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2. Guttings
Prosze preyige Widrr
Uebersetzung.
Rudolf Langrod
Atol. Rnld.
Advokat
Warschau, den 25. September 1925.
Telefon 1521
Telefon 1521 füllt ist, unterlieg!
Wirtschaftskorrespondenz für Polen
(Fl. DC/14892|II25
Katowice.
mes liegt, verdanken. Auf Grund seiner Theorie wissen! entzückten ingleichel
Eröffnung des Deutschen
wir, um es einmal etwas krass, aber einfach auszudrücken, Uniformen, die in ih
daß wir das träumen, was wir nicht zuleben
ten, als der sonst
Theaters Katowice.
wagen. In uns allen schlummern mannigfache Möglich-Feuerwehrstil. Das
Franz Grillparzer: Der Traum ein Leben.
tont, die leichtin
keiten, nicht hinzudämmern, sondern sie zu wecken, gilt
Seit Menschengedenken hat das Geheimnis des
zu statten, zumal
es, um diese Kräfte fruchtbar zu machen und wirken zu
Traumes die Gemüter der Masse und die Hirne der
Meisterwerk- handel
lassen. Imwesentlichen sindunsere Träume
Denker bewegt. Von der ägyptischen Traumdeutung bis
Die ausgeglichen
Wünsche, die meist auf sexueller Basis be¬
zur modernen Psychoanalyse müht man sich um den Sinn
Stirner, ein gute
ruhen. Sie treten, ia nach Individualität, mehr oder weni¬
dieses seltsamen Naturvorganges
Einzige, wenn 8
ger verkleidet, mitunter ganz unverhüllt, auf. Moralische
Die Dichtung der Völker beschäftigt dieses Problem.
gelungen und theat
Bedenken und bürgerliche Hemmungen verfolgen die
3·0 Jahre vor Grillparzer schreibt Calderon ein Drama:
meisten Menschen noch bis in den Traum hinein und hin-Negersklave Zanga,
„Das Leben, ein Traum“, Strindbergs inspirierteste Dich¬
pelrolle als Massud
dern sie, über ihre wahre Natur Klarheit zu erlangen.
alte Weib, Annette
tung, sein — jüngst von Julius Weismann zur Oper um¬
Grillparzer's Drama ist uns schonetwasent¬
Klaus de Nolt
geschaffenes — Traumspiel konzipiert in genialer Weise
rückt. Seine Gestalten sind weder Helden im antiken
Pathos, das jugendl
das Wesen des Traumes, die moderne Oper, Korngolds
Sinne, noch Menschen des 19. Jahrhunderts. Sie haben
haupt wurde anfang
„Tote Stadt“, spielt viel mit diesem Gedanken, ein älterer,
alle den Anstrich bürgerlicher Wohlanständigkeit, leichte
deklamiert, ind
primitiver Vorläufer ist Adams Si j’étais roi. Der Gedanke
Politur, die bisweilen bis zur Manikürtheit reicht. Wenn
den akustischen Ve
wird in derselben Variante von Gerhart Hauptmann in
uns dieses liebenswürdige Werk dennoch zu fesseln ver¬
werden. Amtwenig
Schluck und Jau aufgenommen. Paul Apel schreibt das
mochte, so ist dies in hohem Maße der Aufführung
Traumstück „Hans Sonnenstößers Höllenfahrt“.
Gerda Redlich. Sie
unseres neuen Ensembles zu danken.
Fast könnte man Wiendiedichterische Hei¬
genten, der im Pian
Von Eugen Felber war allerdings etwas zu er¬
Raserei beschleunig
matdes Traumes nennen. Grillparzer, dessen Traum
warten. Ich entsinne mich noch aus meiner Tertianerzeit
schule importiert.
ein Leben gleichfalls eine Art se j’étais roi-Leitmotiv
her, ihn im Jahre 1911 zusammen mit Paul Kalbeck in den
Gülnare von T
seines Helden Rustan durchzieht, behandelt dieses Pro¬
Quitzows angeschwärmt zu haben. Nach der Revolution
persönlichste
blem noch etwas naiv. Im Widerspruchmit Sche¬
leitete er eine ganz neuzeitlich orientierte Münchener
dings weniger klass
rer, finde ich gerade den Uebergang von Wirk¬
Bühne und war hernach in Mannheim. Auch sein Drama¬
genhaft, mit O
lichkeit zu Traum allzu offensichtlich,
turg, Bernhard Blume, ist entschieden eine Hoff¬
Abschließendes ist
nicht genügend verdichtet und darum weniger
nung. Ich kenne seine kcimträchtige, saftstrotzende
ein verheißungsvoll
tief berührend, im Gegensatz zu neueren Dichtern, die
Fahrt nach der Südsee vom Buche her, die von
dem Phämomen näher kamen, wie die Wiener Karl
Brecht und Bronnen nur im Baal und der September-Idurch wärmeren Be
durch zu dokument
Kraus (Traumstück, Traumtheater) und Schnitzler,
novelle erreicht wird. Inzwischen schrieb er ein neues
mit altem Schlendri
dessen Schaffen der Traum wesenhaft ist, wir denken nur
Napoleon-Drama. Hoffentlich bekommen wir diese Werke
volles Verstä
an Frau Berta Garlan, den Weg ins Freie, den Schleier
hier zu sehen.
der Beatrice und die Frau mit dem Dolche, die wiederum
In der Tat standen Szeneund Bühnenarchi¬
Schillings' Mona Lisa beeinflußte. Schnitzler, von Hause
tektur auf einer hier noch nicht gesehenen Höhe. An¬
aus Arzt, ist ein wunderbarer Psychohöge, arbeitet
Zur Kultur- und
fänge auf diesem Wege zeigte vor zwei lahren der Pillarz¬
aber nicht mit Sonde und Seziermesser, sondern der Intu¬
Schüler Gustav Singer. Mit größter Oekonomié sind her-Nr. 43 (Saisonausk##
tion des Künstlers. Die Duplizität der Ereignisse diat es
verragend schöne Wirkungen erzielt worden. Das kubi-gesagt worden. Im
zu Wege gebracht, daß auf dem Boden Wiens zu gleicherlstische Element waltet vor. Der Schwung der Formen! und der gegenwärt#
Zeit Prof. Freud geboren wurde, dessen mit schlaf-Verinnert an das Bauhaus Weimar (jetzt Dessau). Musik der Messe)
wandlerischer Sicherheit gefundene Erkenntnis wir die Höhepunkte bedeuteten die Felsen- und Schloß-Szene. Der Ihandelt worden. Be
Lüftung des Schleiers, der über dem Mysterium des Trau- Farbenrausch ist leuchtend-expressionistisch. Die Kostüme ihr Wert bestehe i
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Gut