“, sagt er, „ist in erster Linie ein Be¬
schmetternds
weisen. Doch besteht völlige Freiheit. Gräfin Gneisenau veröffentlicht
kenntnisroman. Der Dichter und der Mensch Schnitzler reichen
Held — „1
nur wenige Bücher. Das erste war das köstliche, schmale Buch „Aus
sich die Hände und die Vereinigung von Leben und
Er hat mit
dem Tal der Sehnsucht“, dem an dieser Stelle einige Worte ge¬
Schafsen, von künstlerischem und menschlichem Empfinden ist eine
genommen #
Der Weg ins Freie ist auch ein Wiener Roman.widmet werden konnten. Es gab wunderbar lustige Gesichte, die an
vollkommene.
Ich möchte aber nicht behaupten, daß Schnitzler mit diesem Werte Bilder von Puvis de Chavannes gemahnten, so unleibhaft zatt, I erinnerunger
. fl.
AU
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