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1ie Herren des „utimen Theaters“: sie
Reiben andauernd füirsorglich bemüht, steis
Neues, stets interessantes zu bringen.
„Benignens Erlebnis; von Kuyser¬
ing. Macterlineks „Interieur“ und die
Kinder der Sonner von Gorki sind
lefür Beweis. Aufgube eines „Iutimen“
Theaters ist es eben, Stücke aufzuführen.
die, wenn auch nicht Kassaerfolge, doch
ihres Inhaltes wegen, der gezeichneten Ei¬
guren willen, auf Grund ihrer Inszenierung
von künstlerischem Interesse sind oder von
Schriftstellern herrühren, die ein Iitera¬
risches Interesse erwecken und unter allen
Umständen ein Recht besitzen, gehört zn
werden. Ist es z. B. nicht ein beschämender
Skandal für die „Theaterstadt Wien“.
dal die Stücke Arthur Schnitzlers, des
gegenwärtig talentvollsten Wiener Schrift¬
stellers, fast ansschließlich im Ausland
aufgeführt werden, zumindest dort ihre Erst¬
aufführung erleben müssen und daß nur
jene Stücke bei uns Eingang finden, die von
vornherein alle Bedingungen eines Nassn¬
Verfolges aufweisen. Max Halbes Stücke
werden in Berlin, unbeschadet ihrer Bühnen¬
wirksamkeit, aufgeführt. Rein Durchfall
schreckt die Direktoren ab, das jeweilig
neue Werk des Dichters zu inszenieren:
dies fühlen sie sich dem Dichter gegen¬
über schuldig. Schleuther aber schmollt
iter mit Schnitzler. Weisse, der im
Fahrwasser des Bukovies das „Deutsche
Volkstheater“ unabwendlich dem voll¬
Bravo, Intimes Theater!
ständigen Ruine zuführt, hat für die Auf¬
gaben seines Theaters kein Verstündnis:
Als ich mich von Jahr und Tag. zn
bei Jarno aber türmen sich die literarischen
einer Eeit. wo man vongahlen-Seiten das
Stücke zu Bergen. Nichtsdestoweniger soll
Untchfangen N- HerinxFelix Fischer
spitüsch abtat. wüdrbesten Kräften für die
ihm gesagt werden, dals gerade er das
Existen Mieräcbtigung und für die Existenz¬
Beispiel geben müllte und in erster Reihe
notwendigkeit des „Iutimen Thenters“
dem Wiener Schnitzler das Wort zn
erteilen hütte.
einsetzte, hatte man auch für mich nicht
mehr als ein Lächeln übrig.
Man mußs kein unbedingter Anhänger
Gorkis sein, seine „Kinder der Sonne“
Dr. Ludwig Bauer, den ich als
Menschen und Schriftsteller gleich schütze,
werden gewißs wenige in helles Verzücken
hat es sogar für notwendig eruchtet, an¬
versetzen, aber selbst einem weit über¬
läßlich einer abfälligen Kritik über das
schätzten Gorki muß man die Gerechtig¬
„Intime Theater“ in der „Zeit“ auch
keit widerfahren lassen, daß er aufgeführt
mir eines zu versetzen. Leicht begreif¬
zu werden verdient. Dieses Recht kommt ihm
licherweise gereicht es mir heute zu unso
selbst dann zu, wenn vielleicht auch nicht
größerer Genngtnung. feststellen zu können.
die dichterischen Qualitäten ein Werk zur
daß die weitere Existenz des „Intimen
Aufführung berechtigten, in diesem Werke
Theaters“ gesichert ist und dass das streh¬
vielmehr nur ein Spiegelbild unserer Zeit
same Unternehmen heute auf festeren Füßen
wiedergegeben wird. Und weil die „Kinder
steht, denn je.
der Sonne“ im Sinne eines kaufmännischen
Dies verdankt Herr Fischer dem¬
Direktors niemals ein Zugstück werden
selben Umstande, der es seinem großen
können, gebührt für die Erfüllung seiner
Bruder Jarno ermöglicht, literarischen
Aufgaben dem „Intimen Theater“ volles
Intentionen gerecht zu werden. Wenn Jarno.
Lob. Der Fleis, der an die Inszenierung
der Große, die französischen Sauglocken
des Stückes verwendet wurde, die Auf¬
länten läßt, strömt das Publikum zu Hauf
führung, die alle Anerkennung verdient.
ins Haus. Dies gibt ihm die materielle
beweisen den Ernst, mit dem die Unter¬
Kraft, der Literatur ihren Obolus zu zollen.
nehmer an der Erfüllung ihrer Aufgabe
arbeiten.
Langsam, aber stetig, erzicht er sich sein
Publikum. Und dies verdanken er und wir¬
Auch an die Wiener vergilst man in
indirekt den französischen Cochonerien.
dem kleinen Hause, nicht. Ein Einakter
Nach dem gleichen Rezept ist Herr Fischer.
Auernheimers, „Die Notleine“, ist
an dessen Seite sich nunmehr Herr Fried¬
Nacher als die Skizzen, die uns den belicbten
mann gesellt, verfahren. Lavedans „Bette.
Schriftsteller so schätzenswert erscheinen
das an die 300mal im „Iutimen Theater“
lassen. Rührt eraus Auernheimers erster
gestellt wird, gibt den Direktoren die
oder allerletzter Zeit her?
Möglichkeit, ihrem Programm gerecht zu
Alles in allem also wird das „Intime
werden. Nicht wie die-Direktion des
Theater“ seinem Programm gerecht. Dies
„Deutschen Volkstheaters“, die nach
bedeutet in Wien schon eine Tat. Die
einem Kassenerfolge eines geistlosen
schläfrige Ode, die über dem Burgtheater
Schwankes oder einer Französischen Lasci¬
lastet, das den modernen Autoren mit der
vitüt auf ihren Lorbeeren ruht, verfahren Aufführung des „Husarentiebers“ gerecht

zu werden glaubt, die Versmmpfung des
„Deutschen Volksthenters“ das seinen
Namen wie zum Hohne Füihrt, die Schmieren¬
wirthschaft im „Raimund-Theater“, die
das Unternehmen füst seinem Ruine zu¬
führte, diese alle sind keine Ausnahmen
der Regel, sondern die Regel selbst, dan
man nirgends in Wien das sich gesetzte
Programm einhält, es sei denn im — Floh¬
Theater!
f.
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