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Soth Birthdav
—aas.
Der Merker, Wien
vom LI4 P.
SCHNITZLER-FEIERN.
Arthur Schnitzlers go. Geburtstag wurde in
wird. Das Theater in der Josefstadt beging
Wien mit besonderer Herzlichkeit gefeiert. Als
den Tag mit einer Aufführung von Schnitzlers
erster ehrte der „Merker“ den Dichter mit
„Vermächtnis“ mit Frau Niese und den Herren
einem Schnitzler-Abend, der am 13. Mai im
Lessen und Maran in den Hauptrollen.
Beethoven-Saal stattfand und dessen Programm
Alle diese Veranstaltungen hatten sich eines
(Vorlesung Schnitzlerscher Novellen durch Elsa
ungemeinen Zuspruches zu erfreuen und brachten
Galafrés-Hubermann, Lily Marberg, Arnold
sowohl dem Dichter als auch den Darstellern
Korff) mit einer Conférence Felix Saltens
reiche Ehren. Der seinerzeitigen Anregung
über Arthur Schnitzler eingeleitet wurde. Es
Stephan Zweigs folgend, hatten auch die meisten
mag uns gestattet sein, den großen künst¬
auswärtigen Bühnen Schnitzlersche Werke auf
lerischen und gesellschaftlichen Erfolg dieser Feier
dem Spielplan. Besonders erwahnenswert ist der
hier anzumerken.
Schnitzlerzyklus, den Direktor Heinrich Teweles
Der Akademische Verband für Litera¬
am Deutschen Theater in Prag veranstaltete
tur und Musik feierte Schnitzler durch eine
und der sämtliche Bühnenwerke Arthur
Vorlesung seines in Wien noch nie zur Aufführung
Schnitzlers zur Aufführung brachte. Graz,
gelangten prunkvollen Renaissancedramas „Der
Brünn, Berlin, München, Frankfurt, Hamburg,
Schleier der Beatrice“, das Ferdinand Onne
Breslau und die meisten großen deutschen
mit vollendeter Künstlerschaft gestaltete.
Provinzstädte hatten gleichfalls mit Aufführungen
Auch die Wiener Theater (soweit sie noch
Schnitzlerscher Werke an des Dichters Geburts¬
das Schauspiel pflegen) führten an diesem Abend
tag große Erfolge zu verzeichnen.
Schnitzlersche Werkeauf. Das Hofburgthea¬
Von publizistischen Würdigungen Arthur
ter, das in den beiden letzten Jahren dem
Schnitzlers seien erwähnt: Felix Salten (Neue
Wiener Dichter seine stärksten Erfolge zu danken
deutsche Rundschau, Berlin), Raoul Auernheimer
hat, brachte Sonntag den 12. als Vorfeier den
(Neue Freie Presse), Robert Hirschfeld (Neues
„Jungen Medardus“ und am Geburtstag selbst
Wiener Tagblatt), Leopold Jacobsohn (Neues
„Das weite Land“. Das Deutsche Volks¬
Wiener Journal), Ludwig Bauer (Die Zeit)
theater stellte sich mit einer Reprise der
Stefan Großmann (Berliner Tageblatt), Felix
„Liebelei“ und des „grünen Kakadu“ ein, über
Salten (Fremden-Blatt) und die meisten größeren
lie noch an anderer Stelle kritisch berichtet
deutschen Tageszeitungen.
usschnitt aus:
Ilustriertos Wiener Extrablatt
Wien
om:
(Der 50. Geburtstag Artur Schnitzlers.)
des
Anläßlich
50. Geburtstäges¬
r
Schnitzlers gibt die Zeitschrift „Der Merker“
eine Spezialnummer heraus, der Georg Brandes
einen „Schnitzler=Medaillon“ betitelten Beitrag
widmet. Es heißt da: „Als Arzt gewohnt, das
Kranke zu behandeln und mit dem Gedanken an
den Tod vertraut, hat er viel von der Gesichtsweise
des Arztes in seinem psychologischen Blick, auch
etwas von der Unempfindlichkeit des Arztes in
seiner ruhigen Haltung. Als Weltmann von der
Ironie des Lebens durchdrungen, beobachtet er mit
überraschender Schärfe, ist witzig, wie kein anderer
in der Wiedergabe beobachteter Komik (Anatol,
Gusil, Reigen). Als Dichter vermag er den ganzen
Zauber und die ganze Grausamkeit der Existenz
darzustellen, den Zauber, der uns entzückt, die
Grausamkeit, die uns vernichtet, all das, was
einmal doktrinär das Schöne und Tragische
hieß. Er sagt: Daß die Frauen so lieblich sind
und die Kunst so herrlich ist, macht das Leben
reich. Daß jegliches Glück so teuer erkauft und so
flüchtig ist, macht das Leben schwer. Daß uns das
Unglück immer droht und daß der Tod so nahe ist,
macht das Leben unsicher, unheimlich und kostbar.“
Wilhelm Schmidtbonn schreibt unter dem
Titel „Zwie Städte": „Man müßte verzagen, wenn
es in der deutschen Dichtung nicht außer Berlin ein
Wien gäbe. Es ist vor allem nicht richtig, wenn
Berlin sich für moderner hält. Das leicht berührbare,
schnell aufsreifende, bis kins tiefste durchfühlende
und das Letzte leidenschaftlich sondernde Gehirn,
das den neuen Künstler macht, findet sich beim
Wienek, wie beim Berliner. Nur daß der Wiener
daze den Urgrund seiner alten, zeithabenden Liebe
## den Dingen, zu allem Denkbaren und Fühl¬
jcharen behält; nur daß beim Wiener die erregte
Schwingung unserer merkwürdigen Zeit von seit
alters gedünnten und empfindlich gewordenen
Nerven aufgenommen wird, während Berlin die
gröbere Schnellkraft des Ankömmlings hat. Wien
verbindet das Ohr mit der großen Zeit: Mozart.
Wien liebt man, wenn Berlin einem imponier#
Wien — wenn man Wien sagt, denkt man ig #st
zuerst# Artur Schnitzler.“